ADAC:Die Reform klappt nicht

Der Autoklub hat sein Identitätsproblem noch immer nicht gelöst: Will er Verbraucher schützen oder Geld verdienen?

Von Uwe Ritzer

Es sind Festspiele für Harmoniesüchtige: Öffentlich gestritten wird auf den jährlichen Hauptversammlungen des ADAC nie, auch nicht kontrovers diskutiert. Allenfalls mit der ein oder anderen Nein-Stimme bei Wahlen drückt man diskret seinen Unmut aus. Einigkeit nach außen steht über allem; lieber mauschelt man hinter den Kulissen. So war es auch, als der ADAC im Nachgang zum Manipulationsskandal 2014 seinen radikalen Umbau beschloss.

Wie viel der ADAC in Wirklichkeit endlich einmal offen und transparent diskutieren und klären müsste, zeigt sich momentan. Das große Reformprojekt ist ins Schlingern geraten, auch wenn sein Antreiber, ADAC-Präsident August Markl, das Gegenteil behauptet. Ehrenamtliche sind zerstritten, Mitarbeiter frustriert bis wütend, und obendrein reißen alte, fragwürdige Geschäfte wieder ein, die der ADAC doch hinter sich lassen wollte.

Die Umsetzung der Reform klappt nicht. Und dann fordert auch noch der Staat seinen Anteil, der den milliardenschweren ADAC, was Steuern angeht, jahrzehntelang unerträglich großzügig behandelt hat. All dies wirbelt eine Organisation durcheinander, die ihr grundlegendes Identitätsproblem noch nicht gelöst hat. Die Frage nämlich, ob der ADAC Verbraucherschützer sein oder möglichst viel Geld verdienen will.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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