Internetverbindung:Tonga surft nicht mehr

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Tonga liegt im südlichen Pazifik. (Foto: dpa)
  • Auf der Südseeinsel Tonga funktionieren praktisch keine Online-Dienste mehr.
  • Die Betreiberfirma Tonga Cable vermutet, dass ein Schiffsanker ihr Kabel beschädigt hat.
  • Ein Reparaturschiff muss nun vom weit entfernten Samoa zur Insel fahren.

Der Pazifikstaat Tonga ist vom Internet abgeschnitten. Grund sei ein Defekt an einem Unterseekabel, heißt es. Fast alle Online-Dienste funktionieren nicht mehr. Der Kabelschaden hatte sich am Sonntagabend bemerkbar gemacht. Das Internet fiel fast vollständig aus, internationale Telefongespräche waren nicht mehr möglich.

Die Betreiberfirma Tonga Cable vermutet, dass ein Schiffsanker ihr Kabel beschädigt hat. Es ist an der Küste von Fidschi an das weltweite Netz angeschlossen und stellt die wichtigste Datenverbindung des Landes zum Rest der Welt dar. Tonga Cable zufolge soll es am Sonntag innerhalb von zehn Kilometern Entfernung von Tongas Küste zweimal gerissen sein.

Das Königreich Tonga besteht aus mehr als 170 Inseln. Dort leben 100 000 Menschen. Die nächsten Nachbarstaaten sind Fidschi und Samoa. In Samoa - mehr als 800 Kilometer entfernt - liegt das nächste Schiff, von dem aus das Kabel repariert werden kann. Die Reparatur könnte aber, je nach Wetter, bis zu zwei Wochen dauern. Weltweit gibt es nur sehr wenige dieser speziellen Schiffe.

Mit Hilfe einer Firma, die Internet via Satellit anbietet, konnten Telefonverbindungen zwar mittlerweile wiederhergestellt werden. Datenintensive Dienste wie Youtube und andere soziale Medien blieben jedoch unzugänglich. Ein Sprecher von Tonga Cable sagte dem Nachrichtenportal Motherboard, dass der Internetanbieter die sozialen Medien absichtlich blockiere, um genug Bandbreite für wichtigere Infrastruktur zur Verfügung zu haben. Vertreter von Unternehmen beschwerten sich, dass ihre Kunden nicht mehr mit Kreditkarten bezahlen könnten.

Die Empfangsschüssel für das Satelliten-Internet wurde provisorisch in der Hauptstadt Nuku'alofa installiert. Vor dem staatlichen Telekom-Gebäude, in dem der Empfang am besten ist, stauten sich Hunderte Menschen. Reuters zitiert Polizeisprecherin Sia Adams: "Es ist, als würde man zu den Anfängen des Internets zurückreisen." Jeder dürfe 20 Minuten ins Netz, um das Nötigste zu erledigen. Vor dem Gebäude sei ein Zelt mit Stühlen als Warteraum aufgebaut worden. Die Menschen würden Überweisungen tätigen, Flugtickets kaufen und "einfach chatten", sagte eine Angestellte der Telefonfirma TCC.

Der Vorfall zeigt, wie abhängig viele Unternehmen von funktionierenden Unterseekabeln sind. Ein Hotelmanager klagte im Gespräch mit Reuters, er wisse nicht, wer über Buchungsportale wie Expedia bei ihm gebucht habe. Fluglinien wüssten nicht, ob ihre Flüge überbucht seien.

Immer wieder werden ganze Länder wegen Problemen mit Glasfaserkabeln vom Internet abgeschnitten. In Somalia fiel 2017 das Netz aus, 2008 in Teilen von Ägypten und Indien.

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