US-Präsidentschaftswahl:Eine unglückliche Idee

Schultz Trump Demokraten

Schultz ist seit Jahren Mitglied der Demokraten.

(Foto: dpa)

Der ehemalige Starbucks-Chef Howard Schultz will gegen Trump antreten. Er ist Mitglied der Demokratischen Partei, doch der Milliardär will als Unabhängiger kandidieren - das würde nur einem helfen: Donald Trump.

Kommentar von Alan Cassidy, Washington

Viele Marktforscher in den USA beschäftigen sich gern damit, Unternehmen und Markennamen darauf zu untersuchen, wie beliebt sie bei Parteigängern der Demokraten und der Republikaner sind. Von allen amerikanischen Firmen gibt es dabei kaum eine, denen Demokraten so sehr verbunden sind wie Starbucks. Die Kaffeekette verwendet viel Zeit auf die Pflege ihres Images, das möglichst weltoffen und progressiv sein soll. Wer in Amerika mit einem Latte von Starbucks herumläuft, unterstreicht nicht nur seine Präferenz für teuren, in Milchschaum ertränkten Kaffee, sondern setzt auch ein politisches Statement.

Nun sieht sich Starbucks allerdings einem Sturm der Entrüstung ausgesetzt - ausgerechnet aus jenen linksliberalen Kreisen, die das Unternehmen hofiert. In den sozialen Medien ist von Boykott die Rede. Der Grund für die Wut ist die Ankündigung von Howard Schultz, sich eine Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahl zu überlegen - eine Kandidatur, die sich gegen Donald Trump richtet, aber diesem eigentlich nur helfen kann. Schultz ist der Mitgründer und frühere Chef von Starbucks. Er hatte großen Anteil daran, dass aus ein paar Coffeeshops in Seattle ein globales Kaffee-Imperium wurde.

Der New Yorker ist seit vielen Jahren Mitglied der Demokratischen Partei. Würde er als einer von vielen Bewerbern an den demokratischen Vorwahlen teilnehmen, wäre das eine sinnvolle Sache: Ein erfolgreicher Unternehmer würde bei den Demokraten während des Wahlkampfs um die Nominierung für einen Wettbewerb der Ideen sorgen. Doch Schultz geht einen anderen Weg: Der Milliardär will, wenn er denn antritt, als Unabhängiger kandidieren, wie er am Wochenende sagte. Eine zweite Amtszeit Trumps müsse unbedingt verhindert werden, aber der Gegner könne nicht aus einer der beiden Parteien stammen, die Schultz für extrem hält, sondern müsse aus dem politischen Zentrum kommen.

Schultz hat keine realistische Chance, zum Präsidenten gewählt zu werden. Das gelang in der Geschichte der USA noch keinem, der für eine Drittpartei antrat. Mit seiner Kandidatur würde Schultz die Wahl aber beeinflussen. Auch wenn er nicht als Vertreter der Demokraten antritt, sind viele seiner Positionen linksliberal. Er spricht sich zum Beispiel dafür aus, illegalen Einwanderern zur Staatsbürgerschaft zu verhelfen, er will auch den Austritt der USA aus dem Klimavertrag von Paris rückgängig machen.

Die Präsidentschaftswahl wird sich in einigen wenigen Bundesstaaten wie Wisconsin, Michigan und Pennsylvania entscheiden, in denen Trump 2016 mit weniger als einem Prozentpunkt Vorsprung gegenüber Hillary Clinton gewann. Wenn Schultz dem Kandidaten der Demokraten dort nur einen Bruchteil der Stimmen wegnimmt, kann das bereits reichen, um die Opposition gegen Trump zu zersplittern und ihm so zur Wiederwahl zu verhelfen.

Schon einmal profitierten die Republikaner von einer solchen Konstellation. Dass George W. Bush 2000 zum Präsidenten gewählt wurde, verdankte er der Tatsache, dass der grüne Verbraucherschutzanwalt Ralph Nader einige Tausend entscheidende Stimmen holte, die dem Demokraten Al Gore fehlten.

Ob Schultz tatsächlich kandidiert, will er in den nächsten Monaten entscheiden. Er täte sich und allen Latte-Trinkern dieser Welt einen Gefallen, wenn er darauf verzichten würde.

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