Mediaplayer:Bunte Zauberkünste

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Der Pixar-Kurzfilm „Lou“ von Dave Mullins aus dem Jahr 2017. (Foto: Pixar)

Eine Kollektion mit kurzen Trickfilmen zeigt, dass die Animationskünstler von Pixar nicht nur bei Spielfilmen große Meister sind, sondern gerade auch in der kleinen Form.

Von Benedikt Frank

Das Animationsstudio Pixar ist das erfolgreichste der Welt. Keiner der 20 Kinofilme seit "Toy Story" 1995 war ein Flop. Mit neun gewonnenen Oscars für den besten Animationsfilm, eine Kategorie, die 2002 ins Leben gerufen wurde, führt Pixar auch dieses Rennen mit großem Vorsprung an. Das Studio ist heute die Marke für verlässlich gute Familienunterhaltung schlechthin, so wie es Disney vor Pixar einmal war, weshalb dem Walt-Disney-Konzern auch wenig anderes übrig blieb, als sich das Computertrickfilmstudio einzuverleiben. Doch Pixars Animationskünstler sind nicht nur Meister der Langform, vielmehr kehren sie immer wieder gerne zu ihren Kurzfilm-Wurzeln zurück.

Eine Erinnerung an den ersten Zweiminüter des ehemaligen Chefs John Lasseter kann man vor jedem Film im Logo sehen: Die Schreibtischlampe Luxo Jr. hüpft ins Bild und macht das I in Pixar platt. Bis vor kurzem war Lasseter oberster künstlerischer Leiter von Pixar und Disney. Nachdem ihm sexuelle Belästigung vorgeworfen wurde, trat er zurück. "Luxo Jr." war 1986 eine technische Demonstration mit Geschichte, eine frühe Vorahnung, wie Computer die Animationsbranche verändern würden. Der dann schon fünfminütige Film "Tiny Toy" zwei Jahre später, enthält bereits die wichtigsten Elemente von "Toy Story", Pixars Premiere und Durchbruch im abendfüllenden Format. Diese frühen Pixar-Shorts veröffentlichte das Studio erstmals 2007 gesammelt auf DVD. Nun ist man bei der dritten Ausgabe der Kurzfilm-Kollektion angekommen, die 13 seit 2012 entstandene Filme vereint.

Wie schon zu Anfangszeiten des Studios sind die kurzen Pixar-Produktionen nicht nur liebevolle Eigenpromotion, sondern stets Experiment mit neuen Techniken und Figuren. Sie sind eigene Kunstwerke, die zusammen mit einem der Langfilme Premiere feiern oder sich in den Menüs von DVDs und Blu-rays verstecken. Immer wieder erforschen sie andere Seiten von schon bekannten Charakteren. Mark Walshs "Partysaurus Rex" lässt etwa den introvertierten Dinosaurier aus "Toy Story" eine Party im Badezimmer schmeißen. Wie die Vorgänge in der Gefühlsschaltzentrale von "Alles steht Kopf" weiter gehen könnte, imaginiert Josh Cooley in "Rileys erstes Date". Ein weiterer Kurzfilm handelt von einem genial-gefährlichen Plan der "Monster AG"-Helden Mike und Sulley, ihre Studentenverbindung aufzumischen.

Andere Kurzfilme sind Ausdruck der kreativen Vielfalt bei Pixar, die sich auch aus Menschen mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen speist. "Bao" ist aktuell als bester animierter Kurzfilm für den Oscar nominiert. Die chinesisch-kanadische Regisseurin Domee Shi transformiert darin ihr Erlebnis mit einer überbehütenden Mutter in eine herzliche Geschichte, in der eine chinesische Teigtasche zum Leben erwacht. Ähnlich biografisch motiviert ist Sanjay Patels Film "Sanjays Super Team", ein Tagtraum über die Parallelen zwischen den Hindu-Göttern seines Vaters und seiner eigenen Liebe für Superhelden-Cartoons.

In Saschka Unselds "Der blaue Regenschirm" gibt es den schönsten Regen in einem Animationsfilm überhaupt. Wie sich das Licht einer nächtlichen Großstadt fast fotorealistisch in Pfützen und Regentropfen spiegelt, ist für Pixar ein Update seiner Visualisierungsalgorithmen, das Zuschauer noch mehr in die ohnehin schon hübschen 3-D-Welten zieht. Zusätzlich bekommt die simple Junge-trifft-Mädchen Erzählung einen guten Dreh, weil sie über Gegenstände erzählt wird, die sich nur eingeschränkt bewegen können und darum auf Wind und Wetter angewiesen sind.

Überhaupt nehmen die Pixar-Leute die Grundlagen ihrer Zunft sehr ernst und heben sie immer wieder auf neue Ebenen. Animation, das steckt schon im Wort, ist die Kunst, einem toten Ding Leben einzuhauchen, ihm eine Seele zu geben. Das hat Pixar bereits mit seinem heutigen Maskottchen Luxor Jr. getan. Auch der Sechsminüter "Lou" besinnt sich auf diese Tradition. Der Inhalt einer Kiste mit Fundsachen ist die Hauptfigur, ihren fantastischen Körper bilden Bälle, Kleidungsstücke und Spielsachen, die sich ständig neu arrangieren. Ein Sinnbild für die Dynamik der Pixar-Kunst.

Pixar Kurzfilm Collection 3 , erscheint am 7. Februar auf DVD.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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