Amtsgericht:20-Jähriger schießt an Silvester mit Rakete auf Passanten

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Auf dem Münchner Marienplatz herrschte beim Jahreswechsel 2017 Angst und Schrecken. Die Polizei zeigte 40 Feuerwerker an. Einer ist nun in Starnberg verurteilt worden.

Von Christian Deussing, Weßling/München

Angst und Schrecken in der Silvesternacht 2017: Ein junger Mann soll damals eine Silvesterrakete in der Hand gezündet und gezielt auf eine Menschenmenge auf dem Münchner Marienplatz abgefeuert haben. Dabei wurde wie durch ein Zufall niemand verletzt. Polizisten hatten die Tat beobachtet und den Asylbewerber aus Weßling festgenommen. Vor dem Jugendgericht Starnberg leugnete der 20-jährige Angeklagte am Dienstag zunächst die Attacke mit dem Feuerwerk, gab aber nach Rücksprache mit seinem Verteidiger den Vorwurf doch zu. Er wurde wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und des "Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion" dazu verurteilt, 900 Euro an den Sozialverein "Brücke" zu zahlen.

Zudem muss der 20-Jährige, der im Prozess auf einen Dolmetscher angewiesen war und in einem Hotel beschäftigt ist, auf eigene Kosten einen Deutschkurs absolvieren. Damit folgte Jugendrichter Ralf Jehle dem Strafantrag der Staatsanwältin, die von einer "absolut überflüssigen Tat" sprach und dem Angeklagten zuerst vorwarf, die Beteiligten im Prozess "für dumm zu verkaufen". Denn der Angeklagte behauptete, dass ein Fremder gegen die Flasche getreten habe, in der die Silvesterrakete starten sollte. Dadurch sei deren Flugbahn verändert worden, meinte der Asylbewerber. Allerdings hatte er bei der Polizei früher noch ausgesagt, dass die Rakete defekt gewesen sei.

Man habe genau gesehen, wie der Mann den Feuerwerkskörper in der Hand gezündet und quer über den Marienplatz absichtlich in Richtung der etwa 20 Meter entfernt stehenden Menschen abgefeuert habe, berichten zwei Polizisten im Gericht. Der Täter habe sich über die Explosion "ziemlich gefreut" und sei nicht darüber erschrocken gewesen. "Es war wahnsinnig und wie im Krieg", sagte dazu eine der beiden Zeugen. Allein ihr Polizei-Einsatzzug musste in der damaligen Silvesternacht 40 Personen anzeigen, weil diese mit abgefeuerten Böllern und Raketen Besucher auf dem Marienplatz gefährdet hätten, die nicht ausweichen konnten. In Panik und Angst seien viele Leute - darunter Eltern und ihre Kinder - wegen der explosiven Einschläge davon gelaufen.

Nach diesen eindeutigen Aussagen der Münchner Beamten merkte der Verteidiger offenbar, dass sein Mandant mit seiner Version kaum noch durchkommen werde - dass nämlich etwas mit der Flugbahn der Rakete schiefgelaufen und sie versehentlich in der Menge gelandet sei. Nach einem kurzen Rechtsgespräch kam es dann zum Geständnis in letzter Minute: "Es war ein Fehler, und ich entschuldige mich dafür", erklärte der Asylbewerber und bekundete in seinem Schlusswort, "Respekt vor dem Gesetz" zu haben.

Man könne von Glück reden, dass es bei dem gezielten Abschuss der Rakete keine Verletzten gegeben habe und den Leuten zumindest nichts "Nachweisbares passiert ist", betonte der Richter. Ansonsten hätte wohl eine bis zu vierwöchige Arreststrafe verhängt werden müssen. Diese droht dem Flüchtling allerdings immer noch, wenn er nicht zahlt und den Deutschkurs nicht belegt. "Ich will Sie hier nicht wiedersehen", gab Jehle dem 20-Jährigen auf den Weg. Der Mann nahm das Urteil an.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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