Brexit:Tusk: "Besonderer Platz in der Hölle" für die Brexiteers

Leo Varadkar und Donald Tusk 2019 in Brüssel

Der irische Premierminister Leo Varadkar (l.) und Donald Tusk in Brüssel.

(Foto: REUTERS)
  • Bei einem Treffen mit dem irischen Regierungschef Varadkar provoziert EU-Ratspräsident Tusk die Brexit-Befürworter.
  • "Ich habe mich gefragt, wie der besondere Platz in der Hölle für jene aussieht, die den Brexit vorangetrieben haben, ohne auch nur den Entwurf eines Plans zu haben, ihn sicher über die Bühne zu bringen", sagt Tusk.
  • Varadkar prophezeit später: "Die werden Ihnen fürchterlichen Ärger machen in der britischen Presse."

Donald Tusk ist für seine ironischen Kommentare bekannt. Im September hatte der EU-Ratspräsident ein Bild von sich und der britischen Premierministerin Theresa May an einem Kuchenbuffet bei Instagram gepostet. Mit ironischem Bezug zu den schwierigen britischen Wünschen bei den Brexit-Verhandlungen schrieb er dazu: "Ein Stück Kuchen, vielleicht? Sorry, keine Kirschen." Der Vorwurf, sich nur das Beste herauszupicken, löste in Großbritannien große Entrüstung aus.

Das Brexit-Drama ist auch Monate später noch nicht beendet und Tusk hat inzwischen seine eigenen Vorstellungen davon entwickelt, was den britischen Brexit-Anhängern zusteht: ein Platz in der Hölle. "Ich habe mich gefragt, wie der besondere Platz in der Hölle für jene aussieht, die den Brexit vorangetrieben haben, ohne auch nur den Entwurf eines Plans zu haben, ihn sicher über die Bühne zu bringen", sagte Tusk nach einem Treffen mit dem irischen Regierungschef Leo Varadkar am Mittwoch in Brüssel.

Im Anschluss an seine eigene Rede sagte Varadkar später zu Tusk, als die Mikrofone noch eingeschaltet waren: "Die werden Ihnen fürchterlichen Ärger machen in der britischen Presse." Unklar ist aber, ob er damit Reaktionen auf Tusks Gedanken an die Hölle meinte oder Ärger wegen der weiteren Verhandlungen. Oder beides. Tusk jedenfalls lachte und nickte zustimmend.

Die ersten Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Nur kurze Zeit nach dem Höllensatz reagierte etwa Nigel Farage, einer der schärfsten Austritts-Befürworter: "Nach dem Brexit werden wir frei sein von nichtgewählten, arroganten Tyrannen wie Ihnen", schrieb er auf Twitter in Richtung Tusk. "Klingt für mich mehr wie der Himmel."

In seiner Rede sagte Tusk, er glaube immer noch, dass eine gemeinsame Lösung für einen geregelten EU-Austritt Großbritanniens möglich sei. "Und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, sie zu finden." Er hoffe er auf neue Ideen aus Großbritannien, insbesondere zur Lösung der irischen Grenzfrage. "Gebt uns eine glaubhafte Garantie für Frieden in Nordirland und Großbritannien wird die EU als vertrauenswürdiger Freund verlassen", sagte Tusk. Hoffentlich habe May, die am Donnerstag in Brüssel erwartet wird, nun einen "realistischen" Plan für den Brexit dabei.

Der von der britischen Regierung mit der EU ausgehandelte Austrittsvertrag wurde vom Parlament in London abgelehnt. Seither droht ein ungeordneter Austritt Großbritanniens mit gravierenden Folgen für die Wirtschaft zu beiden Seiten des Ärmelkanals und die innerstaatlichen Beziehungen.

Mit Material der Nachrichtenagentur AFP

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