Jahresausstellung des Kunstvereins:Kleidungsstücke gesucht

Jahresausstellung des Kunstvereins: Gisela Heides "Kleiderwerkstatt" in der Alten Brennerei in Ebersberg. Hier wird aus Gewändern mit Erinnerungswert ein Kunstwerk.

Gisela Heides "Kleiderwerkstatt" in der Alten Brennerei in Ebersberg. Hier wird aus Gewändern mit Erinnerungswert ein Kunstwerk.

(Foto: Christian Endt)

Gisela Heide plant textile Performance

Von Anja Blum, Ebersberg

Vermutlich hängt in fast jedem Kleiderschrank des Landkreises ein Gewand, das nicht mehr getragen wird, von dem sich der Besitzer oder die Besitzerin aber bislang nicht trennen mochte - da wichtige Erinnerungen damit verbunden sind. Nun aber gibt es für alle Ebersberger zu den Alternativen Weiter-Aufheben oder Altkleidersammlung eine weitere Option: Die Künstlerin Gisela Heide aus Moosach lädt dazu ein, ihr genau solche Kleidungsstücke zu überlassen. Im Rahmen der Jahresausstellung des Kunstvereins, die an diesem Freitag eröffnet wird, startet sie nämlich ihr Kunstprojekt "Identität und Erinnerung - Transformationen". Dafür wünscht sich Heide ausdrücklich Gewänder unterschiedlicher kultureller Herkunft und diverser Trageanlässe.

Stoffe und ihre Muster bestimmen schon lange die Malerei von Gisela Heide, schließlich sind Kleider des Menschen zweite Haut, mit der er sich schützt und zugleich ausdrückt. Allerdings geht es Heide beileibe nicht um Mode, sondern um den Vorgang des Fühlens und Erinnerns. Auf ihren Bildern wirken Pullover, Blusen und Co. ikonografisch, die oft überlebensgroßen Gewänder scheinen um Körper geschmiegt, obwohl diese nicht sichtbar oder nur angedeutet sind. Der Mensch rückt in die Ferne, doch die aus transparenten, sich durchdringenden Malschichten bestehenden stofflichen Hüllen scheinen zu atmen, zu leben.

Die Jahresausstellung des Kunstvereins trägt den Titel "Wo bitte, geht's nach Arkadien?", wirft einen kritischen Blick auf die Gegenwart und will alternative Denkansätze aufzeigen. Gisela Heide ist eine der 36 ausstellenden Künstlerinnen und Künstler. In einer "Kleiderkammer" in der Alten Brennerei wird sie aus einzelnen Gewändern eine textile Installation erschaffen. Das Projekt hat also einen prozesshaften, werkstattartigen Charakter und wird sich während der Ausstellung immer wieder verändern. Besucher können durch Kleiderspenden an der Entstehung des Kunstwerks partizipieren und es mitgestalten. So wird der Einzelne hier in einen kollektiven Zusammenhang gestellt: "Die Vorstellung eines abgegrenzten Ichs und eines individuellen Lebensglücks wird abgelöst von der Idee der Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit, der Teilhabe und Gebundenheit an einen größeren geistigen und gesellschaftlichen Organismus", schreibt Gisela Heide.

Die Kleidungsstücke können in der Galerie oder nach Vereinbarung unter (0162) 601 81 02 bis Sonntag, 3. März, abgegeben werden. Eine Woche später, am Sonntag, 10. März, präsentieren Gisela Heide und Cornelia Melián, ebenfalls Künstlerin aus Moosach, die Performance "I'm cutting - transformation". Dann können die Kleidungsstücke verwandelt gesehen und erlebt werden.

Jahresausstellung des Kunstverein Ebersberg "Wo bitte, geht's nach Arkadien?" in der Alten Brennerei, Vernissage an diesem Freitag, 8. Februar, um 19 Uhr. Finissage am Sonntag, 10. März, um 16 Uhr Liveperformance "I'm cutting - transformations".

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