Kratzers Wortschatz:Die Latten der Abfahrtsläufer

Lesezeit: 1 min

ORF-Sportplauderer Armin Assinger unterhält das Fernsehpublikum bei der Ski-Weltmeisterschaft in Schweden mit bildhafter Sprache und ehrwürdigen alten Wörtern

Kolumne von Hans Kratzer

Latten

Bei der Ski-Weltmeisterschaft in Schweden machen in diesen Tagen nicht nur die Sportler, sondern auch manche Kommentatoren auf sich aufmerksam. Allen voran der ORF-Plauderer Armin Assinger, der ja auch Träger der Bairischen Sprachwurzel ist und als solcher den Abfahrtslauf der Männer überaus bildhaft kommentiert hat. Seiner Diktion zufolge war einer der Rennläufer "unterwegs wia d'Feierwehr", einen, der in den Tiefschnee fuhr, bedauerte er mit den Worten "sofort hast du oane bicken" und über einen, der die Ideallinie nicht fand, resümierte er, "häd er miassn schneller sein, wann er was reißen will". Über den Rennläufer Kilde sagte Assinger, er sei auf "Head-Latten" unterwegs, er meinte auf Skiern der Marke Head. Das einer zu Skiern Latten sagt, das hat man lange nicht gehört. Früher, als die Skier noch schlichte Holzlatten waren, da traf das Wort ins Schwarze, bei den heutigen High-Tech-Brettern klingt es spaßig. Das Wort Latte, schon im Althochdeutschen als lat(t)a zu finden, bedeutete ursprünglich: langes und flaches Stück Holz. Im Fußball versteht man unter der Latte die Querstange des Tors. Heute ist das Wort Latte populär durch das großstädtische Trendgetränk Latte macchiato. In der Sexualsprache wird das Wort Latte für die männlichen Genitalien verwendet. 2013 fand das Wort Lattenkrimi Eingang in das Langenscheidt-Wörterbuch "Jugendsprache unplugged", und zwar als Synonym für Pornofilm.

Obergschaftler

Der Prozess gegen den suspendierten Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs leidet bisweilen unter roher Sprache. Kürzlich bezeichnete Wolbergs bei einem Wortgefecht einen Staatsanwalt als einen Obergschaftler. Darin steckt das Verb gschafteln (sich aufspielen, wichtig machen). Obergschaftler wirkt als Schimpfwort noch verletzender als Gschaftlhuber. Wie das Gscheithaferl nimmt sich der Gschaftlhuber wichtig. Das Leben lehrt, dass es bei Gschaftlhubern mit der Gescheitheit oft nicht weit her ist. Umso frecher wirkt der Anwurf Obergschaftler.

© SZ vom 12.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: