Obergiesing:"Wir müssen bauen, bauen, bauen"

Bayerns Bauminister und OB Dieter Reiter geben den Startschuss für ein ehrgeiziges Projekt auf dem Areal der früheren McGraw-Kaserne. Insgesamt 1000 Wohnungen werden dort in den kommenden Jahren entstehen

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Ein Bauminister und ein Oberbürgermeister in Feierlaune, eine gut bestückte Bar in Sichtweite - eigentlich waren am Dienstagnachmittag im Foyer des Staatsministeriums am Franz-Josef-Strauß-Ring alle Voraussetzungen gegeben, um miteinander anzustoßen. Denn Grund dazu hätten Hans Reichhart (CSU) und Dieter Reiter (SPD) allemal gehabt. In einer gemeinsamen Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des Architektenwettbewerbs läuteten sie gewissermaßen die kurz bevorstehende Bebauung der ehemaligen McGraw-Kaserne ein. Und wenn Reiter sagte, "heute ist ein guter Tag für den Wohnungsbau in München", dann sprach er sicherlich auch im Sinne Reichharts. Denn der hatte schon den Termin mit dem Wort eröffnet: "Wir können ihnen heute etwas präsentieren, was wir beide wollen - Wohnraum."

Bebauung McGraw Kaserne Obergiesing

Ende des Stillstands: Auf dem Areal der McGraw-Kaserne will der Freistaat jetzt Wohnungen bauen. Den Wettbewerb gewannen Teleinternetcafe, MLA+ und Treibhaus. Simulation: Teleinternetcafe, MLA+, Treibhaus

Insgesamt 1000 Wohnungen sollen in den kommenden Jahren auf dem früheren Stützpunkt des amerikanischen Militärs entstehen. In einem ersten Bauabschnitt steht dabei das Gebäude der ehemaligen University of Maryland im Mittelpunkt. Im Bestand sollen hier 150 Wohnungen geschaffen werden. Der ursprünglich bereits vorgesehene Beginn der Arbeiten verzögert sich allerdings seit einigen Monaten. Schuld daran war die massive Belastung des Gebäudes mit giftigen Altlasten - ein Erbe der US-Militärs. Allerdings, so darf man den Bauminister verstehen, sollen diese Hindernisse noch in diesem Jahr aus dem Weg geräumt werden und der eigentliche Ausbau der Gebäudehülle in Angriff genommen werden.

Obergiesing: Der zweite Preis ging an Zanderroth Architekten in Berlin. Simulation: Zanderroth Architekten Berlin

Der zweite Preis ging an Zanderroth Architekten in Berlin. Simulation: Zanderroth Architekten Berlin

Tatsächlich neu gebaut wird hingegen im nächsten Bauabschnitt, zu dem der Architektenwettbewerb ausgelobt worden war. Als Gewinner des ersten Preises gingen daraus die Architekturbüros Teleinternetcafe und MLA+ aus Berlin sowie die Landschaftsarchitekten von Treibhaus aus Hamburg hervor. Sie haben die Eckdaten und die Gestaltung für eine Wohnbebauung entwickelt - südlich der sogenannten Wagenhalle auf dem Areal zwischen dem McGraw-Graben, in dem die Tegernseer Landstraße verläuft, der Stadelheimer Straße und der Warthofstraße.

Obergiesing: Steidle Architekten in München belegten Platz 3. Simulation: Steidle Architekten München

Steidle Architekten in München belegten Platz 3. Simulation: Steidle Architekten München

Die Planer gliederten dabei das Gebiet in hofartige Bausteine, die aber nicht ganz geschlossen sind. 350 Wohnungen will der Freistaat dort schaffen, zusätzlich sollen in dem Komplex an der Stadelheimer Straße 215 Appartements entstehen. Wobei für den Eigentümer Freistaat die Prämisse lautet, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen für Bedienstete, die nicht unbedingt mit üppigen Gehältern gesegnet sind und die sich ansonsten die Miete in München kaum oder gar nicht leisten können.

Reiter dankte deshalb Reichhart nachdrücklich dafür, "dass jetzt etwas vorwärtsgeht. Es ist genau das, war wir jetzt brauchen". Schließlich habe auch er als Stadtoberhaupt größtes Interesse daran, dass Polizisten und Krankenschwestern günstig zur Miete leben können. Und er fügte hinzu: "Wir werden dieses Projekt gemeinsam mit größtmöglicher Geschwindigkeit vorantreiben." Wobei er sich den Seitenhieb auf die Staatsregierung nicht verkneifen wollte und anfügte - "auch wenn das in der Vergangenheit nicht immer so war". Und offenbar dürfte es nach dem Geschmack des OB gerne noch etwas schneller gehen: "Meine Begeisterung für die Dynamik des Projekts ist durchaus noch steigerungsfähig", sagte Reiter in Richtung Bauminister frotzelnd.

Das tat der guten Laune Reichharts aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, er rechnet damit, noch heuer die Baugenehmigung der Stadt zu bekommen. Im nächsten Jahr könnte dann bereits der Spatenstich erfolgen. Auch Reiter will nach eigener Aussage diesen Zeitplan unterstützen.

Bauabschnitt drei dürfte hingegen deutlich später starten: Mit der Konversion der denkmalgeschützten Wagenhalle in Wohnraum soll die vom Freistaat 2018 gegründete Wohnungsbaugesellschaft Bayern-Heim betraut werden. Wie lange die Wagenhalle noch stehen werde, orakelte Reiter, werde man ja sehen. Und Bauminister Reichhart scheint ebenfalls gewillt zu sein, in München schnellstmöglich weitere Wohnungen zu schaffen: "Wir schauen uns gerade wirklich jede Fläche an. Wir müssen bauen, bauen, bauen." Die Bar wurde übrigens dann doch noch benötigt: Am Abend wurde die Ausstellung mit den Arbeiten aller Wettbewerbsteilnehmer eröffnet.

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