Geschichte der A380:Ein kränkelnder Riese verendet

Eigentlich sollten die Riesenflieger von Airbus 40 Jahre lang Geld einbringen. Tatsächlich ist die Geschichte der A380 ein einziger Sinkflug.

Von Sven Lüüs

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2005:Der Jungfernflug des Riesen-Babys

Erfolgreicher Testflug des neuen Airbus A380, 2005

Quelle: dpa/dpaweb

Der Vogel fliegt: Auf seinem Jungfernflug hob er in Toulouse ab und landete dort wieder. Die A380 ist auch heute noch das größte Passagierflugzeug, das es gibt. Die Standardversion sollte 555 Passagiere transportieren können; mittlerweile gibt es sogar eine Version, die 853 Personen Platz bietet. Airbus kündigte 2005 an, über 40 Jahre hinweg 150 Milliarden Euro mit der A380 verdienen zu wollen.

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2007:Schwere Geburt

Erster Airbus A380 geht am 15. Oktober an Singapore Airlines

Quelle: dpa

Der Jungfernflug in Toulouse bedeutete noch lange nicht, dass die Airlines mit dem Großraumflugzeug von diesem Zeitpunkt an Geld verdienen. Bis es so weit war, dauerte es noch zweieinhalb Jahre. Am 15. Oktober 2007 kaufte Singapore Airlines den ersten Airbus, am 25. Oktober flog er das erste Mal mit zahlenden Passagieren an Bord, von Singapur nach Sydney.

Der Flugzeugbauer Airbus wollte die erste Maschine eigentlich schon im ersten Quartal 2006 verkaufen, aber die Verkabelung bei der A380 funktionierte nicht so richtig, es musste also noch mehr als ein Jahr lang nachjustiert werden.

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2012:Risse in den Tragflächen

Airbus A380

Quelle: dpa

Im Januar 2012 wurden Haarrisse im Inneren der Flügel mehrerer Airbus-Flugzeuge entdeckt. Zu der Zeit waren bereits 68 Riesenflieger ausgeliefert worden. Laut Airbus bestand zwar keine Gefahr für die Sicherheit der Fluggäste, dennoch musste der europäische Flugzeugbauer bei den betroffenen Maschinen nachbessern. Außerdem kündigte die europäische Flugsicherung im Mai an, die Tragflächen häufiger zu kontrollieren.

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2014:Der kleine Bruder ist beliebter

The new Airbus A350 flies over Toulouse-Blagnac airport during its maiden flight in southwestern France

Quelle: REUTERS

Der selbstgebaute Konkurrent hebt ab: die A350. Am 14. Juni 2014 absolvierte der Prototyp seinen Jungfernflug. Auch in Toulouse. Das Versprechen: ein kleinerer Flieger, der dafür aber auch leiser ist und weniger Kerosin verbraucht. Schon zum Zeitpunkt des Jungfernflugs, also vor der eigentlichen Präsentation, waren mehr als 600 Maschinen des Typ A350 bestellt. Ungefähr doppelt so viele wie damals bei der A380 - und der hatte seinen Jungfernflug neun Jahre zuvor.

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2014:Aus der A380 angedeutet

Airbus - Harald Wilhelm

Quelle: Tobias Hase/dpa

Der kleine Bruder hat den großen zurückgedrängt und 2014 kommen Zweifel auf, ob man den Riesenvogel A380 überhaupt noch braucht. Finanzchef Harald Wilhelm (Foto) sprach von einem möglichen Aus, wenn sich die A380 nicht rechnet. Flugzeugbau-Chef Fabrice Brégier revidierte das. Die Baukapazität der A380 sei ausgelastet, denn es würden genug Bestellungen des Flugzeugtyps vorliegen, sagte er vor Investoren.

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2016:Bestellt ist nicht gekauft

Neuer A380 Airbus für Quantas in Australien angekommen

Quelle: dpa

Gesichert waren die Bestellungen aber nicht, die Airbus noch so lange am Leben halten sollten. Die australische Fluggesellschaft Qantas erwog zum Beispiel, die Bestellungen von acht Flugzeugen wieder zurückzuziehen. Auch Lufthansa, Air France, Etihad und British Airways sahen die Zukunft des Riesenfliegers kritisch.

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2019:Größter Kunde setzt wohl auf kleinere Modelle

Emirates Airbus A380

Quelle: Sven Hoppe/dpa

Die Fluglinie Emirates aus Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten zeigt weniger Interesse an A380-Flugzeugen. Emirates hat 108 Flieger dieses Typs in der Flotte und ist damit der größte A380-Kunde. Im Januar 2018 hat Emirates noch einmal 20 neue Flieger des Typs bestellt und damit eigentlich sichergestellt, dass die Produktion der A380 ungefähr bis 2030 ausgelastet sein wird. Damit war aber auch klar, dass Airbus Emirates komplett ausgeliefert ist. Nachdem Emirates angekündigt hat anstatt 162 nur 123 A380 zu kaufen, gibt es laut Airbus keine Grundlage mehr für eine Fortsetzung der Produktion. Einige Bestellungen will das Unternehmen in die kleineren Modelle von Airbus, A350 und A330, umwandeln.

Kurz zuvor stornierte schon Qantas die eigentlich bestellten acht Maschinen des Typs A380. Auf dem Papier gibt es jetzt noch Bestellungen für 26 weitere A380, realistisch davon sind aber nur drei, nämlich die der japanischen All Nippon Airways.

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2019:Der Pottwal der Lüfte stirbt

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Quelle: Martin Bernetti/AFP

40 Jahre wollte Airbus mit der A380 Geld verdienen. Stimmen aus der Branche sagen, man habe die A380 nie wirklich gebraucht. Die Geschichte der A380 ist ein einziger Sinkflug. Nun hat der Flugzeugbauer das Aus verkündet. Die letzte Auslieferung ist für 2021 geplant.

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