Peter Hackel und seine Zither-Moves:Verjüngungskur

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Als Gitarrist war Peter Hackel die Zither sofort sympathisch. Er entdeckte die Möglichkeiten des Instruments mit unvoreingenommenen Interesse und einem frischen Blick. (Foto: oh)

Ein altehrwürdiges Instrument mit viel Charme und Möglichkeiten, aber nur noch wenige es. Der Lehrer der Kreismusikschule Erding hat neue und frische Stücke geschrieben

Von Florian Tempel, Erding

"Die Zither ist ein Instrument, das den Übergang in die Neuzeit nicht geschafft hat", sagt Peter Hackel, und er findet das schade. Nur noch wenige lernen das Saiteninstrument, selbst in der Volksmusik scheint es aus der Mode gekommen zu sein. An der Kreismusikschule Erding sind es aktuell immerhin 16 Schülerinnen und Schüler, die das Zitherspielen erlernen. An allen 215 Schulen im Verband der bayerischen Sing- und Musikschulen sind es 236, dazu kommen noch mal 88 weitere in ganz Deutschland. Viele sind das nicht. Hackel hat die genauen Zahlen in dieser Woche herausgesucht, um die Aktualität des Handlungsbedarfs zu unterstreichen. Man muss etwas tun, damit die Zither nicht aus dem Musikleben verschwindet.

Die "Zither-Szene", sagt Hackel, sei dabei alles andere als verschlafen und träge, "die sind sehr erfinderisch". Es gibt Events, die überregional Aufmerksamkeit erregen, wie das "Zither am Berg"-Festival, bei dem sich am Wendelstein Zither-Spieler aus aller Welt trafen. Oder das Festival "Zither auf Zeche", das auf der Zeche Zollern in Dortmund daran erinnert hat, dass es im Ruhrgebiet einst Zither-Vereine im zweistelligen Bereich gab. Es waren Migranten aus Bayern und Österreich, die im 19. Jahrhundert ins Ruhrgebiet gegangen waren und ihr Instrument als ein Stück Heimat mitgebracht hatten. Es gab Zeiten, als in fast jeder Arbeiterfamilie im Pott eine Zither existierte. Da schau her!

Hackel ist kein Zither-Spieler, sondern Gitarrist und stellvertretender Leiter der Kreismusikschule Erding. Aber als er vor drei Jahren Georg Glasl in einer "Jugend musiziert"-Jury in Regensburg kennenlernte, war es um ihn geschehen. Glasl erzählte ihm so begeisternd von der Zither, dass Hackel Feuer fing. Georg Glasl, der an der Musikhochschule München arbeitet und wohl weltweit der einzige auf die Zither spezialisierte Professor ist, bat Hackel schließlich, ein paar zeitgemäße Unterrichtsstücke zu schreiben. Er wusste, dass Hackel das kann, denn er hat schon viele eigene Stücke für Gitarrenschüler komponiert. Stücke, die ins Ohr gehen und schön zu spielen sind, die aber auch didaktischen Mehrwert haben, weil sie die Möglichkeiten des Instruments aufzeigen.

Hackel lieh sich eine Zither aus dem Fundus der Kreismusikschule. Ohne sich genau schlau zu machen, "habe ich sie alleine für mich entdeckt." Als Gitarrist war ihm eine Zither nicht völlig fremd. Auch etymologisch stammen Zither und Gitarre ja beide von der altgriechischen Kithara ab. 2017 schuf er zunächst drei Stücke, die in der Notenbeilage des Magazins des Deutschen Zitherbundes - dessen Vorsitzender natürlich Professor Georg Glasl ist - gedruckt und veröffentlicht wurden.

Hackels frischer Blick auf die Zither überzeugte. Mit einfachen, aber zauberhaft klingenden Ton-Clustern, wirkungsvollen Powerchords und perkussiven Elementen hatte er Stück geschaffen, die sehr gut ankamen. Im vergangenen Jahr hat Hackel dann das komplette Notenheft des Zither-Magazins mit weiteren Stücken alleine bestritten. Mit mal zarten und luftigen Duetten, mal rockigen und bluesigen Stücken, die den Zither-Schülern Spaß machen, wie das positive Feedback bestätigte.

An diesem Samstag reisen 16 Zither-Pädagogen aus Deutschland und Südtirol an, um in Erding mit Georg Glasl und Peter Hackel einen Workshop zu absolvieren. Zum Abschluss spielen drei Studentinnen Stücke von Hackel, Glasl und aus der Renaissance. Das Konzert kann von allen Interessierten besucht werden.

Zither-Moves , Abschlusskonzert, Samstag, 16. Februar, 17 Uhr, Kreismusikschule, Eintritt frei

© SZ vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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