Sicherheitskonferenz:Freund offener Worte

55. Münchner Sicherheitskonferenz

Nach seiner Rede im Senatssaal des Maximilianeums umarmt Mike Pence, der amerikanische Vizepräsident, Cindy McCain, die Witwe des im August 2018 verstorbenen Senators John McCain.

(Foto: Matthias Schrader/dpa)

US-Vizepräsident Mike Pence würdigt verstorbenen John McCain

Von Paul-Anton Krüger

Die Goldene Regel für die Delegation des US-Kongresses bei der Münchner Sicherheitskonferenz lautet: Innenpolitische Differenzen werden in Übersee nicht ausgetragen. Ein Termin am Rande des 55. Treffen von Außen- und Sicherheitspolitikern aus aller Welt geriet allerdings zum pikanten Test dieser Maxime: Am Freitagabend wurde im Senatssaal des Maximilianeums erstmals der John-McCain-Preis verliehen, den Konferenz-Chef Wolfgang Ischinger initiiert hat. Ausgezeichnet werden damit je eine herausragende Dissertation zu sicherheitspolitischen Themen aus den USA und aus Europa.

Der im August verstorbene republikanische Senator war erstmals als junger Marine-Offizier nach München gekommen noch zur Wehrkunde-Tagung; 20 Jahre lang führte er die US-Delegation - er war eine "Institution" der transatlantische Allianz und der deutsch-amerikanischen Freundschaft, wie Ministerpräsident Markus Söder sagte. Den Preis zum Andenken an sein politisches Erbe verlieh seine Witwe, Cindy McCain, nun zusammen mit höchsten Vertretern der Regierung von US-Präsident Donald Trump - mit dem ihr Mann gebrochen hatte; Trump war explizit zur Trauerfeier nicht eingeladen.

Er hatte den über Vietnam abgeschossen Marineflieger in Tweets verspottet, eine Mitarbeiterin des Weißen Hauses sagte über den von einem tödlichen Hirntumor gezeichneten Kriegshelden gar, seine Meinung zähle nichts mehr, er sterbe ja eh bald. Das war die Reaktion darauf, dass der in Gefangenschaft gefolterte McCain Trumps Kandidatin als CIA-Chefin ablehnte - weil sie für Folter durch US-Geheimdienstler im Irak verantwortlich war.

Cindy McCain ging hinweg über die Verletzungen; nur einmal sprach sie davon, die transatlantische Allianz, die ihrem Mann so am Herzen lag, werde von "Gegnern getestet und manchmal auch von Freunden im Inneren". Trump hat mehr oder weniger offen den Wert der Nato für die USA infrage gestellt. US-Vizepräsident Mike Pence, der im Kongress mit McCain zusammengearbeitet hatte, würdigte diesen als "amerikanischen Patrioten". Er habe die Qualität besessen, Freunden offen seine Meinung zu sagen - unvergesslich für jene, die es erlebt hätten. Diese Eigenschaft teile er mit Trump. Ausgezeichnet wurden die Politikwissenschaftlerinnen Abigail Post und Ulrike Franke - "zwei Frauen, das hätte John gefallen", sagte Cindy McCain.

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