Handelsstreit:Deutsche Autobranche verurteilt US-Zolldrohung

Fertigung BMW X3

BMW betreibt ein großes Werk in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina.

(Foto: dpa)
  • Die deutsche Autobranche sieht sich nicht als Gefahr für die nationale Sicherheit in den USA.
  • Ein offizieller Bericht des US-Handelsministerium könnte die deutschen Hersteller an diesem Sonntag aber so einstufen. US-Präsident Trump könnte dann neue Zölle erheben.
  • Kanzlerin Merkel hatte bereits scharf kritisiert, eine solche Entscheidung würde sie "erschrecken".

Die deutsche Autoindustrie hat die bevorstehende Einstufung europäischer Autoimporte als "Gefahr für die nationale Sicherheit" der USA kritisiert. Falls das US-Handelsministerium zu dieser Einschätzung käme, wäre dies nicht nachvollziehbar, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit. Der Verband vertritt die Interessen der deutschen Autokonzerne.

Kanzlerin Angela Merkel hatte die bevorstehende Entscheidung des Handelsministeriums am Samstag scharf kritisiert. Sie verwies darauf, dass deutsche Autokonzerne große Fabriken in den USA gebaut und viele Arbeitsplätze geschaffen hätten. "Wenn diese Autos, die in South Carolina gebaut werden, plötzlich eine Bedrohung der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten sind, dann erschreckt uns das", sagte Merkel auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Im US-Bundesstaat South Carolina befinde sich das größte BMW-Werk, so die Kanzlerin. "Wir sind stolz auf unsere Autos. Das dürfen wir auch."

An diesem Sonntag endet die Frist für eine Entscheidung des US-Handelsministeriums darüber, ob der Import von Autos und Zulieferteilen die nationale Sicherheit des Landes beeinträchtigt. In dem Fall könnte US-Präsident Donald Trump binnen 90 Tagen darüber befinden, ob er Sonderzölle erheben will. Zuletzt wurden Sonderzölle in Höhe von 25 Prozent ins Gespräch gebracht. Dadurch will Trump das amerikanische Handelsdefizit abbauen und Jobs in den USA schaffen. Seit Beginn seiner Amtszeit hat Trump die deutsche Autoindustrie im Fokus.

Der VDA verweist auf wirtschaftliche Argumente, die aus Sicht des Verbands gegen neue Zölle sprechen. Die deutsche Autobranche habe in den vergangenen Jahren mit rund 300 Fabriken mehr als 113 000 Arbeitsplätze in den USA geschaffen sowie die duale Ausbildung für qualifizierte Arbeitskräfte eingeführt und sei der größte Autoexporteur aus den USA. "Das alles stärkt die USA und ist kein Sicherheitsproblem", so der VDA. "Zollschranken nutzen niemandem, auch den USA nicht. Vielmehr stellen sie eine Belastung für den Welthandel und internationale Wertschöpfungsketten dar, von der vor allem auch die amerikanische Automobilindustrie betroffen wäre."

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