Fluggesellschaften:Pleite von Flybmi trifft deutsche Flughäfen

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Hier noch im Steigflug, inzwischen aber am Boden: eine Maschine der britischen Flybmi (Foto: Adrian Dennis/AFP)
  • Nach den Insolvenzen der britischen Airline Flybmi und der deutschen Germania gibt es keine regelmäßigen Linienverbindungen mehr von Rostock aus.
  • Der Zusammenbruch von Flybmi am Wochenende kam überraschend. Die Fluggesellschaft hatte auch einige deutsche Ziele bedient.

Von Caspar Busse, München

In Rostock-Laage war noch nie viel los. Aber jetzt ist der Flughafen in Mecklenburg-Vorpommern - hoch oben an der Ostsee - in ernsten Schwierigkeiten. Am Wochenende hatte die britische Fluggesellschaft Flybmi bekannt gegeben, dass sie ab sofort den gesamten Flugverkehr einstellt, auch die Flüge von Rostock nach München und zurück. Nach der Pleite der deutschen Germania gibt es damit nun keine regelmäßigen Linienverbindungen mehr von Rostock aus.

Der Zusammenbruch von Flybmi kam überraschend. Man habe "schweren Herzens" Insolvenz anmelden müssen, auch wegen der gestiegenen Treibstoffkosten, teilte die Airline mit. Dazu kämen die großen Unsicherheiten angesichts eines unkontrollierten Brexit. Flybmi beschäftigt 376 Menschen in Deutschland, Großbritannien, Schweden und Belgien, besitzt 17 Flugzeuge und flog 25 Städte in Europa an, darunter auch einige Ziele in Deutschland. Zudem wurden innerdeutsche Strecken bedient wie etwa München-Rostock oder München-Saarbrücken. Im vergangenen Jahr transportierte die Fluggesellschaft, die ihren Hauptsitz in Schottland in der Nähe von Glasgow hat, nach eigenen Angaben auf 29 000 Flügen mehr als eine halbe Million Passagiere.

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Flybmi sagte am Wochenende nun sämtliche Flüge ab. In einer Mitteilung an die Kunden auf der Internetseite heißt es: "Gehen Sie nicht zum Flughafen, es sei denn, Sie haben einen Flug mit einer anderen Fluggesellschaft gebucht." Das Unternehmen sei nicht mehr in der Lage, Flüge zu organisieren. Die Passagiere müssten mit anderen Airlines fliegen und dort buchen. Durch die plötzliche Entscheidung sind auch Hunderte Passagiere gestrandet. Das Unternehmen riet ihnen, sich ihre Ticketkosten von Kreditkartenunternehmen, Reisebüros und Reisekostenversicherungen zurückzuholen.

Flybmi ist nicht die erste europäische Airline, die nun aufgeben muss - und es wird aller Voraussicht nach auch nicht die letzte sein. "Es gibt schlicht zu viele Airlines in Europa, die in dem harten Wettbewerb nicht bestehen können. Das zeigen die Insolvenzen der vergangenen Monate mehr als deutlich. Und diese Entwicklung ist noch nicht am Ende", sagte zuletzt Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister dem Handelsblatt.

Anfang Februar erst hatte Germania Insolvenzantrag gestellt. Die deutsche Fluggesellschaft mit Sitz in Berlin ist deutlich größer als Flybmi und stellte ebenfalls per sofort den Betrieb ein. Germania betrieb zuletzt 27 Flugzeuge und war unter anderem für einen Shuttleservice für den Flugzeughersteller Airbus zwischen Hamburg und Toulouse zuständig. Unter dem Druck sinkender Ticketpreise, schwacher Auslastung im Winter und gestiegener Treibstoffkosten war der Firma das Geld ausgegangen.

Von der Insolvenz betroffen sind knapp 1700 Beschäftigte, darunter etwa 400 Piloten und 580 Flugbegleiter. Ein Teil des fliegenden Personals müsse die Flugzeuge alle zwei Wochen in die Luft bringen, damit deren Betriebsgenehmigung nicht verfällt, hatte Insolvenzverwalter Rüdiger Wienburg zuletzt betont: "Unser vorrangiges Ziel ist es, die Fluglinie betriebsbereit zu halten, um die Start- und Lande-Slots behalten zu können." Eine der Optionen, die durchgespielt werden, könnte die Wiederaufnahme des Flugbetriebs auf profitablen Strecken sein.

Fast alle Airlines leiden derzeit

Im August 2017 war Air Berlin, nach Lufthansa damals die zweitgrößte deutsche Airline, zusammengebrochen, der Betrieb wurde unter anderem mit einem Bundeskredit noch einige Monate aufrechterhalten. Ein Teil von Air Berlin ging an Lufthansa, auch andere Airlines bekamen Flugzeuge. Der britische Ferienflieger Monarch stellte ebenfalls 2017 den Betrieb ein.

Fast alle Gesellschaften leiden derzeit. Ryanair, Europas größte Billigfluglinie, hatte zuletzt einen Quartalsverlust gemeldet und gewarnt, dass die Ticketpreise derzeit deutlicher als erwartet sinken, weil das Angebot zu groß sei. Dazu kamen höhere Personalkosten und Kerosinpreise sowie Entschädigungszahlungen für verspätete und ausgefallene Flüge. Bereits im vergangenen Oktober war die Prognose gesenkt worden. Schlechte Zahlen wegen eines verschärften Preiskampfes gab es zuletzt auch vom Tourismuskonzern Tui, zu dem auch die Fluggesellschaft Tuifly gehört.

Konkurrent Thomas Cook hatte vor zwei Wochen sogar angekündigt, dass er sein gesamtes Airline-Geschäft veräußern wolle. "Thomas Cook muss keine eigene Airline vollständig besitzen, um ein erfolgreiches Reiseunternehmen zu sein", sagte Vorstandschef Peter Fankhauser. Die Flotte umfasst derzeit 103 Maschinen in Großbritannien, Deutschland, Skandinavien und Spanien, dazu gehört auch die deutsche Gesellschaft Condor. Interesse daran hat unter anderem Lufthansa. Dem Flughafen in Rostock wird das womöglich aber nicht helfen.

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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