Hasenbergl:Unmut über Nachverdichtung

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Die GWG stößt auf Protest im Hasenbergl wegen ihres Konzepts für die Wohnanlage an der Ittlingerstraße. Geplant sind bis zu 80 neue Wohnungen, die nach und nach bis in zwei Jahren fertig werden sollen

Von jerzy Sobotta, Hasenbergl

Die städtische Wohnungsgesellschaft GWG plant die Nachverdichtung ihrer Wohnanlage an der Ittlingerstraße. Die bestehenden sechs Wohnhäuser zwischen der Dülferstraße und der südlich gelegenen Grundschule sollen nach Westen hin verlängert werden. Das schafft Platz für 65 bis 80 neue Wohnungen, die nach den Plänen der GWG bis 2021 entstehen sollen. Mit fünf bis sechs Stockwerken sollen sich die neuen Kopfbauten an die bestehende Bebauung angleichen, sagt Alexandra Wagner vom Architektenbüro Allmann Sattler Wappner bei einer Bürgerveranstaltung in der Nelson-Mandela-Berufsoberschule. Gut hundert Bürger aus der Nachbarschaft sind der Einladung der GWG und des örtlichen Bezirksausschusses (BA) gefolgt, um über die Pläne zu diskutieren.

Die bestehende Wohnanlage hat fast 23 000 Quadratmeter, für den Neubau sind etwa 7000 bis 8000 Quadratmeter vorgesehen. Ziel der Bauherren sei eine maßvolle Nachverdichtung, welche die bestehenden Grünflächen beibehält, sagt die Architektin. Die neuen Wohnungen werden Sozialwohnungen in verschiedenen Größen sein, von einem bis zu fünf Zimmern. An der Dülferstraße soll zudem ein Bildungslokal und im Süden an die Grundschule angrenzend eine Kindertagesstätte mit Hort entstehen.

Noch befinden sich die Planungen in einem frühen Stadium. "Aber wir planen schon sehr konkret und wollen es zügig durchziehen", sagt Ole Beißwenger, der bei der GWG für Neubau zuständig ist. Der Bauantrag soll im Herbst gestellt werden. Dann könnten die Bauarbeiten im Frühjahr 2020 beginnen, die Wohnungen abschnittsweise bis 2021 fertiggestellt sein.

Großen Unmut löste bei den Bürgern die Verkehrssituation im Viertel aus. Die Straßen sind zu Stoßzeiten stark befahren. Bereits jetzt sei die Parkplatzsituation angespannt, beklagten viele. Die Verlängerungen der Gebäude wird Garagen und Stellplätze entlang der Ittlingerstraße ersetzen, auf denen bislang bis zu 140 Autos parken. Künftig sollen die Anwohner ihre Autos in einer Tiefgarage mit Ausfahrt zur Ittlingerstraße abstellen, die Platz für 180 Autos bieten soll. Durch die zusätzlichen Bewohner wird es im Durchschnitt aber weniger Parkplätze pro Wohnung geben als bisher.

Wegen der nahegelegenen U-Bahn und einer geplanten Mobilitätsstation mit Leihautos und -rädern rechnet die GWG damit, dass nicht jeder Haushalt ein Auto besitzen wird. "Das ist bloße Utopie", regt sich ein Bürger auf und fordert eineinhalb bis zwei Parkplätze pro Wohnung.

Andere Bewohner klagen über den veralteten Zustand der Bestandswohnungen. Seit den 80er Jahren seien diese von außen nicht mehr renoviert worden. "Wenn Geld für Neubauten da ist, dann sollte doch das Geld für eine Sanierung der Fassaden drin sein. Damit man sich nicht schämt, wenn man Besuch bekommt. Vorne einen Schmuckkasten hinstellen und hinten steht ein Drecksloch", empörte sich lautstark ein Bewohner. Auch die Balkons entsprächen inzwischen nicht mehr den Vorgaben, und Aufzüge gebe es auch keine, beklagten sich andere Anwohner. Mitarbeiter der GWG versicherten, dass sie eine Renovierung der Fassade prüfen werden. Die Wohnungen sind seit 2014 im Besitz der Stadt, die die Anlage von der ehemaligen Wohngesellschaft des Freistaats GBW aufkaufte, nachdem diese privatisiert worden war. Die GWG verwaltet die Immobilie erst seit Januar 2018.

Auf Unmut stieß auch, dass die Bäume entlang der Ittlingerstraße den Bauarbeiten zum Opfer fallen werden. Neupflanzungen auf einem Grünstreifen entlang der Fahrbahn seien aber eingeplant, teilte die Architektin mit. Ein Radweg, den eine Bürgerin forderte, ist bislang nicht vorgesehen. Wegen der grundsätzlich ablehnenden Stimmung erinnerte ein GWG-Sprecher daran, dass die Nachverdichtung bereits im Juni 2018 im einstimmig im Stadtrat beschlossen worden war und nicht mehr zur Diskussion stehe. Die bestehende Nachverdichtung sei allerdings bedeutend moderater, als sie bei einem privaten Eigentümer ausgefallen wäre.

Für eine Kontroverse sorgte der Siedlerverein Neu-Hasenbergl, der sich grundsätzlich gegen Sozialwohnungen aussprach und den hohen Migrationsanteil im Viertel anprangerte. Wegen zu vieler Migrantenkinder drohe eine Ghettoisierung, sagte Vereinsmitglied Reinhard Rosenau, wodurch er heftige Widerworte provozierte. Der Vorsitzende des örtlichen Bezirksausschusses Markus Auerbach (SPD) mahnte zur Toleranz. Akim Erdem, Anwohner und Mitglied im Migrationsbeirat, warnte vor einer Spaltung nach Nationalitäten: "Wir leben alle gemeinsam hier, haben alle die gleichen Bedürfnisse und sollten alle gemeinsam anpacken", sagte er. Seine Worte wurden mit Applaus quittiert.

© SZ vom 20.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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