Kampfsport:Gewürge im Käfig

UFC 229: Khabib v McGregor

Erst der Kampf, dann der Skandal: Hier hat Khabib Nurmagomedov seinen Gegner Conor McGregor noch im Griff, später rastete er aus und griff dessen Betreuer an. Beide Kämpfer wurden gesperrt.

(Foto: Harry How/AFP)

In der kleinen Olympiahalle steigt am Samstag ein Kampftag der größten deutschen Mixed-Martial-Arts-Serie. Mit dabei: die beiden Münchner Fardin Gharibzadeh und Mahdi Sadeqi.

Von Moritz von Laer, München

Khabib Nurmagomedov hat Conor McGregor fest im Würgegriff. McGregor läuft rot an, dann klopft er ab. Der Schiedsrichter geht dazwischen, trennt die beiden, der Kampf der Giganten ist vorbei. Oder? Nicht für Nurmagomedov. Er springt aus dem Octagon-Käfig und geht auf das Betreuerteam von McGregor los, sofort entwickelt sich eine wilde Prügelei, fast wilder, als die im Käfig, bis Polizeikräfte und Offizielle das Handgemenge auflösen können. Dann ist er endgültig vorbei, der Kampf der beiden wohl bekanntesten MMA-Kämpfer der Welt, beide extrem erfolgreich, beide extrem polarisierend.

Das negative Image von Mixed Martial Arts (MMA) hat dieser Zwischenfall sicher nicht aufgebessert, vielmehr hat dieser Skandalkampf zwischen Nurmagomedov und McGregor vor knapp einem halben Jahr in Paradise, Nevada, die Kritiker darin bestätigt, die in MMA eine hemmungslose, sinnfreie, brutale und blutige Schlägerei sehen. "Die Kritiker sehen nur die spektakulären, blutigen Szenen aus den Profikämpfen. Im Breitensport ist es ein Sport wie jeder andere", erwidert Benedikt Schotthöfer, Trainer der Münchner Kampfsportschule "Munich MMA".

In seinem Verein trainieren neben vielen Breitensportlern, die laut Schotthöfer einfach Spaß am Sport und der Bewegung haben, auch zwei Wettkampfathleten. Fardin Gharibzadeh und Mahdi Sadeqi. Beide kämpfen an diesem Samstag (19 Uhr) in der kleinen Olympiahalle in "We love MMA, der größten MMA-Serie in Deutschland. "Ihre Chancen stehen gut, sie trainieren sehr hart, aber ihre Gegner sind relativ stark", glaubt Schotthöfer. "Beide kämpfen in leichten Gewichtsklassen, die sind technisch anspruchsvoller als die schweren Gewichtsklassen."

Wie brutal der Sport sein kann, dürfte sich jedem schnell erschließen

Anspruchsvoll ist der Sport allemal, weil es nicht reicht, ein guter Boxer oder ein guter Ringer zu sein. Wie der Name schon sagt, ist MMA eine Mischung verschiedener Kampfsportarten. Die Kämpfer vereinen Techniken aus den Sportarten Boxen, Kickboxen, Taekwondo, Brazilian Jiu-Jitsu, Ringen und Judo zurück, der Sport ist komplex, Athleten aus den unterschiedlichsten Kampfsportarten treffen aufeinander. Ein Boxspezialist trifft auf einen guten Ringer, ein Kickboxer auf einen Taekwondo-Schwarzgurt-Träger. Ein Boxer sollte aber auch ringen können und ein Ringer ebenso boxen, erklärt Schotthöfer, MMA sei aber auch ohne Vorkenntnisse in anderen Kampfsportarten zu erlernen: "Von Vorteil ist es aber immer, wenn man schon eine oder mehrere Kampfsportarten beherrscht."

Aber was bewegt jemanden dazu, MMA-Profi werden zu wollen? Wie brutal der Sport sein kann, dürfte sich jedem sofort erschließen, der sich auch nur ein bisschen damit auseinandersetzt, denn Regeln gibt es wenige. "Für die meisten ist es die sportliche und auch persönliche Herausforderung, die den Reiz gibt. Für manche sicher auch der Wunsch nach Status oder aber auch nach einer geldverbundenen Karriere", sagt Benedikt Schotthöfer. Aber: "Den Gedanken, dass man mit MMA Geld verdienen möchte, treiben wir unseren Sportlern aber schnell wieder aus, das ist so gut wie unmöglich."

In den USA ist das Geprügel schon weit verbreitet, viele trauen MMA sogar zu, das klassische Boxen als beliebteste Kampfsportart abzulösen. Was vor allem an den schillernden Protagonisten liegt, die dem Boxsport derzeit fehlen. Polarisierende Kämpfer und Kämpferinnen wie eben Conor McGregor und Khabib Nurmagomedov oder Ronda Rousey Millionen von Zuschauern an die Fernsehgeräte locken. Schotthöfer sieht dieses Phänomen auch in Deutschland, nicht zuletzt registriert er ein steigendes Interesse am MMA-Sport auch in seiner Kampfsportschule: "Wegen der hohen Nachfrage haben wir inzwischen schon eine zweite Location in München aufgemacht." Kritiker mögen doch einfach eine seiner Kampfstätten besuchen: "Hier können Sie sehen, wie der Sport wirklich ist. Hier wird respektvoll miteinander umgegangen und den Schülern werden Werte vermittelt, die sie auch in ihrem Leben weiterbringen."

Probleme im Berufsleben und in der Öffentlichkeit hatte Schotthöfer wegen seines Sports noch nicht, wie er sagt, er kann sich aber vorstellen, dass dem ein oder anderen diesbezüglich Vorbehalte entgegenschlagen: "Ich bin aber immer ehrlich damit umgegangen. Ich versuche immer sympathisch zu sein und verstecke mich nicht hinter meinem Sport."

Am Samstag kann sich in der kleinen Olympiahalle jeder ein Bild von MMA machen. Oder bei Benedikt Schotthöfer in der Kampfsportschule. Szenen wie beim Kampf zwischen Nurmagomedov und McGregor dürften dort allerdings nicht zu sehen sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: