Strukturwandel in der Landwirtschaft: Hofcafé statt Kuhstall

Familie Schlögl hat mit ihrem Hof Großes vor

Große Pläne verfolgen Leonhard, Martina und Maria Schlögl mit ihrem Hof im Gilchinger Ortsteil Argelsried. Die alte Stallung mit dem ehemaligen Wohnhaus (Foto) soll abgerissen und durch einen Hofladen mit Café, Ferienwohnungen und einem großen Übungsraum ersetzt werden.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auch im Landkreis Starnberg satteln immer mehr Bauern um: Die Familie Schlögl setzt zur Erhaltung ihres Hofs im Gilchinger Ortsteil Argelsried auf Gastronomie, Ferienwohnungen und einen Raum für Yoga.

Von Christian Deussing, Gilching

Die Familie Schlögl hat große Dinge vor: Sie will den ungenutzten Kuhstall auf ihrem Bauernhof in Gilching-Argelsried abreißen und ein Hofcafé mit 40 Plätzen und breiter Terrasse bauen. In dem zweigeschossigen Gebäude im ländlichen Stil und mit Sprossenfenstern sollen auch vier Ferienwohnungen mit Balkonen und ein Dachappartement für die 26-jährige Tochter Maria und ihren Mann errichtet werden. Zum Komplex gehören auch ein Hofladen und ein Mehrzweckraum. Die Familie will nach eigenen Angaben mehr als eine Million Euro in das ehrgeizige Vorhaben investieren.

Landwirt Leonhard Schlögl, der in vierter Generation den 40 Hektar-Bauernhof in der Dorfstraße betreibt, hat seit Jahren kein Vieh im Stall stehen. Es hat sich nicht mehr gelohnt. Seine Äcker wird der 59-Jährige aber weiterhin bewirtschaften. Schlögl gehört noch zu den wenigen Bauern in der Gemeinde Gilching. Dort verläuft der Strukturwandel besonders rasant. Das hat auch die Argelsrieder Familie längst erkannt. Deshalb entwickelte sie auch das Café- und Urlauberkonzept auf dem eigenen Anwesen.

Familie Schlögl hat mit ihrem Hof Großes vor

Die Schlögls betreiben den Hof bereits in vierter Generation: Hier eine Luftaufnahme aus den Fünfzigern.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Am Esstisch sitzt die zweitjüngste Tochter Maria neben ihre Eltern. Die junge Frau freut sich auf das neue Projekt und steigt voll ein. Ihren Job als Physiotherapeutin will sie später an den Nagel hängen, um die neuen Herausforderungen zu meistern. Sie besucht bereits mit ihrer Mutter Martina ein Fachseminar, um alles über Raumplanungen, Gestaltung, Steuerrecht und Finanzierung zu erfahren und um von anderen zu lernen, die ein ähnliches Vorhaben bereits realisiert haben. Maria absolviert zudem Hauswirtschaftskurse und büffelt für eine Wirteprüfung.

Die künftige Café-Betreiberin plant außerdem, Kurse in Step Aerobic und Yoga in dem Mehrzweckraum anzubieten oder diesen auch zeitweise zu vermieten. Das muss aber noch alles genau geklärt werden. Jedenfalls würde die Familie gern noch heuer den fast 60 Jahre alten Stall abreißen, in dem sich jetzt noch ein winziger Hofladen befindet. Wenn alles glatt läuft, könnte noch in diesem Jahr die endgültige Baugenehmigung vorliegen - was das Landratsamt Starnberg noch zu entscheiden hat.

Den Bauantrag hat jedenfalls die Gemeinde Gilching vor Kurzem bereits einstimmig gebilligt. Die geplanten Firsthöhen und Abstände zur Nachbarschaft sind zulässig und genügend Fahrradständer und Parkplätze auch nachgewiesen - darunter 20 in einer Tiefgarage, die ebenfalls gebaut wird. Das gesamte Projekt sei "zukunftsweisend und wertet den alten Argelsrieder Dorfkern auf", erklärt Bürgermeister Manfred Walter, der die Entwicklung und den speziellen Charakter von Argelsried genau kennt. Denn dieser Ortsteil war bis zur Gebietsreform von 1978 noch eine eigenständige Gemeinde.

Tochter Maria will vielleicht auch Zicklein anschaffen, die dann die Kinder streicheln dürfen. Auch das ist eine clevere Idee der Schlögls.

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