Fußgängerbrücke:In hohem Bogen über die Isar

Fußgängerbrücke: Die mögliche Fuß- und Radwegbrücke über die Isar in einer Simulation von Studenten.

Die mögliche Fuß- und Radwegbrücke über die Isar in einer Simulation von Studenten.

(Foto: TU München)

Eine barrierefreie Verbindung zwischen Pullach und Grünwald ist laut der Masterarbeit eines TU-Absolventen grundsätzlich möglich. Der Verfasser empfiehlt dafür eine 413 Meter lange Betonbrücke. In den beiden Gemeinderäten findet die Idee Anklang

Von Michael Morosow und Claudia Wessel, Grünwald

Das idyllische Isartal ist ein entscheidender Faktor für die Attraktivität der Gemeinden Pullach und Grünwald, aber es bildet auch eine natürliche Trennlinie zwischen beiden. Was die Menschen links und rechts des Flusses deshalb schon seit Urzeiten verbindet, ist ihr Wunsch nach einer Brücke, auf der sie schnell und bequem auf die andere Seite gelangen können.

Seit Dienstag weiß man an beiden Ufern der Isar, dass dieser Wunsch Wirklichkeit werden könnte, zumindest theoretisch. Zuerst im Grünwalder, unmittelbar danach im Pullacher Gemeinderat stellte Oliver Fischer, Professor an der TU München, das Ergebnis einer Konzeptstudie vor, die Drilon Gubetini an seinem Lehrstuhl für Massivbau als Masterarbeit verfasst hat.

Ergebnis: Eine barrierefreie Fuß- und Radwegbrücke über die Isar zwischen Pullach und Grünwald ist grundsätzlich machbar, das geeignetste Tragsystem dafür ist eine aufgeständerte 413 Meter lange Bogenbrücke.

Bevor aber Brückenbauingenieure den ersten Pfeiler ins Hochufer treiben lassen, wird wohl noch viel Wasser die Isar hinunterfließen. Der Grünwalder Gemeinderat verständigte sich darauf, dass vor allen weiteren Überlegungen eine Bedarfsstudie erstellt werden müsse, das Pullacher Gremium bevollmächtigte Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne), Gespräche mit Grünwalds Rathauschef Jan Neusiedl (CSU) zu führen.

Beide Beschlüsse fielen einstimmig, hier wie dort traf die Konzeptstudie des Studenten insgesamt auf Wohlwollen, sieht man von wenigen Grünwalder CSU-Räten ab, bei denen die Zweifel überwiegen.

Wie teuer eine Bogenbrücke käme, vermochte Fischer nur ganz grob zu schätzen: 15 bis 20 Millionen Euro, die sich beide Gemeinden teilen müssten - abzüglich möglicher EU-Zuschüsse. Aber der Brückenstandort dürfte jetzt schon feststehen. Wie Drilon Gubetini in seiner Studie herausstellte, käme dafür nur eine Querung in Frage, für die die Pfeiler auf Grünwalder Seite im Bereich der Dr.-Engelsperger-Straße fixiert werden, auf der Pullacher Seite im Bereich des Kriegerdenkmals.

Drei andere Standorte, die untersucht wurden, schieden insbesondere aus geologischen Gründen aus. Ebenso hielt die von den Grünwalder Grünen favorisierte Hängebrücke der Machbarkeitsprüfung des TU-Absolventen nicht stand. Das überrascht wenig, hatten doch bereits 2015 mehrere Träger öffentlicher Belange, etwa der Bund Naturschutz, in ihren Stellungnahmen den Grünwaldern ihre Bedenken gegen eine schwingende Hängebrücke mitgeteilt, unter anderem aufgrund drohender Rutschungen an den Isarhängen.

Die Alternative ist eine Querung im Tal

Viele der Bedenken konnte Fischer bei der Vorstellung der Bogenbrücke entkräften. Zum einen wären die Auflieger so weit am Ufer, dass keine Rutschungen entstehen, zum anderen müssten kaum Bäume gefällt werden. Auch die Bauzeit sei kein Problem, das gehe "relativ zügig", die Teile der Bogenbrücke würden anderswo hergestellt und am Ort nur noch zusammengefügt. Die Bogenbrücke könnte sehr schlank und filigran gestaltet werden, sagte Fischer. Sie könnte allerdings auch so gebaut werden, dass Dienstfahrzeuge, Schneeräumer oder Krankenwagen darüber fahren könnten.

Von der Feststellung des Professors, eine solche Brücke sei "grundsätzlich machbar", war speziell Ingrid Reinhart von den Grünwalder Grünen begeistert. "Ich bin froh, dass unsere Idee kein Hirngespinst war." Auch CSU-Gemeinderat Thomas Bühler war ein Befürworter. "Für mich ist die Bogenbrücke eine mögliche Lösung, der Eingriff in die Natur wäre es wert", sagte er.

"Ich kann mir vorstellen, dass der E-Bike Verkehr in Zukunft zunehmen wird und die Brücke somit sinnvoll ist", sprach sich auch Gerhard Sedlmair dafür aus. Aus dem Rest der CSU-Fraktion kam Zögern. "Das ist ein Projekt, das viele , viele Jahre gären muss", fand Thomas Lindbüchl. Auch Wolfgang Kuny wollte eher bremsen und plädierte für die Bedarfsanalyse.

Für den Pullacher CSU-Fraktionsvorsitzenden Andreas Most hätte eine Brücke nach Grünwald besonderen Charme auch deshalb, weil sie seiner Meinung nach eine geothermische Verbundlösung beinhalten könnte. Auch die Geschäftszentren könnten davon profitieren , sagte der Pullacher Grüne Fabian Müller-Klug. Cornelia Zechmeister (Wir in Pullach) regte an, an ein hohes Brückengeländer zu denken, um Lebensmüde am Sprung in die Tiefe zu hindern.

Ein hohes Geländer wäre nicht mehr notwendig, wenn sich Grünwald und Pullach auf eine Isarquerung am Kraftwerk Pullach im Tal einigen würden, für eine solche finden sich sowohl in Grünwald als auch in Pullach Befürworter. Sie ist allerdings laut Fischer nicht barrierefrei umzusetzen. Laut einer Umfrage sprechen sich die meisten für diese kleine Lösung aus, sagte der Pullacher Agendasprecher Bert Eisl.

Und vor allem würden die Kosten kein großes Problem darstellen. "Unter einer Million Euro kriegen sie das hin", sagte Professor Oliver Fischer. Einen gibt es jetzt schon, für den sich die Konzeptstudie gelohnt hat: Drilon Gubetini hat damit seinen Master gemacht.

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