Seinen stärksten Moment hat das Science-Fiction-Rollenspiel "Anthem", bevor es so richtig losgeht. Nämlich dann, wenn der Spieler in seinen Kampfanzug klettert, um sich auf eine Mission außerhalb der sicheren Mauern von Fort Tarsis zu begeben. In einer kurzen Sequenz aus der Ich-Perspektive öffnet sich die Klappe am Rücken des Anzugs und ein Bein nach dem anderen wurstelt sich in den Anzug. In diesen wenigen Sekunden schafft es Anthem, den Spieler für einen kurzen Moment in seine Welt zu saugen.
Das klappt in anderen Situationen eher weniger. Draußen in der Welt des namenlosen Planeten, der von vielen unfreundlichen Wesen bevölkert wird, bleibt kaum die Zeit, sich in Ruhe umzuschauen. Meistens hetzt der Spieler in seinem raketenbetriebenen Anzug mit bis zu drei Mitspielern von A nach B. Das Ziel: irgendwie die Überreste der Menschheit auf dem Planeten beschützen. Wie genau, das enthüllt die verworrene Story nur scheibchenweise. Abgesehen von der Handlung kann der Spieler tägliche Challenges erfüllen - die Aufträge nach dem immer ähnlichen Schema "sammle X Mineralien ein" oder "öffne 15 Kisten" nerven aber schnell. Dabei gäbe es viel zu sehen in der Welt von Anthem: riesige Wasserfälle, verfallene Ruinen, gigantische Höhlen in brillanter Grafik. Außerdem beschweren sich Spieler über Abstürze und Fehler. Entwickler Bioware, eigentlich vielgepriesen für seine Titel im Rollenspiel-Genre, zum Beispiel "Baldur's Gate" und "Mass Effect", muss gründlich nachbessern, wenn Anthem den ursprünglich hohen Erwartungen noch gerecht werden soll.
"Anthem" ist für PC, Playstation 4 und Xbox One erhältlich.