Verstorbener Student:Kritik an Trump wegen Äußerungen zu Otto Warmbier

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  • Im Fall des verstorbenen US-Studenten Otto Warmbier hat sich US-Präsident Donald Trump hinter Kim Jong-un gestellt. Er glaube Nordkoreas Machthaber, dass dieser nichts vom Zustand Warmbiers gewusst habe.
  • Im Dezember hatte ein Gericht in den USA befunden, dass der verstorbene Otto Warmbier zuvor in Nordkorea gefoltert worden sei.
  • Parteiübergreifend steht Trump jetzt in der Kritik. Der demokratische Senator Tim Kaine warf Trump vor, sich an die Seite von "Diktatoren" anstelle von US-Bürgern zu stellen.

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un will von der mutmaßlich schweren Folterung des US-Studenten Otto Warmbier nichts gewusst haben. Das sagte US-Präsident Donald Trump nach dem Ende des Gipfeltreffens in Hanoi. Trump stellte sich hinter Kim - und zieht damit eine Welle der Empörung auf sich.

Wörtlich erklärte Trump: Kim "sagt mir, dass er nichts davon wusste, und ich werde ihn beim Wort nehmen". Kim habe den Fall zwar "sehr gut gekannt, aber erst später davon erfahren", sagte Trump weiter. Er deutete an, dass Kim nicht über alle Gefangenen in seinem Land Bescheid wissen könne. "Großes Land, viele Leute. Und in diesen Gefängnissen und diesen Lagern hat man viele Leute."

Der US-Student Otto Warmbier war während einer Nordkorea-Reise Anfang 2016 wegen des angeblichen Diebstahls eines Propaganda-Posters zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Unter ungeklärten Umständen fiel er ins Koma und wurde schließlich freigelassen. Im Juni 2017 starb er wenige Tage nach seinem Rücktransport in die USA. Ein US-Gericht kam im vergangenen Dezember zu dem Schluss, dass der 22-Jährige in Nordkorea gefoltert worden war.

Das Gericht verurteilte die Regierung in Pjöngjang zur Zahlung von mehr als 500 Millionen Dollar an Warmbiers Familie. Vollstreckt werden kann das Urteil allerdings nicht. Pjöngjang hatte jegliche Misshandlung Warmbiers bestritten und erklärt, der Student habe sich eine schwere Nahrungsmittelvergiftung zugezogen. Dass Trump nun Kims Angaben Glauben zu schenken scheint, sorgte in den USA parteiübergreifend für empörte Reaktionen.

Kevin McCarthy: "Wir wissen, was dieses Land getan hat"

Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Abgeordnetenhaus, der Demokrat Adam Schiff, nannte die Äußerungen des republikanischen Präsidenten "abscheulich".

Der demokratische US-Senator Mark Warner schrieb auf Twitter: "Die Diktatoren der Welt haben die Botschaft bekommen: Du kannst mit allem davonkommen, solange du danach Donald Trump belügst." Warners Partei- und Senatskollege Tim Kaine äußerte sich ähnlich: Er warf Trump vor, sich an die Seite von "Diktatoren" anstelle von US-Bürgern zu stellen.

Auch der Minderheitsführer von Trumps Republikanern im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, kritisierte den US-Präsidenten. "Ich sehe Nordkoreas Führer nicht als jemanden an, der ein Freund ist. Wir alle wissen, was mit Otto passiert ist, wir wissen, was dieses Land getan hat."

© SZ.de/dpa/AFP/aner - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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