Müll im Meer:Tödliche Luftballons

Ein toter Vogel im Plastikmüll: Der industrielle Abfall ist eine Gefahr für die Natur. (Foto: David Hecker/Getty Images)
  • Forscher untersuchten 1733 tote Vögel, die in Australien und Neuseeland geborgen wurden und versuchten, die Todesursache zu bestimmen.
  • Weiche Kunststoffe wie Folien, Teile von Luftballons, Gummibänder und Schaumstoffe machten nur 5,4 Prozent des Mülls aus, den die Forscher in den Tieren fanden.
  • Doch ist diese Abfallgruppe womöglich für 42 Prozent der toten Vögel verantwortlich.

Verschluckte Fetzen von Luftballons sind für Seevögel besonders gefährlich. "Ballons oder Ballonteile sind der tödlichste Müll im Meer", sagt Lauren Roman von der University of Tasmania. So sterbe fast jeder fünfte Seevogel, der solche Ballonteile verschlucke.

Die Wahrscheinlichkeit, an solchen Gummistückchen zu sterben, sei rund 32 Mal höher als bei härteren Plastikteilen, schreiben die Forscher im Fachmagazin Scientific Reports. Die Luftballonteile verstopften den Magen-Darm-Trakt häufiger, weil sie nicht so leicht durchrutschen. Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass weiches Plastik auch für Meeresschildkröten besonders gefährlich ist.

Toter Albatros: Reste eines Ballons und ein Plastikstrohhalm wurden während der Autopsie im Verdauungstrakt des Vogels gefunden. (Foto: dpa)

Roman und ihr Team hatten insgesamt 1733 tote Vögel untersucht. Jeder dritte hatte Plastik im Magen. Verstopfungen im Magen-Darm-Trakt und damit verbundene Infektionen oder Komplikationen waren die häufigsten Gründe für ihren Tod.

Egal ob hart oder weich, Plastik ist für Seevögel immer gefährlich. "Wenn ein Vogel Plastik frisst, stirbt er eher - auch ein einziges Stück kann töten", sagt Roman.

Jedes Jahr gelangen Schätzungen zufolge mehr als sechs Millionen Tonnen Müll in die Meere. 80 Prozent davon ist Plastik. Dieser Abfall tötet laut Unesco jährlich eine Million Seevögel und mehr als 100 000 Meeressäugetiere. Seevögel, Schildkröten und Wale halten den Müll oft für Nahrung oder verfangen sich darin. So erleiden sie entweder schmerzhafte Verletzungen oder sterben.

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