Deutsche Bank:Ein ganz besonderer Kunde

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US-Finanzinvestor Cerberus hat deutlich mehr Einfluss auf die Deutsche Bank als bislang bekannt.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Großaktionär, Berater und, wie man nun weiß, auch noch ein ausgesprochen guter Kunde: Der US-Finanzinvestor Cerberus macht offenbar deutlich mehr Geschäfte mit der Deutschen Bank als bislang bekannt. Wie das Wall Street Journal schreibt, vergab die Bank 2018 Kredite für rund 5,7 Milliarden Dollar an Cerberus und zwar für ausfallgefährdete Immobilien- und Schiffskredite in ganz Europa. Die Deutsche Bank habe ihr Ertragsvolumen mit dem Kunden Cerberus damit ungefähr verdoppelt, schreibt die Zeitung unter Berufung auf interne Unterlagen.

Die New Yorker Finanzfirma übernahm vergangenes Jahr nicht nur die HSH Nordbank, sondern hält seit 2017 auch mindestens fünf Prozent an der Commerzbank sowie mindestens drei Prozent an der Deutschen Bank. Die überraschende Wette auf den siechen deutschen Bankenmarkt dürfte den Amerikanern einen Buchverlust von bis dato mindestens 700 Millionen Euro beschert haben. Mit den Aktienkursen der Banken ging es seit dem Einstieg bergab.

Cerberus-Manager Matt Zames gilt bereits als Schatten-Chef der Deutschen Bank

In der Finanzbranche fragen sich daher viele, wie Cerberus doch noch Profit schlagen könnte aus dem bislang eher unglücklichen Investment. Naheliegend, aber nicht zwingend erfolgversprechend wäre es, eine Fusion von Commerzbank und Deutscher Bank voranzutreiben. Ob dies wirklich etwas bringt, ist aber offen. Für den Moment hat sich Cerberus daher andere Wege geebnet: So unterhält der Fonds mit der Deutschen Bank seit einem Jahr auch einen Beratervertrag. Cerberus-Manager Matt Zames hilft der Deutschen Bank dabei, deren vergleichsweise hohe Liquiditätsreserven gewinnbringender anzulegen. Die Bank soll diese nicht nur zu Negativzinsen bei der Europäischen Zentralbank deponieren. Der frühere Manager der US-Großbank JP Morgan gilt bereits als eine Art Schatten-Vorstandschef neben dem Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. Bei der Commerzbank war Cerberus mit einem ähnlichen Ansinnen abgeblitzt.

Die Berater haben Zugang zu Insiderinformationen, die andere Aktionäre nicht kennen. Weil Cerberus beides zugleich ist, Berater und Aktionär, hat sich der Fonds zwar verpflichtet, weder weitere Aktien zu kaufen noch sie zu verkaufen. Doch diese Verpflichtung läuft SZ-Informationen zufolge ein halbes Jahr nach Ende des Beratervertrags aus. Im Anschluss könnte Cerberus wieder mit Aktien der Bank handeln.

Auch mit Blick auf die Kredite sind Interessenkonflikte programmiert. Probleme mit der Aufsicht drohen zwar erst, sobald Cerberus mehr als zehn Prozent der Aktien der Deutschen Bank hielte. Das Aktienrecht aber könnte bereits greifen: Demnach darf die Bank bei Krediten an Großaktionäre keinerlei Sonderkonditionen gewähren. Auf der Hauptversammlung im Mai werden andere Aktionäre sicherlich Fragen zu den Krediten an den Fonds stellen. Cerberus und die Deutsche Bank teilten mit, sie könnten mit den Interessenkonflikten umgehen.

© SZ vom 08.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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