Modellbau:Bis ins kleinste Detail identisch

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Die Fürstenfeldbrucker Modellbautage locken in diesem Jahr 2200 Besucher an. Die sehen zwar mehr Militärmodelle als früher, aber auch liebevoll gemachte Stücke in verschiedenen Größen. Nur die Eisenbahnfans kommen nicht auf ihre Kosten

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Modellbau kennt offensichtlich keine Grenzen, weder in Vielfalt und Fantasie noch in Größe oder Genauigkeit. Während die Elektro-Segelflugzeuge der Flugmodellsportgruppe Alling (FMSG) große Spannweiten haben, wird die Masse der Militärflugzeuge relativ klein gebastelt. Auch Rennwagen oder Eisenbahnmodelle samt Panoramen fallen meist klein aus. "Viele Bausätze sind genormt, wer seine Modelle aber selbst entwirft und nach seinen eigenen Plänen baut, hat viel mehr Möglichkeiten in Größe und Gestaltung", erzählt Hermann Unverdorben aus München, der am Wochenende zum fünften Mal die Fürstenfelder Modellbautage mit großem Erfolg organisierte.

Helmut Tanke ist auf der Modellbau-Ausstellung mit "Soleil Royal" vertreten. (Foto: Günther Reger)

Etwa 2200 Besucher sahen sich in der Tenne des Veranstaltungsforums Exponate aus der Miniaturwelt an, die von etwa 300 Ausstellern auf 75 Stationen gezeigt wurden. Sie bekamen Neuerungen erläutert, holten Ratschläge ein oder ließen sich zum Einstieg in den Modellbau animieren. "Ich habe aus meiner Jugendzeit noch gebastelte Autos rumstehen, jetzt wo mein Sohn Interesse zeigt, muss ich wohl wieder ran", meinte ein Augsburger, während der sieben Jahre alte Mirco mit Faszination die Arbeiten in einer Kiesgrube mit Bagger, Quetschwerk und Sieben begleitete, die von der Interessengruppe Mikromodell vorgeführt wurde. "Wir basteln im Verhältnis 1:87", erklärte Klaus Wintermayer und ließ einen Rettungswagen mit Martinshorn und Blaulicht vorfahren. Dahinter rauschte ein Polizist mit dröhnendem Motorrad heran, legte sich in die Kurve, indem er dem er das innenseiteigen Bein etwas ausstreckte, um dann wieder auf die Gerade zu ziehen. "Auch wenn unsere Modelle klein sind, es muss alles funktionieren wie in der Realität", so Wintermayer.

Adrian Kniewald mit seinem "Millenium-Falcon". (Foto: Günther Reger)

Enorme Detailtreue war auch für das über einen Meter lange Segel-Flaggschiff der "Soleil Royal" von Helmut Tanke aus Dachau ganz wichtig. Das mit 104 Kanonen bestückte Schiff, das einst König Ludwig XIV. von Frankreich gegen die Engländer einsetzte, wurde aus einem Bausatz gebastelt. In den Achtzigerjahren habe er angefangen, wie viele Stunden er bastelte, vermag er nicht zu sagen. Nur, dass es "ein schöner Ausgleich zum Beruf ist und dass das Basteln Spaß macht".

Rüdiger Hain erklärt Dominik seine Metallwerkstatt mit Dampfmaschine. (Foto: Günther Reger)

Ausgleich und Freude sind auch für Hans Nauder aus Emmering der Antrieb, viel Freizeit in den Modellbau zu stecken. Für die SMS Emden, das im Original im Ersten Weltkrieg als Handelszerstörer eingesetzt war, brauchte er etwa vier Jahre. In Fritz Aneder, der sich auf Figuren wie Ritter oder Soldaten spezialisiert hat, fand er einen fachkundigen Interessenten. Die Frage sei natürlich stets, wie viel Zeit und Geld man in sein Hobby stecken, aber auch mit welcher Genauigkeit man seine Modelle bauen wolle, meinte dazu der 59 Jahre alte Organisator. Beim bayerischen Flugzeughistorikerverein ist vor allem höchste Präzision gefordert. "Wir erforschen alle Flugzeuge seit Beginn der Luftfahrt, und da die Modelle der Dokumentation dienen, ist jede Kleinigkeit von Bedeutung", befand Udo Roßbach.

Der Lego-Club Bricking Bavaria zeigt gesteckte Bilder. (Foto: Günther Reger)

Modelle seien aussagekräftiger als Fotos. Exemplare von der englischen Fokker E IV bis zur russischen Suchoi Su 27 P lieferten den Beweis. Große Faszination übte auch die Metallwarenfabrik von Rüdiger Hain aus Fulda, in der alle Maschinen in mehreren Stockwerken von Dampfmaschinen angetrieben werden. "Ich bringe Dominik gar nicht mehr weg", sagte Dominiks Mutter, "am liebsten würde er da bleiben." Am meisten vertreten waren Bastler von Militär-Modellen der Land-, Luft- und Wasserstreitkräfte aus mehreren Ländern. Um "den vielen Militärs etwas Weltliches entgegenzusetzen" hatte Siegfried Achhorner aus Karlsfeld Motorrad-Modelle ausgestellt. Darunter war eine halb fertige Suzuki Mayabusa, um zeigen zu können, wie man bei Bau am besten vorgeht.

Modelleisenbahnen mit Panoramen waren indes kaum zu finden, sehr zum Ärger von Christian Fasching aus Haspelmoor, der gehofft hatte, mit seinen Söhnen Ricardo und Marlon Anregungen für seine eigene Bahnlandschaft zu Hause zu bekommen. Laut Unverdorben sind Modellbahnfreunde ausgeblieben, "weil sie auf der Ausstellung der Münchner Verkehrsgesellschaft vertreten sind". Eine große Fläche nahm wieder der Lego-Club Bricking Bavaria ein, wobei besonders das "Millennium Falcon Replikat von Adrian Kniewald ins Auge fiel. Regelrechten Ansturm erlebte die "German Garrison 501st Legion - Vader's Fist", bei der alle Star-Wars-Freunde auf ihre Kosten kamen.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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