Gesundheit:Keine Kur gegen die Zweiklassenmedizin

Das neue Gesetz von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) belastet Ärzte zusätzlich. (Foto: dpa)

Minister Jens Spahn spendiert gesetzlich Versicherten fünf Sprechstunden mehr pro Woche. Doch das wird ihnen kaum Vorteile bringen.

Kommentar von Werner Bartens

Pro Woche fünf Stunden zusätzlich werden die Situation in den Wartezimmern kaum verändern. Die Verpflichtung, wonach Ärzte statt 20 künftig 25 Sprechstunden für gesetzlich Versicherte anzubieten haben, klingt zunächst nach einem Befreiungsschlag. Die Zweifel daran, dass Kassenpatienten tatsächlich Vorteile davon haben werden, sind jedoch mehr als begründet.

Im bisherigen Zeitrahmen gab es etliche Doktoren, die nicht primär nach medizinischen, sondern nach ökonomischen Kriterien die Reihenfolge ihrer Patienten festgelegt haben. Dazu gibt es weiterhin genug Möglichkeiten: Gesetzlich Versicherte werden vertröstet oder bekommen gar keinen Termin. Auch mit 25 Sprechstunden pro Woche kann die Praxis als überfüllt gemeldet werden. Dass der Facharzt eine Zusatzvergütung bekommt, dürfte ein schwacher Anreiz sein, ebenso wie die Vermittlungsgebühr für den Hausarzt.

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Ärzte müssen künftig mehr Stunden für gesetzlich Versicherte anbieten. Gesundheitsminister Spahn will damit eines der "größten Aufregerthemen" entschärfen.

Wichtiger wäre es, endlich die "sprechende Medizin" besser zu honorieren und das vernünftig zu bezahlen, was gute Ärzte ausmacht: Zeit, Verständnis, Empathie. In der besten aller Welten würde gar die private Krankenversicherung abgeschafft. Zeit wäre es, denn sie suggeriert Privatpatienten eine bessere Behandlung, obwohl sie nur schneller und öfter mit fragwürdigen Tests und Therapien traktiert werden.

© SZ vom 15.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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