Starkbierfest:Ein Canyon voller Besserwisser

Beim Brucker Starkbierfest hagelt es Kritik am Bürgermeister und den Fraktionen gleichermaßen. Zum Trost gibt es dann noch einige Lösungsvorschläge und einen Songwunsch vom bayerischen Prinzen

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Wie jedes Jahr am zweiten Samstag nach Aschermittwoch hat die König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg im Rahmen eines fulminanten Starkbierfestes ihre "Fastenbiere", den Kaltenberg Ritterbock und den Prinz Regent Luitpold Weizenbock, präsentiert. "Ziemlich gleichauf", wie die Moderatorin des Abends, Katharina Strodtkötter, charmant wertete, mit je drei Schlägen und einigen Spritzern, stachen Oberbürgermeister Erich Raff und die bayerische Bierkönigin, Johanna Seiler, die ersten Fässer an, und fortan flossen die süffigen Biere in Strömen in die Krüge.

Dass von Anfang Hochstimmung aufkam, dafür sorgte neben dem Musikzug Holzkirchen nach der Begrüßung durch Brauerei-Geschäftsführer Oliver Lentz, seine königliche Hoheit, Luitpold Prinz von Bayern persönlich. Die Starkbierbraukunst bestehe darin, ein Getränk zu kreieren, "das den Durst nicht löscht, sondern noch mehr Durst macht", erklärte der Wittelsbacher, der sich mit Beatrix Prinzessin von Bayern im Kreise der vielen lokalen Politgrößen sichtlich wohlfühlte. Auf Wunsch des Prinzen wurde zum Einstieg die Bayern-Hymne angestimmt, "das letzte Zeichen bayerischer Selbstständigkeit". Mit etwa 370 Besuchern war die Marthabräuhalle an diesem Abend bis auf den letzten Platz gefüllt.

Darunter etwa 20 Stadträte, denen "Ober-Braumeister" Wolfgang Ober vorwarf, "nix geht vorwärts" und dass bei Sitzungen im Rathaus "schlichtweg ein Chaos" herrsche. Egal ob Vize-OB Christian Götz, die dritte Bürgermeisterin Karin Geissler, "das unerschöpfliche Sprachrohr der CSU", Andreas Lohde, "SPD-Chef-Prediger" Philipp Heimerl oder Alexa Zierl, mit ihren Einwänden, "ich hätte da noch eine Korrektur", jeder sei grundsätzlich dagegen, wenn aus einer anderen Fraktion ein Vorschlag kommt, "nur weil er nicht von ihm ist".

"Bislang war es ein Riss, der den Stadtrat spaltete, jetzt ist es schon ein Canyon", lästerte der Krüglredner, "Erich, da gehst du ein, aber schlimma kons nimma wern" tröstete er. Ober rügte mit spitzer Zunge, dass auf Antrag von Geissler die Diskussion über die Einführung einer Sicherheitswacht von der Sitzungsagenda genommen wurde, ohne die von Ingolstadt angereiste Polizei anzuhören. "Ma hätte sie doch wenigstens reden lassen können" kritisierte der Redner und machte sich darüber lustig, dass nun die Amperbrücke gesperrt werden soll. Damit werde Fürstenfeldbruck wie früher in Bruck und Fürstenfeld getrennt.

"Hättet ihr doch die Deichensteg-Trasse damals gebaut, dann wäre über den Tunnel längst Gras gewachsen", bedauerte Ober, so aber werde es bis 2099 keine Umfahrung geben und die BBV werde bis dahin wohl ihr 100. Bürgerbegehren einreicht haben. "Eines Tages wird man in der ausgetrockneten Amper einen Plan finden, dem zufolge schon in der Steinzeit über eine Umfahrung nachgedacht wurde, "also pressiert doch nix".

Für die Bebauung des Viehmarkplatzes schlug er eine "Moratorium" vor, um weiter nachdenken zu können. Landrat Thomas Karmasin beschuldigte Ober, am Stadtrat vorbei die Erweiterung des Landratsamtes geplant zu haben "wo die doch alles wissen wollen", und Oberbürgermeister Erich Raff unterstellte er "eigenwilliges Vorgehen", zum Beispiel beim Streit über die Straßenschilder oder bei der Rettung des SCF.

Als weiteren Glanzpunkt inszenierte das "Brucker Brettl" eigens für das Starkbierfest eine äußerst spitzfindige und ironische Begrüßung von nur mit dem Handtuch bekleideten Neubürgern in der Sauna der Amperoase. Besonders frenetisch gefeiert wurde dabei Schauspieler Stefan Ernst, der mit beeindruckender Gestik, Mimik und haarloser Pracht als Raff-Imitator brillierte. Als weiteres "Highlight der Superlative", so Moderatorin Strodtkötter, konnten die begeisterten Gäste das Trio "Knedl & Kraut" auf eine bayerische musikalischen Weltreise begleiten.

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