Aubing:Offen für Tunnellösungen

Weil die S 4-Trasse zwischen Pasing und Eichenau ein drittes Gleis bekommt, werden die Stationen Leienfelsstraße und Aubing barrierefrei ausgebaut, außerdem mehrere Eisenbahnkreuzungen im Stadtbezirk umstrukturiert oder neu angelegt

Von Ellen Draxel, Aubing

Der Aubinger S-Bahnhof soll auf der Nordseite mit einer barrierefreien Rampe erschlossen werden. Außerdem ist von städtischer Seite aus geplant, mehrere Eisenbahnkreuzungen im Viertel - an der Limesstraße, am Germeringer Weg, an der Hellensteinstraße, an der Leienfelsstraße und am S-Bahnhof Aubing - gemeinsam mit der Bahn umzustrukturieren oder neu zu erstellen. Erste Vorgaben dazu hat das Planungsreferat bereits konzipiert. Die Sache eilt, weil die Bahn im Auftrag des Freistaats Bayern bereits mit der Vorplanung zum dreigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Pasing-Buchenau begonnen hat und nun von der Stadt verbindliche Angaben zur Ausgestaltung der Bahnüberführungen erwartet.

Der Entwurf der Stadtentwicklungsplanung, zu dem der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied in seiner Sitzung an diesem Mittwoch, 20. März, Stellung nehmen will, erläutert zunächst den Ausbau des verkehrlich stark belasteten Streckenastes der S 4 Richtung Geltendorf. Vorgesehen sind demnach der Bau eines dritten Gleises zwischen Pasing und Eichenau sowie eine Signalverdichtung im weiteren Verlauf bis Buchenau, um den S-Bahn-Verkehr vom Regional-, Fern- und Güterverkehr zu entkoppeln, den Betrieb zu stabilisieren und zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. Zwei Gleise sollen dabei bis Eichenau für die S-Bahn zur Verfügung stehen, der restliche Bahnverkehr wird eingleisig mittig dazwischen geführt. Außerdem ist geplant, alle Stationen im betroffenen Streckenabschnitt barrierefrei auszubauen: an der Leienfelsstraße, in Aubing, in Eichenau und in Puchheim. Zwischen Eichenau und Buchenau sind Schallschutzwände einkalkuliert.

S-Bahnhof Aubing in München, 2012

Betroffen vom Ausbau des dreigleisigen Ausbaus der S4: Der Bahnhof Aubing.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

"Mit dem Ausbau der Strecke werden umfangreiche Erdbauarbeiten und der Neubau von Entwässerungsanlagen erforderlich", heißt es in der Vorlage, die Anfang April dem Planungsausschuss des Stadtrats vorgelegt werden soll. Straßen, Wege und Gewässer müssten angepasst, Über- und Unterführungen verbreitert oder vereinzelt neu gebaut werden.

Das Planungsreferat betont in dem Entwurf außerdem, dass es den ursprünglich vorgesehenen viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke für die "deutlich zukunftsfähigere Variante" hält. Angesichts der starken Siedlungsentwicklung entlang der Bahnstrecke müsse daher auch nach Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke beim vorgesehenen Betriebskonzept "eine Option auf Taktverdichtungen bei der S 4 West erhalten" werden. Wie "aufwärtskompatibel für weitere Angebotsausweitungen" dieses Konzept sei, solle der Freistaat "in einer entsprechenden Studie nachweisen". Eine Forderung, die Aubings Lokalpolitiker unterstützen. Das Ziel der Stadtverwaltung wäre zumindest ein Zehn-Minuten-Takt. Bislang liegt ein solches Betriebskonzept allerdings noch nicht vor.

Konkrete Anforderungen an die Bahnquerungen formuliert die Behörde dennoch. Die wichtigste Auto-Unterführung aus Sicht der Stadtplaner bleibt dabei der Tunnel an der Limesstraße. Weil diese Strecke im Verkehrsentwicklungsplan als "örtliche Hauptverkehrsstraße mit maßgeblicher Verbindungsfunktion" verzeichnet ist und zudem als einzig mögliche Route beim Ausrücken Richtung Süden für die östlich des Aubinger Ortskerns erforderliche neue Feuerwache gilt, soll die Unterführung eine Durchfahrtshöhe von 4,50 Metern und eine sechseinhalb Meter breite Fahrbahn bekommen, dazu auf beiden Seiten einen getrennten Fuß- und Radweg.

Bahnunterführung in Aubing, 2013

Die Eisenbahnkreuzungen an der Limesstraße muss aufgrund des Ausbaus der S4 umstrukturiert werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Denselben Ausbau favorisiert das Planungsreferat beim Germeringer Weg als Lkw-Umfahrung von Altaubing, allerdings an einem Standort, der deutlich westlich der heutigen Querung liegt. Wo genau, wird sich voraussichtlich bis zum Sommer herausstellen. Der Germeringer Weg soll außerdem als Feuerwehrstrecke nach Freiham dienen und die Nordanbindung des neuen Stadtteils gewährleisten. Dagegen ist die Unterführung an der Hellensteinstraße von der Verwaltung eher untergeordnet geplant. Das Bauwerk dort soll eine Durchfahrtshöhe von 3,80 Meter und wohl auf beiden Seiten Gehwege erhalten.

Der Bezirksausschuss indes hat schon vor Monaten klargestellt, dass er gegen eine maximal ausgebaute Unterführung an der Limesstraße ist. Die Bürgervertreter befürchten, der ensemblegeschützte Ortskern von Aubing könnte dann vom Durchgangsverkehr überrollt werden. Und die Planung einer Querung am Germeringer Weg halten die Stadtteilpolitiker für verfrüht angesichts der Tatsache, dass der verkehrliche Anschluss Freihams an Aubing noch nicht feststeht.

Bahnübergang in München, 2016

Auch der Übergang am Germeringer Weg ist vom S-Bahn-Ausbau betroffen.

(Foto: Robert Haas)

Der Entwurf des Planungsreferats sieht aber nicht nur Unterführungen für den Autoverkehr vor, sondern auch reine Geh- und Radwegverbindungen ohne Fahrzeugverkehr zwischen den Ortsteilen. Als solche sind die Unterführungen an der Leienfelsstraße und am Aubinger Bahnhof vorgesehen. Für die Leienfelsstraße empfiehlt das Planungsreferat eine Untertunnelung mit einer lichten Höhe von 2,70 Metern über einem Zweirichtungsradweg plus Gehweg. Und für den Aubinger Bahnhof zusätzlich zur bereits bestehenden Querung unter der Bahn, die am Ausgang Giglweg mit einer Rampe in Richtung Osten ergänzt werden soll, eine zweite Unterführung.

Diese neue, zweite Unterführung etwas weiter westlich ist von der Stadt als Fuß- und Radweg zwischen der Georg-Böhmer-Straße und dem Freihamer Weg konzipiert. Sie soll zwei Funktionen haben: Einerseits dient sie der Anbindung von Aubing an den neuen Stadtteil Freiham. Andererseits ermöglicht sie den künftigen Bewohnern aus Freiham einen schnellen Zugang zum Bahnsteig von Westen aus. Gestaltet werden soll diese neue Unterführung wie ihr Pendant an der Leienfelsstraße. Aus Sicht der Deutschen Bahn ist eine zweite Unterführung zwar nicht notwendig, das Unternehmen kann den Wunsch der Stadt aber nachvollziehen und will ihn bei den Ausbauplanungen auch berücksichtigen. Von den Aubingern selbst wird vor allem die barrierefreie Lösung am Ausgang Giglweg als Ortsverbindung zwischen Aubing und Neuaubing seit Jahrzehnten gefordert.

Präferieren würde die Stadt außerdem eine Fuß- und Radweg-Unterführung zwischen der A 99 und der Stadtgrenze - als Alternative zum wenig attraktiven Bahnübergang Waldweg. Dieses Bauwerk sollte mit einer Höhe von 4,50 Meter auch für landwirtschaftliche Fahrzeuge nutzbar sein. Betroffen von dem Bahnausbau ist zudem die Eichenauer Straße. Das Planungsreferat schlägt vor, diese Strecke als Radschnellverbindung zwischen Aubing und Puchheim auszubauen. Konkrete Vorstellungen gibt es dazu bislang nicht, die Stadt will aber sowohl eine Schließung der Eichenauer Straße für den Autoverkehr als auch verschiedene Varianten eines Nebeneinanders von Individual- und Radverkehr südlich und nördlich der Bahntrasse geprüft wissen. Anfang 2020 soll dazu ein Vorschlag im Stadtrat vorgelegt werden.

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