Flugtaxi:Viel Lärm für wenige Leute

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Planer und Politiker können viele Visionen entwickeln, für helikopterartige Drohnen in Städten haben viele SZ-Leser kein Verständnis. Da bringe der Ausbau der U- und S-Bahnen mehr, in München hoffen viele auf die zweite Stammstrecke.

Dachterrassenblick mit Frauenkirche und Flugtaxis: Eine Vision für Ballungsräume wie München, die nicht nur Fantasie von Ingenieuren und Stadtplanern weckt, sondern auch Ängste und Unverständnis hervorruft. (Foto: Florian Peljak, SZ-Bildmontage)

Leserkommentare zu "Kommt ein Taxi geflogen" vom 9./10. März:

Etwas mehr Bodenhaftung

Das größte Potenzial von Flugtaxen ist mit Sicherheit deren Lärmpotenzial. Um vier bis fünf Personen in einem ausreichend stabilen Luftgefährt mittels Rotoren emporzuheben, müssen entsprechende Luftmassen verdrängt werden, was immer mächtig laut sein wird. Bevor also zig Millionen in die Erforschung von Flugtaxen investiert werden, sollte man vielleicht zunächst einen Geräuschsimulationsraum bauen, in dem sich diejenigen tageweise aufhalten dürfen, die von Flugtaxi-Armaden über unseren Städten träumen. Dies könnte zu mehr Bodenhaftung verhelfen.

Richard Geist, München

Luxus für Betuchte und Eilige

Ich bin erstaunt, dass die SZ einem sicherlich interessanten und netten, aber für die Lösung unserer Verkehrsprobleme völlig untauglichen neuen Verkehrsmittel gleich die erste Seite der Wochenendausgabe widmet. Dass diese Flugtaxis unsere Verkehrsprobleme nicht lösen werden, kann man mit ein paar einfachen Rechnungen zeigen: Der MVV befördert täglich (!) eine Million Fahrgäste. In einen modernen U-Bahn-Langzug passen etwa 1000 Menschen. Um auch nur eine Fahrt zum Beispiel in München vom Innsbrucker Ring zum Odeonsplatz (die 7 Minuten dauert!) zu ersetzen, bräuchte man 250 von diesen immerhin schon viersitzigen Flugtaxis. Von den gut 800 000 zugelassenen Fahrzeugen in München wollen wir erst gar nicht auch noch reden. Die Flugtaxis werden mal eine Nische für gut betuchte und sehr eilige Gäste wie etwa unseren Verkehrsminister Scheuer, der sich dann womöglich einen schon einmal diskutierten Landeplatz auf dem Münchner Hauptbahnhof bauen lässt. Die Verkehrsprobleme einer Großstadt wird das Flugtaxi aber nicht lösen. Dazu brauchen wir einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, zum Beispiel mit der zweiten Stammstrecke, Verlängerungen der U-Bahnlinien, Querverbindungen sowie einen durchgehenden Fünf-Minuten-Takt. Gott sei Dank sind viele dieser Projekte in München schon im Bau oder geplant.

Peter Mohr, Aschau im Chiemgau

235 Drohnen alle zehn Minuten

Die modernen U-Bahn-Züge Münchens vom Typ C2 haben eine Kapazität von 940 Fahrgästen. Wenn man diese Fahrgäste mit viersitzigen Drohnen transportieren wollte, wären das 235 Flugzeuge. Und die würden alle zehn Minuten vorbeikommen ... Wer möchte noch in so einer Stadt leben? Ich kann die Überlegungen in diesem Artikel überhaupt nicht nachvollziehen. Sicherlich wird es in Zukunft Taxi-Drohnen geben, die ein paar eilige und zahlungskräftige Geschäftsleute dann auf dem Dach des Münchner Hauptbahnhofs absetzen. Aber ein neues Massenverkehrsmittel? Die zitierte Aussage der Stadtplaner verstehe ich auch nicht: Der öffentliche Nahverkehr ließe sich keineswegs ohne massive Kosten entlasten: zwar werden keine Tunnel gebaut, aber Stationen beziehungsweise Landeplätze sehr wohl, ganz zu schweigen von den Kosten für Sicherheit und Steuerung und den Kosten für die Fluggeräte selbst.

Dr. Wolfgang Pabst, Deisenhofen

Ständiges Surren und Brummen

Es erstaunt, wie wenig beim Thema Flugtaxis (und ähnlichem) die zu erwartende Lärmbelastung thematisiert wird. Bei einem Spaziergang im Park kann man feststellen, dass schon eine einzelne kleine, nur mit einem Fotoapparat beladene Drohne beereits einen deutlichen Lärmpegel erzeugt. Um Straßen und Schienen merklich zu entlasten, müssten ja täglich Tausende solcher Flüge mit sehr viel größeren Geräten stattfinden. Ich kann mir vorstellen, dass dies mit geltenden Lärmschutzregeln nicht in Einklang zu bringen ist und dass es massiven Widerstand geben wird gegen ein permanentes Surren und Brummen über den Köpfen der Bevölkerung. Auch wenn die Motorengeräusche dank Elektroantrieb gering sein dürften, die zu erwartenden Luft-Strömungsgeräusche sind es sicher nicht. Daher würden Flugtaxis letztlich keinen nennenswerten Beitrag zur Entlastung anderer Verkehrsmittel leisten, sondern nur relativ wenigen, die es sich leisten können, die Möglichkeit geben, schneller von A nach B zu gelangen.

Karl-Ludwig Barth, München

Zeppeline und Junkers reichen

Wie kann man denn Flugtaxis über Kommunen prima finden? Da kämpfen wir gegen Lärm aus guten Gründen (wegen der Gesundheit) und wollen dann Flugtaxis über Wohngebieten einsetzen, die nicht nur Lärm, sondern auch einen freien Blick auf Grundstücke, private Gärten, Terrassen etc. ermöglichen. Ich denke, die Lärmemission, jedenfalls in München, hat ihre Grenze erreicht. Rettungshubschrauber sind in Ordnung, Rundflüge mit der Junkers-Maschine oder den Werbezeppelin kann man sich auch schon sparen.

Rüdiger Jahn, München

Eine andere Alternative

Ein paar Meter mehr zu Fuß gehen löst das Problem effizienter und nachhaltiger.

Rüdiger C. Bergmann, Augsburg

Crashs sind vorprogrammiert

Lufttaxis statt öffentlicher Personennahverkehr? Die ersten Wortkaskaden unserer Digitalministerin Bär hielt ich ja noch für Geschwurbel einer Schwätzerin. Mittlerweile muss man befürchten, sie, wie die ganze CSU, allen voran unser Verkehrsminister Scheuer, sind wirklich der Meinung, mit einem modifizierten Hubschrauber sei unser Verkehrschaos zu überwinden, und eine neue wirtschaftliche Welt der Mobilität tue sich auf. Heute kostet eine Hubschrauberstunde pro Person und Stunde im Gruppenrundflug rund 500 Euro. Was künftig, wenn das Ding Flugtaxi heißt? Für wen ist das dann etwas? Heute schon sind sehr viele Menschen gestresst vom Lärm ihrer Umwelt. Sieben Tage die Woche Rasenmäher der Lüfte über unseren Balkonen, Parks und Gärten? Wie bekämen wir jemals die Sicherheit auf innerstädtischen Luftstraßen her, um kollisionsfreien Transport sichern zu können? Sichtflug, unbediente Flüge, feste Luftstraßen, Routen nach Gusto? Dazu dann je nach Lösung Passagiere, denen übel ist bei Ausweichmanövern, Crash wegen unrichtiger Routendaten etc.? Was denken sich dabei eigentlich die etlichen Verantwortlichen!? Die Maut bekommen sie in Jahren nicht gebacken, Luftsauberkeit setzen sie nicht durch. Stattdessen schwadronieren sie über "Lufttaxis" als Massenverkehrsmittel ...

Alfred Münch, Olching

© SZ vom 20.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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