Städte-Ranking:Wenn der Friseurbesuch durchschnittlich mehr als 200 Dollar kostet

Städte-Ranking: Seit vielen Jahren ganz oben in der Teuerste-Städte-Rangliste: Singapur.

Seit vielen Jahren ganz oben in der Teuerste-Städte-Rangliste: Singapur.

(Foto: Wong Maye-E/AP)

Ein aktuelles Ranking erklärt, in welchen Metropolen der Welt das Leben besonders teuer und wo es besonders günstig ist. Vor allem aber zeigt es, wie ungleich Wohlstand verteilt ist.

Von Regina Steffens

Immer wieder bestimmen Analysten in Rankings die lebenswertesten, grünsten oder hippsten Städte der Welt. Die Autoren des "World Wide Cost of Living"-Reports aus Großbritannien berechnen jährlich die günstigsten und teuersten Metropolen mithilfe eines umfangreichen Index. Etwa: Wie viel kostet ein durchschnittlicher Damenhaarschnitt in Kopenhagen, Singapur, Caracas oder Bangalore, umgerechnet in US-amerikanische Dollar? Das Ergebnis zeigt vor allem eines: die traurige Bilanz des massiven Wohlstandsgefälles auf dem Planeten.

Denn dort, wo Waren und Dienstleistungen den Analysten der Economist Intelligence Unit (EIU) zufolge am preiswertesten sind, ist das Leben von politischer Instabilität, Wirtschaftskrisen, Krieg oder Armut bestimmt. Mitunter auch von all dem gleichzeitig, wie etwa im Fall der syrischen Hauptstadt Damaskus, die im Ranking auf dem vorletzten Platz steht. Den letzten Platz der insgesamt 133 miteinander verglichenen Städte belegt Caracas. In der Hauptstadt Venezuelas sind die Preise für Lebensmittel im Vergleich zum Vorjahr stark gesunken. Für die lokale Bevölkerung wurden sie jedoch nicht erschwinglicher, im Gegenteil: Die anhaltende Inflation im Land lässt vieles, was nach Industrienationen-Standard extrem billig erscheint, für die Einwohner unerschwinglich werden. Die Analysten des Reports fassen ihre Ergebnisse recht salopp zusammen: "Einfach gesagt, billigere Städte neigen dazu, weniger lebenswert zu sein."

Wie genau werden die Städte verglichen?

Für ihren Report verglichen die Analysten rund 160 Dienstleistungen und Produkte in 133 Städten und errechneten für jede Stadt die Durchschnittspreise. Unter Dienstleistungen subsumierten sie zum Beispiel Kosten für Privatschulen, den Nahverkehr oder Friseurbesuche. Unter den verglichenen Produkten findet sich eine Vielzahl an Dingen, die zum alltäglichen Leben gehören wie Lebensmittel oder Kleidung.

Gleich drei Städte teilen sich den Titel "teuerste Metropole weltweit": Singapur ist wie im Vorjahr auf Platz eins, der neuesten Erhebung zufolge gemeinsam mit Paris und Hongkong. Aus Deutschland hat es keine Großstadt unter die teuersten Metropolen geschafft (was aus Sicht der Menschen, die dort leben, wohl nur bedingt als Makel zu betrachten ist). Aus dem Nachbarland Schweiz kommen mit Zürich und Genf gleich zwei Top-Ten-Platzierte. Nirgends sonst seien die Kosten für Freizeit und Unterhaltung vergleichsweise so hoch wie in den beiden Schweizer Städten, heißt es im EIU-Report. In den teuren asiatischen Städten seien die Lebensmittel besonders hochpreisig, Bewohner europäischer Städte zahlten die höchsten Haushaltskosten.

Warum sich in New York (Platz 7 im Ranking) in exorbitant teuren Immobilien-Investments verzetteln, wenn man dort auch bei einem Friseurbesuch pleitegehen kann? In der Metropole an der US-Ostküste werden im Durchschnitt 210 Dollar für einen Damen-Haarschnitt fällig. Dafür könnte man in Damaskus, im Ranking die zweitgünstigste Stadt, 27 Mal zum Friseur gehen. In Caracas, Venezuelas Hauptstadt, sogar fast 120 Mal.

In New York also müssen manche Damen für den Friseurbesuch, der eine oder andere Herr auf einen Anzug sparen. Nur etwas weniger als im Big Apple zahlt man für die Jackett-Hose-Kombination (ohne Schuhe, Hemd oder Gürtel) in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul (2074 US-Dollar). Business-Kleidung lässt sich unter den besonders teueren Städten besonders günstig in Kopenhagen shoppen: 771 Dollar werden im Durchschnitt für den Zweiteiler fällig. Am günstigsten einkleiden kann man sich im indischen Bangalore (Rang 129): Dort bekommt man einen Anzug schon für durchschnittlich 140 US-Dollar, in indischen Hauptstadt Neu-Delhi (Rang 123) sind es nur einige Dollar mehr.

Wer Brot möchte, muss dafür laut EIU am meisten in Seoul (mit New York und Kopenhagen auf Platz 7) hinlegen. Stolze 15,59 US-Dollar kostet dort das Kilo Brot. Erstaunlich günstig ist das in Singapur und damit gerade in der Stadt, die als teuerste der Welt gilt: 3,40 US-Dollar pro Kilo. Ob der geringe Brotpreis darauf zurückzuführen ist, dass die 5,6 Millionen Bewohner Singapurs günstigen Toast einem Roggenmisch- oder Vollkornbrot vorziehen, lässt sich aus den offen gelegten Daten nicht rückschließen. Dass der zuletzt rapide gefallene Kilo-Brotpreis in Caracas (von im Vorjahr 2,25 US-Dollar auf 77 Cent) besonders niedrig ist, zeigt die politische Dimension des weltweiten Wohlstandgefälles: Die Menschen dort können sich Nahrung trotz gefallenen Preises immer schwieriger leisten. Die im Land herrschende Staatskrise lässt viele Menschen Hunger leiden.

Wenn nicht das Brot, dann das Bier: Die Billig-Preis-Liste hätte Buenos Aires (Platz 125 von 133) mit 89 Cent pro Flasche fast angeführt, wäre das Bier in Damaskus nicht noch 2 Cent billiger. Erstaunlich günstig ist Bier auch in den sonst als ziemlich teuer aufgelisteten Städten Zürich und Genf. Der Durchschnittspreis liegt laut EIU bei 3,25 und 1,54 Dollar pro Flasche - im Supermarkt. In Restaurants rund um Genfer und Zürichsee kann ein kühles Helles vom Fass schon mal deutlich über zehn Franken (entspricht in etwa dem Dollarkurs) kosten.

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