Hospizarbeit:Die Angst vorm Tod nehmen

Hospizarbeit: Ein bisschen Aufmerksamkeit brauchen todkranke Patienten dringend, doch oft fehlt dafür die Zeit.

Ein bisschen Aufmerksamkeit brauchen todkranke Patienten dringend, doch oft fehlt dafür die Zeit.

(Foto: Paula-Kubitscheck-Vogel-Stiftung / Rolf Schultes)

In Würde zu sterben, soll kein Privileg für wenige sein: Die Paula-Kubitscheck-Vogel-Stiftung unterstützt Palliativprojekte

Von Maxie RöMhild

Sterben ist schwierig. Nicht nur für den Sterbenden selbst, auch für die Menschen um ihn herum. Worauf kommt es in der letzten Phase des Lebens an? Und wie begleitet man einen Freund oder Verwandten, der schwer krank ist? Keine einfachen Fragen, die sich aber irgendwann fast jedem stellen werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich die Mehrzahl der Menschen eine stärkere Auseinandersetzung in der Gesellschaft mit dem Tod wünscht - das fand eine Studie des Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbandes im Herbst 2017 heraus.

"Bayern ist mittlerweile ganz gut mit spezialisierten Strukturen versorgt. Das Problem ist, dass viele Menschen einfach gar nicht wissen, welche Angebote es gibt", sagt Anne Rademacher, die Geschäftsführerin der Paula-Kubitscheck-Vogel-Stiftung. Das zu ändern und die entsprechenden Dienste und Einrichtungen zu fördern hat sich die Organisation zur Aufgabe gemacht. Die Stiftung hat den Aufbau von 36 ambulanten Palliativversorgungen in Bayern unterstützt. Das sind Teams, die sich der Bedürfnisse von schwerkranken Menschen annehmen und so dafür sorgen, dass sie bis zum Ende in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können.

Ein hohes Gut für Sterbende, das aber nicht der Regel entspricht. Ebenso wie der Aufenthalt in einem Hospiz, das ganz auf die Versorgung von Schwerstkranken eingestellt ist. Den Bau oder Umbau von acht solcher Einrichtungen hat die Paula-Kubitscheck-Vogel-Stiftung seit ihrer Gründung vor dreizehn Jahren mitfinanziert - Tendenz steigend. Die meisten Menschen werden ihre letzten Tage aber nicht auf spezialisierten Stationen verbringen, sondern in klassischen Pflegeheimen. "Sie sind die Sterbeorte der Zukunft", sagt Anne Rademacher.

Darum will die Kubitscheck-Vogel-Stiftung sich in den kommenden Jahren auf die Verbesserung der Sterbebegleitung und Palliativversorgung in Heimen konzentrieren. Ein Modellprojekt dazu hat sie bereits im Sommer 2018 mit auf den Weg gebracht: In einer Kooperation mit sechs Hospizvereinen werden Pflegekräfte weitergebildet, die sich in insgesamt 21 Heimen um die würdevolle Betreuung von Menschen am Lebensende kümmern. Dazu gehört neben der Linderung von Schmerzen und anderen krankheitsbedingten Symptomen vor allem auch das Alltägliche: Hilfe beim Essen, das Erfüllen von Wünschen, die bisher auf der Strecke blieben oder auch einfach nur Zuhören.

Die Namensgeberin der Stiftung, Paula Kubitscheck-Vogel, lernte, was eine würdevolle Sterbebegleitung bedeutet, als ihr Mann schwer erkrankte. Die gebürtige Münchnerin gründete die Stiftung kurz vor ihrem Tod 2007 mit dem Wunsch, es dürfe kein Privileg für wenige sein, in Würde zu sterben. Diesem Auftrag nehmen sich seitdem Vorstand, Kuratorium und Geschäftsführung an. Um dieses Ideal umsetzen zu können, muss das Thema allerdings erst einmal in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Zu diesem Zweck hat die Stiftung das Projekt "Letzte Hilfe" des Palliativmediziners Georg Bollig unterstützt. Die Idee ist simpel: Letzte-Hilfe-Kurse, die auf den Umgang mit dem Tod vorbereiten, sollten so selbstverständlich sein wie Erste- Hilfe-Kurse. Darum bildet das Projekt Interessierte weiter, die daraufhin selbst solche Kurse anleiten.

Anne Rademacher sieht darin eine Chance, "dass auch Menschen, die Berührungsängste beim Thema Hospiz haben, eher erreicht werden". Ein eben solches Herantasten bietet der Münchner Stiftungsfrühling am Samstag, 23. März: Am Stand der Paula-Kubitscheck-Vogel-Stiftung in der BMW-Welt wird ein Workshop zum Thema Letzte Hilfe Fragen rund um den Tod klären. Natürlich nicht alle. Denn Sterben ist ein schwieriges Thema. Aber es muss kein fürchterliches sein.

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