Meteorologie:Mittlere Kategorie, maximale Wucht

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Der Zeitpunkt des sogenannten "landfalls" und die damit verbundenen Wassermassen haben den Sturm so gefährlich gemacht. (Foto: dpa)
  • Zyklon Idai war nach wissenschaftlichen Kriterien kein besonders starker Wirbelsturm.
  • Zeitliche und geografische Faktoren haben jedoch für die höchstmögliche Zerstörungskraft gesorgt.
  • Durch die globale Erwärmung kommt es womöglich zu mehr, auf jeden Fall aber zu stärkeren tropischen Wirbelstürmen.

Von Tobias Kühn

Auf der sogenannten Saffir-Simpson-Skala für die Einstufung von Wirbelstürmen landet der Zyklon Idai lediglich zwischen der zweiten und dritten von fünf Kategorien. Mit einer maximalen Windgeschwindigkeit von 175 Kilometern pro Stunde war er schwächer als beispielsweise der Tropensturm Irma, der 2017 die Südküste der USA traf. Anders als Irma erreichte Idai jedoch kurz nach dem Erreichen seiner maximalen Stärke das Festland. Das erklärt zum Teil die große Zerstörungskraft.

Ein anderer Grund ist, dass der Sturm über einen vergleichsweise tief liegenden Küstenabschnitt herfiel. Solche Zonen sind besonders anfällig für Fluten - ähnlich wie New Orleans, das 2005 vom Hurrikan Katrina überschwemmt wurde. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung unterschiedlich gut vorbereitet ist. Schutzbauten, Warnsysteme und die Qualität von Gebäuden entscheiden über Leben und Tod. Das ist ähnlich wie bei Erdbeben.

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Die Zyklon-Saison im Indischen Ozean dauert von November bis April. Mosambik wird von etwa einem Wirbelsturm pro Jahr getroffen. Ereignisse dieser Art sind also eher selten, aber nicht ungewöhnlich. Idai war indes der stärkste Zyklon der vergangenen zehn Jahre. Und, sagt Anders Levermann vom Potsdam-Institut: "Idai war besonders aufgrund der immensen mitgeführten Wassermassen gefährlich." Das führte zu den starken Überschwemmungen. Ob Wirbelstürme in Zeiten des Klimawandels verstärkt auftreten, wird derzeit noch untersucht. Modellrechnungen ergeben, dass die globale Erwärmung womöglich zu mehr, auf jeden Fall aber zu stärkeren tropischen Wirbelstürmen führt.

Tropische Wirbelstürme entstehen, indem Wasser aus dem mindestens 26 Grad warmen Ozean verdunstet und aufsteigt. Die Erdrotation lenkt die Luftmassen ab und versetzt sie in eine Drehbewegung. In der Mitte des Wirbelsturms bildet sich dessen charakteristisches Auge, wo es fast windstill ist und niedriger Luftdruck herrscht. Am Rand des Auges ist die Windgeschwindigkeit am größten, weshalb dort die größten Zerstörungen auftreten. Der Radius des Sturmauges beträgt zwischen 30 und 50 Kilometer, während der gesamte Zyklon einen Radius von 300 Kilometern erreichen kann.

© SZ vom 21.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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