Futsal:Genug Puste

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Initiator und Spieler: Martin Mayer (re.) will mit dem FC Deisenhofen gegen Regensburg gewinnen – und dann um die Deutsche Meisterschaft spielen. (Foto: Claus Schunk)

Der FC Deisenhofen kämpft in der Regionalliga Süd gegen Jahn Regensburg um Platz zwei - und die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft.

Von Ludwig Haas

Das Training der Futsal-Mannschaft des FC Deisenhofen am Mittwochabend war ein wichtiges. In Halle zwei der Sportschule Oberhaching im Münchner Süden prüfte das Team von Roman Tyce noch mal sein Können gegen die in dieser Saison sehr erfolgreiche Deisenhofener A-Junioren-Futsal-Mannschaft, die am Wochenende im nordrhein-westfälischen Gevelsberg um die Deutschen Meisterschaft kämpft. Es war der letzte Test vor dem entscheidenden Spiel diesen Samstag (19 Uhr) bei Jahn Regensburg in der Regionalliga Süd. Beide Vereine haben 43 Punkte auf dem Konto, nur ein Sieg würde Deisenhofen für den Sprung auf Platz zwei hinter dem längst enteilten TSV Weilimdorf reichen, bei einem Unentschieden bliebe Regensburg mit seinem deutlich besseren Torverhältnis vorne. Das große Ziel der Deisenhofer ist es, mit den A-Junioren gleichzuziehen und ebenfalls die Qualifikation zur Meisterschaft zu erreichen.

Einen maßgeblichen Anteil daran, dass der FC Deisenhofen heute überhaupt eine Futsal-Mannschaft unterhält, hat Mittelfeldspieler Martin Mayer. Aus dem Wunsch danach, die fußballfreie Winterpause zu überbrücken, fand er Futsal eine gute Idee. Für Martin Schmid, den ersten Vorstand des FC Deisenhofen, ist Mayer "ein im positiven Sinne Fußballverrückter, der den Platz markiert, mäht, Jugendtrainer war und im Prinzip einfach alles macht". Futsal sei für Mayer eine Möglichkeit, die wenige Zeit, die er neben seiner Arbeit in einer Spedition und seiner Vereinstätigkeit in der Fußballabteilung habe, auch noch mit dem Ball am Fuß zu verbringen. Auch wenn der Fußball weiterhin Vorrang habe, sei die anfängliche Skepsis gegenüber dem Futsal im Verein schnell verflogen: "Wenn das ein eingefleischter Deisenhofener wie Martin Mayer macht und er unsere Prioritäten auch akzeptiert, ist das für uns eine tolle Sache", sagt Schmid.

Natürlich auch deswegen, weil das Team um Mayer erfolgreich mitspielt - was nicht zuletzt an Trainer Roman Tyce liegt. Der gebürtige Tscheche war zu seiner aktiven Zeit als Profifußballer in der Bundesliga für den TSV 1860 München aktiv und absolvierte 25 Länderspiele für sein Heimatland. Über ein Engagement bei der SpVgg Unterhaching, wo er zum Ende seiner aktiven Karriere spielte, kam er auch mit dem benachbarten FC Deisenhofen in Kontakt. Seinen Plan, Fußballtrainer zu werden, verwarf er nach einer Station als Co-Trainer bei Unterhaching unter Heiko Herrlich, "weil ich gesehen habe, wie oft befreundete Trainer irgendwo rausgeworfen werden und wie intensiv der Beruf ist". Der Anspruch von Tyce, der neben seinem Trainer-Dasein auch eine Futsal-Schule betreibt, ist hoch. Bei den Einheiten macht er beim Aufwärmen selbst mit, treibt seine Mannschaft immer wieder energisch an, kommentiert jeden Ballverlust. Für den 41-Jährigen ist der Futsal zwar "nur Gaudi, aber trotzdem etwas Besonderes". Er sieht für den Sport sogar das Potenzial, sich vom Fußball zu emanzipieren und in Zukunft eine eigene Bundesliga zu gründen.

Auch Mayer fällt eine zunehmende Nachfrage nach dem Sport auf. "Ich habe immer wieder Anfragen aus anderen Vereinen oder sogar aus dem Ausland, von Spielern, die nach München ziehen und sich für Futsal interessieren, es wird auf jeden Fall mehr", sagt der 31-Jährige. Reformbedarf gibt es seiner Meinung nach dennoch. Grund ist die häufige Überschneidung von Fußball- und Futsal-Spielen. Die Prioritäten werden da noch klar gesetzt - in Richtung Fußball. Bei einem Verein wie Deisenhofen, der überwiegend aus Jugendlichen aus dem Ort besteht, und dessen Futsal-Spieler zumeist auch noch Fußball spielen, ist es aktuell schwierig, beides miteinander zu vereinbaren.

Mit Jahn Regensburg wartet nun ein Gegner im wichtigen Spiel um Platz zwei, der eine ganz andere Philosophie verfolgt und dessen Team eine reine Futsal-Mannschaft ist. Spezialisten in der Nische. Des Öfteren haben solche auf den in Südamerika entstandenen Sport fokussierte Teams ehemalige Nationalspieler in ihren Reihen und verpflichten etwa hochveranlagte Futsal-Spieler aus Brasilien. Dass ein solches Modell in Deisenhofen nicht möglich ist, sieht Trainer Tyce jedoch nicht als Nachteil: "Ich sehe das sogar als Vorteil, da es die Fußballer gewohnt sind, länger am Stück auf dem Platz zu stehen und somit haben sie auch mehr Kondition". Im Futsal darf unbegrenzt gewechselt werden, weshalb die Spieler oft nur wenige Minuten nacheinander auf dem Feld sind. Darauf sind die Fußballer des FC Deisenhofen also nicht wirklich angewiesen. Auf ihre Tore als Futsaler gegen Regensburg im letzten Saisonspiel hingegen schon.

© SZ vom 23.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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