Thailand:"Onkel Tu" liegt vorn

Die Wahlkommission lässt sich mit der Bekanntgabe des Wahlergebnisses Zeit. Die meisten Stimmen erhielt die Partei des Premierministers.

In Thailand deutet vieles darauf hin, dass sich das Militär nach seinem Putsch von 2014 an der Macht halten kann. Bei der Auszählung der Stimmen der Parlamentswahl lag die Partei des einstigen Putschgenerals und heutigen Premierministers Prayut Chan-ocha Montag mit Abstand vorn. Nun kommt es auf die Verteilung der Sitze an. Die demokratische Opposition hofft trotz allem noch, an die Regierung zu kommen.

Die vom Militär eingesetzte Wahlkommission ließ sich mit der Bekanntgabe der Zahlen Zeit. Sie bat um mehrere Tage Geduld. Aus der Opposition wurden Zweifel am regulären Ablauf von Wahl und Auszählung laut. Möglicherweise wird erst gegen Ende der Woche klar, wer Sieger ist. Die letzte demokratische Wahl in dem Königreich liegt bereits acht Jahre zurück.

Nach vorläufigen Zahlen liegt die Armee-Partei Palang Pracharat (PPRP) um mehrere Hunderttausend Stimmen vor der größten Partei der demokratischen Opposition, Pheu Thai. Diese wiederum hat mehr Direktmandate gewonnen. Trotzdem hat Premierminister Prayut (Spitzname: "Onkel Tu") gute Chancen, im Amt zu bleiben. Der heute 65-Jährige hatte 2014 eine demokratisch gewählte Regierung aus dem Amt geputscht. Seither hat das Militär Verfassung und Wahlrecht zu seinen Gunsten geändert.

Über die Verteilung der 500 Sitze im Unterhaus des Parlaments gab es auch viele Stunden nach Schließung der Wahllokale noch keine zuverlässige Angabe. Die 250 Sitze im Senat - dem Oberhaus - werden ohne Wahl vom Militär bestimmt. Damit bräuchte Prayut im Repräsentantenhaus lediglich noch 126 Sitze, um als Premierminister gewählt zu werden.

Gegen die Wahlkommission gibt es Betrugsvorwürfe. Mehr als 270 000 Thailänder haben im Internet eine Petition unterschrieben, die ihre Auflösung verlangt. Nach Auszählung von 94 Prozent lag die PPRP mit 7,7 Millionen Stimmen vorn. Auf Platz zwei landete demnach die Partei Pheu Thai (PT) um Ex-Premier Thaksin Shinawatra mit 7,2 Millionen Stimmen. Dritter wurde die Partei Future Forward (FF) mit 5,3 Millionen Stimmen. Bei den Direktmandaten ergab sich ein anderes Bild: Hier lag die PT (137 Mandate) vor PPRP (97) und FF (30). Bei den größten Oppositionsparteien gilt eine Kooperation mit dem Militär als ausgeschlossen.

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