Skandal-Serie:Popetown läuft weiter

MTV hat sich nach der Diskussionsrunde entschieden und strahlt die umstrittene Comicserie komplett aus. Das Münchner Ordinariat fordert die Politik zum Handeln auf.

Die umstrittene MTV-Cartoonserie "Popetown" wird trotz massiver Kritik weiter auf dem Bildschirm zu sehen sein. Der Sender entschied am Dienstag, die Serie komplett ausstrahlen. Die weiteren neun Episoden werden ab Mittwoch gezeigt, wie MTV Networks in Berlin mitteilte. Das Erzbischöfliche Ordinariat München und Freising, das gegen die Serie juristisch vorgegangen war, forderte nach der Ankündigung die Politik zum Handeln auf.

Elmar Giglinger von MTV erläuterte, die Entscheidung basiere zum einen auf den Reaktionen der Zuschauer, die sich klar für eine Ausstrahlung ausgesprochen hätten, zum anderen auf der Einschätzung der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF). Das Gremium hatte die bisher eingereichten Folgen als rechtlich unbedenklich eingestuft. Das Landgericht München hatte kurz vor dem Sendetermin der ersten Episode einen Antrag auf einstweilige Verfügung des Ordinariats München und Freising abgelehnt. Die Sendung bedrohe nicht den öffentlichen Frieden, befanden die Richter.

Ordinariatssprecher Winfried Röhmel sagte, es sei zu erwarten gewesen, dass der Sender sowohl den Gerichtsbeschluss als auch die FSF-Freigabe als Freibrief zur Ausstrahlung ansehen werde. Diese machten jedoch deutlich, dass ein "wirkungsvoller Schutz vor Verunglimpfung von christlichen Bekenntnissen" nicht gewährleistet sei. Daher sei jetzt die Politik gefordert, gesetzliche Regelungen zu schaffen, um diesen Schutz zu gewährleisten, betonte Röhmel.

Die neun weiteren je halbstündigen Episoden laufen jeweils mittwochs um 21.30 Uhr und werden samstags um 21.30 Uhr wiederholt. Die FSF hat "Popetown" eine Freigabe für das Hauptabendprogramm und teilweise für das Tagesprogramm erteilt. Der Sender verzichtet aber auf eine Ausstrahlung im Tagesprogramm und zeigt die Serie erst nach 21.00 Uhr.

MTV hatte die erste Folge am Mittwochabend um 21.30 Uhr gesendet und danach eine Live-Diskussion über die Serie gebracht. Mit dabei waren unter anderen Vertreter vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und FSF sowie Smudo von der Band "Die Fantastischen Vier". Der Musiksender hatte angekündigt, die Reaktionen zu berücksichtigen und dann zu entscheiden, ob weitere Episoden ausgestrahlt werden. Auch das Publikum war aufgerufen, seine Meinung zu dem Format zu äußern.

Bei der Entscheidungsfindung wurde nach Angaben des Senders auch die Diskussion berücksichtigt. Dabei hätten sich die Teilnehmer kritisch geäußert, ein Verbot habe jedoch niemand gefordert. Die Resonanz der Zuschauer sei enorm gewesen. Während der Sendung seien die Telefondrähte heiß gelaufen und unter www.mtv.de/popetown über 15.000 Forumseinträge eingegangen. Die überwiegende Mehrheit sei für eine Ausstrahlung gewesen. Auch in Umfragen hatte sich laut MTV eine klare Mehrheit der Befragten hierfür ausgesprochen.

Die Zeichentrickreihe erzählt Geschichten aus dem Leben eines kindlichen Papstes. Vor allem Vertreter der katholischen Kirche und CSU-Politiker hatten die ursprünglich von der britischen BBC in Auftrag gegebene Serie scharf kritisiert und darin eine Verletzung religiöser Symbole und Gefühle gesehen.

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