Fussball:Wer kickt, der zahlt

Im Fußball geht es um viel Geld. Die Vereine können und sollten sich die Einsatzkosten der Polizei für Risikospiele leisten. Schließlich ist Sicherheit eine Bedingung für ihren Erfolg.

Von Johannes Aumüller

Zwei Zahlen sind es, die aus Fußballsicht diese Woche geprägt haben. Die eine: 80 Millionen Euro. So viel Geld ist es dem FC Bayern München wert, den französischen Weltmeister Lucas Hernández zu verpflichten. Es ist der mit Abstand teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte und ein Beleg für das grenzenlose Wachstum des Fußballgeschäfts.

Die zweite Zahl ist deutlich geringer: 425 718,11 Euro. So viel hatte das Land Bremen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in Rechnung gestellt - für die zusätzlichen Polizeikosten, die im April 2015 bei einem sogenannten Risikospiel zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV entstanden waren. Die Liga wollte dies nicht zahlen, ein Rechtsstreit über drei Instanzen folgte, und am Freitag fügte das Bundesverwaltungsgericht der Liga eine krachende Niederlage zu.

Denn den konkreten Vorgang wies das Gericht zwar an die Vorinstanz zurück. Aber seine wesentliche Botschaft war: Ja, es ist absolut in Ordnung, wenn der Staat die Profiklubs an Polizeikosten von solchen Risikospielen beteiligen möchte.

Es ist zu begrüßen, dass das Gericht zu dieser Haltung gekommen ist. Denn Summen wie die 80 Millionen Euro und die 425 718,11 Euro, die gehören nicht nur für das Empfinden des gemeinen Kurvenfans zusammen, sondern auch juristisch.

Eine aberwitzige Geldflut ergießt sich seit Langem über den Fußball, in Deutschland drückt sich der wirtschaftliche Erfolg etwa so aus: 80 Millionen Euro Ablöse für einen einzigen Spieler. Einnahmen von durchschnittlich 1,16 Milliarden Euro jährlich für die Profiklubs allein aus der Vermarktung der TV-Rechte. Mehr als vier Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Aber dieser Erfolg ist unter anderem nur deshalb möglich, weil der Staat gewährleistet, dass die Bundesliga-Spiele in einem sicheren Umfeld stattfinden können. Und da ist es nur folgerichtig, dass sich der Fußball auch daran beteiligen muss, wenn besonders hohe Kosten für den Schutz dieser Spiele entstehen.

Schließlich geht es beim Ansatz des Landes Bremen nicht um alle Polizeikosten für alle Spiele. Es geht allein um die zusätzlichen Kosten, die bei besonderen Partien wie Bremen gegen Hamburg oder den anderen circa 50 Risikospielen pro Saison anfallen, und das hat das Bundesverwaltungsgericht ausdrücklich gebilligt.

Der König Fußball war in den vergangenen Jahren gewohnt, dass ihm bei seinem Treiben kaum jemand in die Quere kam. Aber seine Stellung leidet; ob der immensen Summen und seines allgemeinen Gebarens umgibt ihn ein zunehmendes Legitimitätsproblem, und das aktuelle Urteil passt dazu. Die Folgen dürften erheblich sein: Bisher war zwar außer in Bremen und in Rheinland-Pfalz in keiner Landesregierung der Wille zu erkennen, die Mehrkosten für Polizeieinsätze dem Profifußball in Rechnung zu stellen. Aber nun wird es in vielen, vor allem finanzschwächeren Bundesländern Debatten geben; getrieben von Opposition, Landesrechnungshof und der Einschätzung vieler Wähler.

Dabei bleibt die Frage, ob die Einzelabrechnung von Spielen der sinnvollste Weg ist. Oder ob nicht eine Art Fonds der Profiklubs besser wäre. Die DFL bräuchte nur rund zwei Prozent ihrer jährlichen Fernseh-Einnahmen abzuzwacken, und schon wäre genügend Geld da, um die Zusatzkosten für Polizeieinsätze bei den Risikospielen in erster und zweiter Liga zu bezahlen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: