Digitalbanken:Kröner verlässt  die Fidor-Bank

Der Verkauf des Münchner Geldinstituts durch die französische BPCE läuft offenbar schleppend. Nun verabschiedet sich auch noch Mitgründer Matthias Kröner Knall auf Fall von der Digitalbank.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Bis Ende März sollte eigentlich klar sein, an wen die französischen Bankengruppe BPCE die Münchner Fidor-Bank verkaufen wird. Die Franzosen hatten Fidor vor zwei Jahren für rund 100 Millionen Euro übernommen und wollten sie zu einer europäischen Digitalbank ausbauen. Dieser Plan jedoch ging nicht auf, hinzu kamen Verluste aus faulen Krediten in Großbritannien, weswegen die französische Großbank die Münchener Digitalbank mit ihren rund 280 Mitarbeitern wieder losschlagen wollte.

Das Verkaufsverfahren aber scheint zu stocken, und nun verlässt auch noch Fidor-Mitgründer Matthias Kröner die Digitalbank. Man trenne sich "in beiderseitigem Einvernehmen", teilte Fidor am Montag mit. Hintergrund seien strategische Differenzen gewesen. Seinen Anteil von 1,5 Prozent an der Bank verkauft der 53-Jährige dem Vernehmen nach an die Franzosen.

Kröner gilt als Urgestein des digitalen Bankgeschäfts. Mit gerade einmal 30 Jahren baute er Mitte der Neunzigerjahre die Direktbank DAB Bank für die Hypo-Vereinsbank mit auf. Mehrere Jahre saß er im Vorstand der Direktbank, bevor er 2003 mithilfe von Wagniskapitalgebern die spätere Fidor gründete, zunächst unter dem Namen Kölsch, Kröner & Co. AG.

Anfangs hatte Kröner mit Fidor vor allem auf soziale Netzwerke gesetzt, er verkaufte sich als Vorreiter für Finanz-Start-ups. Internetforen sollten den klassischen Bankberater ersetzen. Die Kunden konnten sogar über den Einlagenzins des Instituts abstimmen. Zuletzt aber konzentrierte er sich stärker auf Softwarelösungen für andere Banken. Kurz vor dem Verkauf an die Franzosen hatte sich die Fintech-Bank aber außerdem mit britischen Konsumentenkrediten verspekuliert, mit denen sie Schwächen im Geschäftsmodell ausgleichen wollte. 2017 machte die Bank einen Vorsteuerverlust von enormen 110 Millionen Euro. Die neuen Eigentümer bewahrten Fidor mit Verlustgarantien und einer Kapitalerhöhung vor der Insolvenz. Wie es mit Fidor weitergeht, ist offen. Dem Vernehmen nach waren zuletzt ein Finanzinvestor und eine internationale Bank an einer Übernahme interessiert. Die Führung von Fidor dürfte zunächst ein Manager der BPCE übernehmen.

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