1860 München:Bekennerbrief

Investor Ismaik lobt Günther Gorenzel und wundert sich, warum Fans Kritik an dem Geschäftsführer üben. Dabei liegt der Grund im Streit der Gesellschafter. Präsident Reisinger ist irritiert von einer Forderung Ismaiks.

Von Markus Schäflein

Unlängst hatte Hasan Ismaik, Investor beim Fußball-Drittligisten TSV 1860 München, auf seiner Facebook-Seite noch Daniel Bierofka zur erworbenen Fußball-Lehrer-Lizenz gratuliert und ihn gelobt, eine "weitere Lebensprüfung gemeistert" zu haben. (Angemerkt werden muss, dass es sich bei diesem Lehrgang um eine der ganz wenigen Lebensprüfungen handelt, bei denen ein Scheitern nahezu ausgeschlossen ist.) Im neuesten Post Ismaiks ist nun zur Abwechslung mal wieder von Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel zu lesen. "Ich habe gerade die Übersetzung des 1860-Pressespiegels vor mir", schreibt Ismaik - und dem entnahm er, dass "Gorenzel von unseren eigenen Fans kritisiert wird". Er sei "sehr überrascht, wie diese Fans dazu kommen; und vor allem würde mich stark interessieren, an was sie diese Schelte festmachen".

Das ist schnell erklärt: Gorenzel steht bei Teilen der Fans in der Kritik, weil er immer wieder öffentlich auf die Probleme verwies, die ein Konsolidierungskurs ohne Gesellschaftermittel Ismaiks mit sich bringt. Das Präsidium um Robert Reisinger ist entschlossen, Geld von Ismaik nur noch gegen Genussscheine und Vorkasse oder im Rahmen eines Sponsorings anzunehmen. Auf einem Banner im Fanblock beim Spiel in Braunschweig war nun zu lesen: "Gorenzel, mach deine Arbeit" - die Urheber waren wohl der Meinung, der Geschäftsführer stelle sich durch seine Aussagen im Gesellschafterstreit auf die Seite von Ismaiks Firma HAM International.

"Der oder diejenigen, die hinter dieser seltsamen Kampagne stecken, sollen sich outen", forderte der Investor. "Herr Gorenzel, der anfangs in meinen Überlegungen nicht erste Wahl war, hat mich im vergangenen Jahr selbst eines Besseren belehrt. Gorenzel ist kompetent, fleißig und ein Mensch mit einem guten Charakter." Daher fordere er "das Präsidium des TSV 1860 München e.V. auf, sich endgültig zu unserem Trainer Bierofka, Sport-Geschäftsführer Gorenzel und zu unserer Mannschaft uneingeschränkt zu bekennen". Reisinger zeigte sich gegenüber der SZ irritiert von dieser Aufforderung: "Warum soll ich mich zu Günther Gorenzel bekennen? Wir vom e.V. haben ihn doch als Sportlichen Leiter mittels 50+1 eingestellt, und die Bestellung zum Geschäftsführer haben nicht wir verzögert, sondern die Beiratsmitglieder von HAM."

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