E-Auto-Hersteller:Tesla hat Verladehemmung

Tesla Inc. Ships Some 1,800 Vehicles in Key Rollout

Viele Tesla-Autos kommen derzeit nicht schnell genug zu den Kunden, teilt das Unternehmen mit - und begründet damit die schwachen Zahlen.

(Foto: Bloomberg)
  • Tesla hat im ersten Quartal deutlich weniger Autos ausgeliefert als im Vorjahr und die hohen Erwartungen verfehlt.
  • Auch beim Model 3, dem ersten Tesla für den Massenmarkt, läuft es nicht gut. Der Hersteller begründet dies vor allem mit logistischen Problemen bei der Auslieferung.
  • Analysten weisen darauf hin, dass Tesla es künftig noch schwerer haben wird. Auch deutsche Hersteller wachen langsam auf und bringen Konkurrenzmodelle heraus.

Von Jan Schmidbauer

Auf Elon Musks Twitterprofil ging es am Mittwoch eher gemütlich zu. Der Chef des kalifornischen Elektroautoherstellers Tesla beschäftigte sich unter anderem mit seinem Lieblingsthema, Raketen, und verbreitete einen Artikel mit erstaunlichen Erkenntnissen über eine in Indien beheimatete Eichhörnchenart, die es durch ihr farbenfrohes Fell zu einiger Berühmtheit im Internet gebracht hat. Zu den Zahlen, die sein Unternehmen für das abgelaufene Quartal präsentierte, äußerte sich Musk dagegen mit keinem Wort. Wahrscheinlich auch, um sich nicht weiteren Ärger mit den Behörden einzuhandeln.

Die Ergebnisse des E-Auto-Pioniers fielen jedenfalls nicht gerade berauschend aus. Die Zahl der ausgelieferten Autos ging gegenüber dem Vorquartal um 31 Prozent zurück. Insgesamt lieferte Tesla nach eigener Auskunft etwa 63 000 Fahrzeuge aus - noch weniger als die meisten Analysten vermuteten, die ihre Erwartungen schon im Vorfeld heruntergeschraubt hatten.

Auch für das Model 3 musste Tesla einen Rückgang bei den Auslieferungen bekannt geben. Das Auto ist gewissermaßen die Projektionsfläche für die hohe Bewertung von Tesla. Während die übrigen Tesla-Modelle schon wegen ihres hohen Preises eher etwas für die Nische sind, soll das Model 3 mit einem Einstiegspreis von 35 000 Dollar den Massenmarkt erobern. Vom Automobil gewordenen Hoffnungsträger lieferte das Unternehmen allerdings auch nur knapp 51 000 Stück aus, 20 Prozent weniger als im vorherigen Quartal.

Tesla begründet die schwachen Zahlen vor allem mit logistischen Problemen, zumindest in Hinblick auf das Model 3. Die Auslieferung der Autos nach Europa und China gestalte sich schwierig. Bis zum 21. März sei nur die Hälfte der für das Quartal geplanten Fahrzeuge tatsächlich ausgeliefert worden, viele befänden sich erst auf dem Weg zu den Kunden. Wie das Unternehmen bestätigte, würden die Lieferprobleme auch dazu führen, dass Tesla im ersten Quartal einen Verlust verbuchen muss. Der Hersteller geht dennoch davon aus, dass das zuletzt angepeilte Jahresziel von 360 000 bis 400 000 ausgelieferten Autos noch zu schaffen ist.

"Bislang hatte Tesla praktisch keinen Wettbewerb auf diesem Markt"

An den Finanzmärkten war man von den Ausführungen allerdings nicht vollends überzeugt. Die Aktie reagierte am Donnerstag mit deutlichen Verlusten auf die vorgelegten Zahlen, das Papier verlor zweitweise mehr als zehn Prozent an Wert. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass Tesla die gesteckten Ziele nicht erfüllen kann.

Beobachter gehen ohnehin davon aus, dass das Geschäft mit E-Autos für die Kalifornier eher schwieriger als leichter wird. "Bislang hatte Tesla praktisch keinen Wettbewerb auf diesem Markt", sagt Jürgen Pieper, Analyst und Autoexperte des Bankhauses Metzler. "Das ist nun definitiv vorbei." Auch die deutschen Hersteller sind inzwischen aufgewacht: Daimler will Mitte des Jahres seinen ersten Elektro-SUV auf den Markt bringen, BMW dürfte im kommenden Jahr folgen. Und auch VW will 2020 mit dem ID Neo ein E-Auto auf den Markt bringen, das in direkter Konkurrenz zu Teslas Model 3 stehen dürfte.

Analyst Pieper geht davon aus, dass Tesla die gesetzten Erwartungen langfristig nicht erfüllen können wird. Die hohe Bewertung des Unternehmens beruhe auf der Annahme, dass Tesla über Jahre hinweg zweistellig wachse. Wer mit Konzernen wie VW mithalten wolle, brauche aber andere Strukturen, und Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende neue Mitarbeiter. "Davor werden sie irgendwann zurückschrecken", sagt Pieper. Eines aber werde Tesla bleiben: "ein interessanter Nischenanbieter".

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