Festival:Brüder im Geiste

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Die "Sperr-Tage" in Landshut

Von Egbert Tholl, Landshut

Martin Sperr wurde an den Gestaden der Vils geboren, er starb in Landshut und war Niederbayer. Also ein lebendes Denkmal des Widerstands, als Autor und Schauspieler. Die Stadt, in der er lange lebte und dann auch starb, feiert ihn nun zum zweiten Mal und in Zukunft alle zwei Jahre mit den "Sperr-Tagen". Diese muss man assoziativ begreifen, denn von Sperr selbst wird dort nichts gespielt.

Dafür kommt ein Bruder im Geiste vorbei, Josef Bierbichler. Er liest aus seinem Drehbuch zu "Zwei Herren im Anzug", also aus seiner eigenen Adaption des eigenen Romans "Mittelreich", an diesem Freitag um 18.30 Uhr. Tags darauf wird dann der Film gezeigt, danach gibt es ein Gespräch mit Bierbichler.

Der Ort der "Sperr-Tage" ist das Kleine Theater Landshut (der Film kommt im Kino Kinoptikum), dessen Intendant Sven Grunert mit diesem Festivalchen "das zeitgenössische, kritische Volkstheater erleben und erkunden" will. Das ist ein weitgespanntes Unterfangen und geschieht unter anderem in einigen Lesungen. Am Sonntag etwa liest Alfred Kirchner - ja, der Kirchner, der große Regisseur - aus Gerlind Reinshagens "Die Frau und die Stadt", ein Buch über die letzte Selbstbestimmung im Angesicht der tödlichen Nazidiktatur. Am Samstag gibt es ein jüdisch-arabisches Puppenmusical, "Isaak und der Elefant Abul-Abbas", was man wohl als eine Art Vorspiel zu Gesprächsrunden über jüdische und muslimische Querdenker begreifen muss.

Theater gibt es auch, am Sonntag, aber halt nichts von Martin Sperr, sondern, wieder so ein Bruder im Geiste, Herbert Achternbusch. "Arkadia" ist Achternbuschs letzter veröffentlichter Text. Auch eine letzte Reise, eine Idee vom Denken in einer Landschaft des Todes.

Landshuter Sperr-Tage , Fr., bis So., 5. bis 7. April, Kleines Theater Landshut, www.kleinestheaterlandshut.de

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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