Öffentlicher Nahverkehr:Ringlinie soll S-Bahnen im Münchner Umland verbinden

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Bitte umsteigen: Wer im Münchner Umland von einem Ort zum anderen will, soll künftig direkter zum Ziel kommen. (Foto: Karte: MVV)
  • Manche Verbindung im Münchner Umland ist extrem kompliziert und zeitraubend.
  • Das bayerische Verkehrsministerium hat nun ein Konzept vorgelegt, bei dem die Tangentialen zwischen S-Bahn-Ästen schneller zurückgelegt werden könnten.
  • Die geplanten Ringbuslinien können allerdings frühestens in drei Jahren in Betrieb gehen.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Etwa 10,8 Kilometer Luftlinie liegen die beiden großen Zentren des Münchner Nordens - die Stadt Unterschleißheim und die große Kreisstadt Dachau - auseinander. Gefühlt allerdings liegen zwischen beiden Städten Welten. Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Unterschleißheim nach Dachau pendeln will, hat zwei Möglichkeiten: Mit der S 1 bis zum Bahnhof Laim und von dort aus in entgegengesetzter Richtung mit der S 2 bis Dachau (Fahrtzeit 31 Minuten) oder mit dem Bus, ebenfalls ein Umstieg inbegriffen, bei 49 Minuten Fahrzeit.

Das bayerische Verkehrsministerium hat nun ein Konzept vorgelegt, mit dem Verbindungen dieser Art - sogenannte Tangentialen zwischen zwei Schnellbahnästen - deutlich schneller zurückgelegt werden könnten: Das Projekt "Ringbuslinien rund um München" soll mit einem in sich geschlossenen Ring aus sieben aneinander anschließenden Expressbuslinien durch die Landkreise München, Dachau, Fürstenfeldbruck, Starnberg und Bad Tölz-Wolfratshausen eine Brücke zwischen den wichtigen S-Bahn-Haltestellen und Wirtschaftsstandorten der Region schlagen - ohne Umsteigen und Zeitverlust.

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"Was jetzt vorliegt, ist schon ein sehr konkreter Trassenvorschlag", sagt der Landrat des Landkreises München, Christoph Göbel (CSU), dessen Haus die Koordination der Trassenführungen übernommen hat. "Wir brauchen diese schnellen Verbindungen dringend. Vor allem dort, wo sich große Pendlerpunkte und viele Arbeitsplätze befinden."

Angestoßen hatte das Konzept der Ringbuslinien noch Ilse Aigner (CSU) als Verkehrsministerin, an der Erarbeitung sind das Staatsministerium, der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) und die fünf betroffenen Verbundlandkreise beteiligt. Ziele des neuen Rings um München sind laut dem aktuellen Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) insbesondere Schienenstrecken zu entlasten und attraktive Querverbindungen anzubieten. "Ich bin überzeugt, dass die zusätzliche Buslinie Fahrgästen kürzere Fahrtwege ermöglichen und damit das ÖPNV-Angebot um einen wichtigen Baustein erweitern kann", so der Minister. Der Freistaat hat laut Reichhart bereits zugesagt, die Linie finanziell zu unterstützen. Dass der Freistaat versichert habe, den Aufbau des Busrings durch die Region mit acht Millionen Euro zu unterstützen, bestätigt Göbel. Welche Kosten auf die Landkreise zukommen werden, sei dagegen noch nicht abzuschätzen; dies könne erst im Zuge der Feinjustierung der Trassen sowie nach der Ermittlung der Betriebskosten abgeschätzt werden.

"Und wir müssen Lösungen finden, um die Busse zu beschleunigen"

Die grobe Trassenführung sieht vor, die Linien im Süden Münchens von Wolfratshausen aus im Uhrzeigersinn über Starnberg, Gilching, Fürstenfeldbruck, Dachau, Oberschleißheim, Garching, Ismaning, Feldkirchen, Haar, Hohenbrunn und Deisenhofen laufen zu lassen. Anbindungen sind geplant nach Bad Tölz, Buchenau und Unterschleißheim sowie zum Forschungszentrum Garching und nach Heimstetten.

Für MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch bietet der Busring den enormen Vorteil, dass Pendler "nicht mehr durch das Nadelöhr der Münchner Innenstadt" müssten und Staus bereits vor den Stadtgrenzen vermieden werden könnten. Zudem seien "durchdachte Busangebote" verhältnismäßig günstig, so Rosenbusch.

Anders als schienengebundene Verkehrsmittel. "Außerdem dauert es eine Ewigkeit, bis man ein Gleis kriegt", gibt Göbel zu bedenken. "Wir aber brauchen schnelle Lösungen." Und aus seiner Sicht auch innovative, moderne Antriebstechniken. Göbel kann sich vorstellen, auf den Trassen mit Brennstoffzellen betriebene Busse oder Elektrofahrzeuge fahren zu lassen. Auch einen Oberleitungsbus, also eine Tram ohne Schienen, schließt der Landrat nicht aus. "Und wir müssen Lösungen finden, um die Busse zu beschleunigen, etwa eigene Spuren, grüne Wellen." Dies sei etwa im Zuge des Ausbaus der B 471 von der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning bis Garching und Oberschleißheim sowie weiter nach Dachau möglich.

Im Landratsamt am Mariahilfplatz wird erwartet, dass die Ringbuslinien frühestens in drei Jahren in Betrieb gehen könnten. So lange dauere es samt Planung, Ausschreibung des Betriebs und Vorlauf der Ausschreibung.

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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