Autoindustrie:Kungeleien

Die neuen Vorwürfe können den letzten Rest an Vertrauen zerstören.

Von Thomas Fromm

Der Vorwurf der EU-Kommission wirft ein verheerendes Licht auf die Autoindustrie, und das aus gleich mehreren Gründen. BMW, Daimler und VW haben nach Erkenntnissen der Behörde bei Technologien zur Abgasreinigung illegale Absprachen getroffen. Konkret bedeutet das: Statt die saubersten Motoren zu bauen, sollen die Manager in kleinen, verschworenen Zirkeln gemeinsam beschlossen haben, auf Partikelfilter bei Ottomotoren zu verzichten und gleichzeitig bei der Abgasreinigung bei Dieselmotoren zu sparen. Kungeleien auf Kosten der Umwelt und der Verbraucher - der Verdacht wiegt schwer. Denn er zerstört den letzten Rest des Vertrauens, den die Menschen nach dem Dieselskandal bei VW im Jahre 2015 noch hatten.

Allerdings ist auch die Genese dieses milliardenschweren Kartellverdachts dubios. Daimler-Manager sollen die ersten gewesen sein, die 2014 einen Antrag auf Kronzeugenregelung gestellt haben, später folgte VW. Wer Kronzeuge ist, kann auf Straferlass oder sogar Straffreiheit hoffen. Ist es möglich, dass man gerade noch mit den Kollegen vom Wettbewerber über ein gemeinsames Vorgehen bei Abgastechnologien gesprochen hat, als die ersten Anwälte schon auf dem Weg nach Brüssel waren, um dort die Anzeigen auf den Tisch zu legen? BMW, der Dritte im Bunde, weist Kartellvorwürfe übrigens energisch zurück. Man kommt innerhalb der Industrie also offenbar zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen der Runden. Sehr merkwürdig.

© SZ vom 06.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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