Regensburg:Nothelfer des Bairischen

Regensburg: Bairisch-Professor Ludwig Zehetner

Bairisch-Professor Ludwig Zehetner

(Foto: F. Mittermaier)

Symposium ehrt Dialektologen Ludwig Zehetner zum 80.

Von Hans Kratzer, Regensburg

Das Knie mache ihm zu schaffen, sagt Ludwig Zehetner, Folge eines vor langer Zeit erlittenen Skiunfalls. Eine Operation, die Linderung verschaffen könnte, kommt aber momentan nicht in Frage. Fiele er länger aus, wäre das wohl das Aus für die Erfolgskomödie "Mei Fähr Lady", befürchtet Zehetner. Und das will er schon seiner Mitspieler wegen keinesfalls riskieren. "Mei Fähr Lady" ist ein erheiterndes Bühnenstück, das seit 2011 aufgeführt wird und bis Januar 2020 ausgebucht ist. Die Komödie thematisiert das Bairische, das trotz seines Variantenreichtums seit 2009 auf der Liste der bedrohten Sprachen steht. Im Mittelpunkt steht der Bairisch-Professor Zehetner, der sich selbst spielt und dabei eine Chinesin, einen norddeutschen Manager und einen Rapper mit den Feinheiten des Bairischen vertraut macht.

Vor wenigen Tagen ist Ludwig Zehetner 80 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren wird an diesem Wochenende in Tirschenreuth ein wissenschaftliches Symposium zur Grammatik des Bairischen abgehalten. Zehetner, der als Lehrer Deutsch und Englisch unterrichtet hat, widmete sich darüber hinaus als Honorarprofessor an der Universität Regensburg der Vermittlung des Bairischen. Seine Bücher, etwa "Bairisches Deutsch", wurden zu Bestsellern. Wie wenige andere sorgte er dafür, dass die Mundarten unter dem Druck des Sprachwandels nicht völlig unter die Räder kamen. Für ihn sind das Sprachdenkmäler, die auf einem uralten Fundament stehen. Zehetner verweist gerne auf die im Bairischen noch übliche doppelte Verneinung, die bereits vor 1200 Jahren im Wessobrunner Gebet aufschien. Statt solche Schätze zu pflegen, hat man in der Pädagogik die Abschaffung der Dialekte betrieben. Mit dem Ergebnis, dass heute sogar Eltern, die Mundart beherrschen, mit ihren Kindern zwanghaft nach der Schrift reden. Mittlerweile signalisiert die Politik, die Dialekte sollten wieder an die Schule zurückkehren. "Da steckt eine gute Absicht dahinter", sagt Zehetner, aber das komme um Jahrzehnte zu spät. Vielmehr wäre es nötig, die Vielfalt des deutschen Sprachraums in der Lehrerausbildung zu verankern. "Ich schrieb diesbezüglich an verschiedene Minister", sagt Zehetner, "ich bekam freundliche Antworten, aber es geschieht nichts."

Für ihn ist die Schule als dialektaler Beharrungsort verloren. Das vom Autor Josef Berlinger arrangierte Zehetner-Stück "Mei Fähr Lady" könnte allerdings, ähnlich wie der Brandner Kaspar, bei anhaltendem Erfolg zur ewigen Kult-Komödie avancieren. Immerhin ein Trost zum 80. Geburtstag.

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