Archäologie:Des Kaisers unverwüstliche Waffen

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Die Figuren der Terrakotta-Armee waren Jahrtausende lang im Boden vergraben. (Foto: dpa)
  • Die mehr als 2000 Jahre alten Waffen der Terrakotta-Armee in China sind erstaunlich gut erhalten.
  • Lange dachten Forscher, dass eine Beschichtung die Waffen schützte.
  • Doch womöglich schützte auch die Beschaffenheit des chinesischen Bodens die Figuren vor dem Verfall.

Von Clara Hellner

Schwerter, Lanzen, Speere, Armbrüste und Pfeile: Die Terrakotta-Armee aus mehr als 8000 lebensgroßen Soldatenfiguren ist schwer bewaffnet und sollte einst das Mausoleum von Chinas erstem Kaiser Qin Shihuangdi symbolisch beschützen. Bis auf Schwertscheiden, Köcher für die Pfeile und Lanzenschafte aus Holz und Bambus sind die Waffen nach Jahrhunderten in der Erde so gut erhalten, dass sich damit noch kämpfen ließe.

In den mehr als 2000 Jahren, seit sie von den Schmieden des chinesischen Kaiserreiches gefertigt wurden, haben sie kaum gelitten. Wissenschaftler führten das bisher vor allem auf eine dünne Schicht Chrom zurück und vermuteten, dass diese als Schutz vor dem Verfall aufgetragen worden war: das älteste Rostschutzmittel der Welt.

Vielleicht ist es aber doch nur Zufall, dass die kaiserlichen Soldatenfiguren so gut erhalten sind. Statt eines antiken Anti-Rost-Mittels schützte womöglich die besondere Beschaffenheit des chinesischen Bodens sie vor dem Verfall. Darauf deuten Ergebnisse einer in Scientific Reports erschienenen Studie von Wissenschaftlern des University College London und des Terracotta Army Museum hin.

Einen ersten Hinweis dafür gab die genauere Untersuchung der Chrompartikel: Davon fanden sie auf den Waffen der Figuren wenige, fast nur nahe der - inzwischen zersetzten - Schwertgriffe oder Schafte. Die Partikel des chromhaltigen Lacks, mit dem die Figuren und die Schwertscheiden und -griffe, aber eben nicht die Lanzen und Schwerter selbst bemalt wurden, hatten sich womöglich in kleiner Menge auf die Bronze-waffen abgesetzt. Aufgetragen wurde der Lack wohl aus ästhetischen Gründen.

Um die jahrhundertelange Verwitterung zu simulieren, gruben die Forscher Kopien der Waffen in einer Umweltkammer ein in zwei verschiedenen Bodentypen ein. Nach vier Monaten waren die von englischer Erde bedeckten Waffen von Korrosion zerfressen. In chinesischer Erde hatten die Waffen hingegen kaum Schaden genommen: Sie waren noch genauso glänzend und stabil wie zuvor. Dennoch ist es möglich, dass die Chinesen einst ein Rostschutzmittel nutzen, das bisher nur nicht entdeckt wurde. Gereicht hat aber vielleicht auch einfach der zufällige Chromgehalt des Lacks - und der natürliche Schutz der chinesischen Erde.

© SZ vom 08.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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