Nach Brandkatastrophe:Streit über abgebrannte Reitschule

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Icking würde von der neuen Bebauung des Geländes gerne profitieren. Nur wie? Da ist sich der Gemeinderat uneinig. Fest steht nur: Die von Eigentümer Johann Abfalter geplante Abfüllanlage für Mineralwasser kommt nicht in Frage.

Von Susanne Hauck, Icking

Nachdem ein Großbrand die ehemalige Reitschule in Icking im vergangenen Juli verwüstet hat und zwei Menschen ihr Leben verloren, gibt es im örtlichen Gemeinderat nun Streit über die künftige Nutzung des Geländes. In einer reichlich zerfahrenen Debatte konnten sich die Lokalpolitiker am Montagabend lediglich darauf verständigen, dass eine gewerbliche Nutzung nicht ganz ausgeschlossen ist. Vor einer endgültigen Entscheidung soll der Investor nun aber erst einmal verschiedene Planungsvarianten vorlegen.

Eigentümer Johann Abfalter träumt davon, auf dem Gelände der abgebrannten Reitschule Wohnungen und eine Abfüllanlage für Mineralwasser zu bauen. Diese Vorschlag war im Gemeinderat allerdings durchgefallen. Daraufhin hatte sich Icking mit Baubehörden und einer Stadtplanerin in einem Workshop zusammengesetzt. Die Experten sehen in dem Grundstück einen "idealen Standort für eine kompakte Nutzung", gab Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) die Ergebnisse aus den Gesprächen bekannt. Gerade im steilen unteren Teil sei eine höhere Bebauung vorstellbar, weil es das Landschaftsbild nicht störe. Die Gemeinde könne sich für ein allgemeines Wohngebiet ohne Abfüllanlage, ein Mischgebiet oder ein "Sondergebiet Wohnen und Arbeiten" entscheiden.

Die Erschließung sehen die Behörden eher unproblematisch: Eine Bebauung mit bis zu 50 Wohnungen und einem Bürogebäude nannten sie "verkehrstechnisch unwesentlich". Und bei der Engstelle an der Kirche sei eine Ampel die erste Wahl.

Stadtplanerin Vera Winzinger habe für die Bebauung mehrere Zwei- und Dreigeschosser mit begrüntem Flachdach mit Single- und Familienwohnungen empfohlen. Eine Abfüllanlage halte sie wegen der Nähe zur Wohnbebauung für kritisch.

Um das Vorhaben zu realisieren, hält die Gemeinde einen sogenannten "vorhabenbezogenen Bebauungsplan" für sinnvoll. Die Gemeinde spart sich in diesem Verfahren den Architekten, der Bauherr legt verschiedene Entwürfe vor. "Er muss liefern", erläuterte Bürgermeisterin Margit Menrad den Vorteil. "Dann können wir ihm sagen, in welche Richtung er weiterdenken soll." Den Einwand von Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative), dass die Gemeinde damit die Planungshoheit aus der Hand geben würde, entkräftete Menrad mit den Worten: "Wenn wir gleich seinen ersten Vorschlag schlucken, ist das unser Problem."

Wie eine gewerbliche Nutzung des Areals aussehen könnte, ist noch umstritten. Konsens besteht nur insofern, dass die Abfüllanlage nicht gewünscht ist. Für die Ickinger Initiative kommen wegen der problematischen Verkehrserschließung ausschließlich Wohnungen und ein Kindergarten infrage. Dagegen kann sich die UBI für etwas Gewerbe oder moderne Büroformen wie einem "Co-Working Space" im oberen Grundstücksteil erwärmen.

Die Gemeinde möchte sich außerdem Zugriff auf einen Teil der Wohnungen mit sozial verträglichen Preisen sichern. Bislang ist ein Erstvermietungsrecht im Gespräch. Gemeinderätin Lisa Häberlein (SPD/Grüne) brachte eine völlig neue Variante für den Bau von Sozialwohnungen ins Spiel. Sie forderte Verhandlungen mit dem Investor über eine mögliche Schenkung eines Grundstücksteils - im Gegenzug für das Baurecht.

Abgestimmt wurde darüber aber nicht. "Ich halte die Diskussion für dermaßen unausgegoren, dass wir nichts beschließen sollten, was uns hinterher leidtut", sagte Alfred Vogel (Ickinger Initiative). Und eigentlich, so Bürgermeisterin Menrad, hätte der Workshop schon konkrete Empfehlungen erbracht.

Der Gemeinderat einigte sich letztlich deshalb auf Folgendes: Bauherr Abfalter soll entsprechend den Ideen aus dem Workshop verschiedene Entwürfe liefern. Gewerbe ist dabei vorstellbar. Die Planungsvarianten sollen mit den Bürgern diskutiert und dem Gemeinderat vorgelegt werden, der dann entscheidet, welche Variante weiterverfolgt wird. Ein Fachmann soll prüfen, wie die Gemeinde dort an günstige Wohnungen kommen kann. Wie diese belegt werden - ob nur Ickinger zum Zug kommen sollen oder zum Beispiel auch Referendare von den Schulen oder Kita-Mitarbeiter -, darüber wird sich ein Arbeitskreis Gedanken machen.

© SZ vom 10.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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