Deutsche Bank:Angestellte wollen keine Übernahme der Commerzbank

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Die geplante Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank wird von Vielen kritisiert. (Foto: dpa)
  • Der Betriebsrat hat die Mitarbeiter der Deutschen Bank befragt: 70 Prozent sind gegen eine Übernahme der Commerzbank.
  • Man solle erst die Postbank richtig integrieren, fordern sie.
  • Auch ohne eine Fusion mit der Commerzbank würden viele Stellen wegfallen, gaben 80 Prozent der Befragten an.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

In der Belegschaft der Deutschen Bank gibt es große Widerstände gegen eine Übernahme der Commerzbank. Eine interne Umfrage des Betriebsrates kommt nach SZ-Informationen zu einem für den Vorstand vernichtenden Ergebnis: Demnach lehnen knapp 70 Prozent der Belegschaft eine Übernahme der Commerzbank ab. Insgesamt haben mehr als 7800 Mitarbeiter an der Umfrage teilgenommen. 84 Prozent der Befragten seien der Meinung, die Deutsche Bank solle zunächst die Integration der Postbank erfolgreich abschließen. Die Deutsche Bank lehnt eine Stellungnahme zur Mitarbeiterbefragung ab.

"Gerade aus der bis heute nicht abgeschlossenen Postbankintegration sollte die Erkenntnis gewachsen sein, dass eine Übernahme der Commerzbank möglicherweise wirtschaftlich begründet, aber deshalb noch lange nicht machbar, das heißt erfolgreich umsetzbar ist", sagte Betriebsratschef Frank Schulze auch im Namen seines Stellvertreters Jörg Wolfram. Die Deutsche Bank besitzt die Bonner Tochter seit vielen Jahren, hat aber erst vor kurzer Zeit beschlossen, sie in den Konzern einzugliedern.

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Die Betriebsratschefs der Deutschen Bank hatten sich bislang zur Fusion nicht öffentlich geäußert, man wollte zunächst ein Stimmungsbild in der Belegschaft einholen. Die Gewerkschaften Verdi und DBV lehnen die Fusion ab. Sie befürchten den Verlust von mehreren zehntausend Arbeitsplätzen.

In Sachen Stellenabbau machen sich die Mitarbeiter der Deutschen Bank aber ohnehin keine Illusionen: Auch ohne eine Fusion mit der Commerzbank würden viele Stellen wegfallen, gaben 80 Prozent der Befragten an. Generell scheinen die Mitarbeiter nicht allzu viel Vertrauen in die Führung des Geldhauses zu haben. Auf die Frage, ob die Deutsche Bank genug tue, um zukunftsfähig zu bleiben, antworteten nur 20 Prozent mit Ja, fast 60 Prozent mit Nein; der Rest hatte keine Meinung.

Die Deutsche Bank verhandelt seit dem 17. März mit der Commerzbank um eine Übernahme. Schließen sie sich zusammen, könnten sie Mitarbeiter entlassen, Filialen schließen, um Kosten zu senken und ihre Kräfte zu bündeln, so die Befürworter der Fusion. Die Kritiker wenden zum Beispiel ein, dass es in der Vergangenheit selten erfolgreiche Bankfusionen gab und aus zwei schwachen Instituten nicht automatisch ein starkes entsteht.

Auch die Arbeitnehmervertreter der Commerzbank lehnen den Zusammenschluss ab. "Treffen Sie verantwortungsvolle Entscheidungen für die Zukunft unserer Commerzbank und nehmen Sie Abstand von diesem Vorhaben", forderte deren Gesamtbetriebsrat vor einigen Tagen in einem Brief an den Vorstand. Seit Beginn der Sondierungen würden Kunden der Bank "erbost" den Rücken zukehren wollen. Die Arbeitnehmervertreter können im Aufsichtsrat zwar gegen die Übernahmepläne stimmen, formal haben sie aber kaum Handhabe, sie aufzuhalten. Insider rechnen damit, dass die Vorstände den Plan zur Not auch nur mit den Stimmen der Anteilseignerseite und dem doppelten Stimmrecht der Aufsichtsratsvorsitzenden durchboxen werden - was ein absolutes Novum in der jüngeren Geschichte beider Banken wäre.

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