Konjunktur:Mäßigung, bitte

Frankreich stellt ungewöhnliche Forderungen an Berlin.

Von Cerstin Gammelin

Nein, da ist keine Liebe zwischen dem deutschen und dem französischen Finanzminister. Selten war die Beziehung so angespannt. Olaf Scholz und Bruno Le Maire haben sich nach einem guten Jahr nicht nur auseinandergelebt, sie benehmen sich wie ein enttäuschtes Paar. Ihre Fehde trugen sie sogar auf die Weltbühne beim Währungsfonds, wo sie stritten, ob Deutschland ein Konjunkturpaket für die Euro-Zone auflegen soll. Mit dieser Forderung überraschte Le Maire den Amtskollegen, und er brüskierte ihn. Scholz erfuhr von den französischen Vorstellungen aus einer Zeitung.

Es ist normal, dass um die richtige Idee für mehr Wachstum gerungen wird. Und es herrscht Europawahlkampf, besonders in Frankreich. Aber macht nicht der Ton die Musik? Der ist zwischen den Ministern mehr als schrill geworden. Gerade haben Frankreich und Deutschland in einem Freundschaftsvertrag vereinbart, sich stets zuerst intern abzustimmen. Nun provozieren sie sich. Das ist schädlich und muss aufhören.

Diese Aufforderung geht zuallererst an die Amtsinhaber persönlich. Es ist nicht neu, dass Berlin und Paris über Konjunkturmaßnahmen streiten. Aber bisher haben es noch alle Minister geschafft, dabei ihre persönlichen Befindlichkeiten zurückzunehmen. Das sollten auch Scholz und Le Maire tun.

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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