Kurz gesichtet:Punk und Pose

Statt traditionellem Schmuck setzt der französische Juwelier Cartier jetzt auf ungewöhnliche Ringe à la "Sex Pistols", und im V&A-Museum in London wird Mary Quant, die Erfinderin des Minirocks, mit einer Ausstellung geehrt. Die Stil-News der Woche.

Von Anne Goebel, Julia Rothhaas, Max Scharnigg, Silke Wichert

Wenn es jemanden gab, der schon früh aus Mode einen großen Spaß machte, und zwar für die Frauen, die sie trugen - dann war es Mary Quant. Die britische Designerin gilt als Erfinderin des Minirocks, zumindest hat sie das aufsässige Kleidungsstück in den Sechzigerjahren populär gemacht. Jetzt wird sie mit einer Ausstellung im Victoria and Albert Museum in London geehrt. Zu sehen sind mehr als 200 Kleidungsstücke, Accessoires, Skizzen und Fotos aus dem persönlichen Archiv von Mary Quant, die heute über 80 Jahre alt ist. Mit ihren knallbunten Latzhosen, PVC-Mänteln und Minikleidern feierte sie die sexuelle Revolution und die Befreiung der Frau. Ihre Boutique "Bazaar" - die Eltern hätten sie lieber als Kunstlehrerin gesehen - wurde zu einer Attraktion im Swinging London (bis Februar 2020, vam.ac.uk).

Bye bye Facebook, Twitter, Instagram: Das britische Kosmetikunternehmen Lush verkündete jüngst seinen Rückzug aus sämtlichen sozialen Netzwerken, zumindest in Großbritannien. "Wir sind es leid, gegen Algorithmen zu kämpfen, und wollen nicht dafür zahlen, um in einem Newsfeed aufzutauchen", erklärte der Hersteller, bekannt für seine weit durch die Stadt riechenden Seifen. In den sozialen Medien sei es immer schwerer, direkt zu kommunizieren, doch ein Ende des Dialogs ist trotzdem nicht in Sicht: Vielmehr sind die Kunden gefordert, künftig direkt in Kontakt zu treten - über Telefon, Mail oder über die Webseite. Ein möglicher Grund für den Abschied: 2018 hatte eine Lush-Kampagne viel Kritik ausgelöst, in der das Foto eines Mannes zu sehen war, halb in Zivil, halb in Polizeiuniform, dazu die Worte: "Bezahlt, um zu lügen". Mit der Aktion wollte der Konzern auf geheime Spionage-Operationen der britischen Polizei aufmerksam machen. Die Reaktionen waren so heftig, dass Lush die Fotos entfernen ließ.

Ein bisschen Punk, aber doch sehr Cartier: Der französische Juwelier steht für traditionellen Schmuck, die neue Linie "Clash de Cartier" wagt ein bisschen Nonkonformismus. Das Design mit Höckern und aneinandergereihten Metallkugeln lässt an die Subkultur der Achtzigerjahre und Punk-Ikonen wie die Sex Pistols denken. Andererseits sind die Noppen bei näherem Hinsehen sanft gerundet, sie bestehen aus feinem Roségold und werden in einigen Exemplaren mit Korallen kombiniert: Das macht aus den Ringen, Armbändern und Kreolen dann doch klassische Stücke der Haute Joaillerie. So bleibt man sich treu und verliert die junge Kundschaft dabei nicht aus dem Blick. Cartier hat es immer wieder verstanden, mit Stilbrüchen von sich reden zu machen. 1971 entwarf Aldo Cipullo mit "Juste Un Clou" eine heute legendäre Kollektion, deren Schmuckstücke aussehen wie ein simpler Wandnagel.

Jil Sander vermehrt sich: Offensichtlich verzeichnen nicht nur die Umsätze der Marke mit deutschen Wurzeln wieder ein deutliches Plus, auch das Sortiment wächst und wird ab Herbst um "Jil Sander+" erweitert. Gamaschen, Capes, Stiefel, meterlange Schals - alles so hochwertige wie funktionale Kleidungsstücke, die für das Leben außerhalb der Stadt gedacht sind, für Ausflüge in die Berge, ans Meer, aufs Land. Anderswo heißt das Outdoormode, aber das klingt halt nicht so hübsch und distinguiert und passt deshalb so gar nicht in die Welt der Designer Lucie und Luke Meier. Die Farben orientieren sich mit Sand, Weiß, Aquablau oder Granit ebenfalls an der Natur, fast alle Kollektionsteile sind unisex. Das "+" steht außerdem für einen Mehrwert bei den Stoffen. Pullover und Jacken werden möglichst aus Biomaterialien oder recyceltem Kaschmir gefertigt, darüberhinaus sind Kooperationen mit anderen Firmen geplant. Im Herbst wird es als Erstes eine Zusammenarbeit mit Mackintosh geben, der legendären britischen Traditionsmarke für gummierte, wasserdichte Stoffe.

Die Sonne gilt längst als Top-Feind des gesunden Hautbildes, deswegen haben viele Kosmetikmarken in den letzten Jahren hochwertige Schutzprogramme aufgebaut - und dabei die Sonnencreme via Preisschild zum Statussymbol gemacht. Auch Clarins legt ein neues Sonnensystem vor und konzentriert sich dabei auf sehr hohe Schutzklassen (30 und 50) sowie einen "Dry Touch"-Effekt. Damit soll das glänzende Eincremgesicht der Vergangenheit angehören - und der Benutzer vielleicht noch lieber zur Tube greifen (29,50 Euro, clarins.de).

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