Leger am Dom:Ein Wirtshaus mit Flair zum Wohlfühlen

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Die Architekten haben im Leger am Dom gute Arbeit geleistet. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Karte im "Leger am Dom" ist übersichtlich gehalten - und dennoch fällt die Auswahl angesichts des erlesenen Angebots schwer.

Von Rosa Marín

Leger, dieser Ausdruck steht für lässig und zwanglos, wenn es um das richtige Benehmen und die Haltung geht. Bei Kleidungsstücken bedeutet dieses Adjektiv eher bequem und salopp. Und so ist man mächtig gespannt, wie leger es wohl im "Leger am Dom" zugehen mag. Kann man so richtig herumfläzen in diesem Lokal, das vor gut einem Jahr gegenüber der südlichen Domtüre inmitten der Stadt eröffnet hat? Und: Was tragen die Leute dort? Zumal, wenn man weiß, dass die Wirtefamilie Able hier das Zepter führt. Eine Familie, die als Wiesnwirte im Marstall-Festzelt doch eigentlich für allerlei übertourtes Münchner Chichi stehen könnten. Um es vorweg zu schicken: Fläzen kann man in ihrem neuen Lokal nicht - aber man kann sich sehr wohl fühlen, in einem frischen, internationalen Ambiente.

Rosa Marín war ziemlich überrascht, als sich die Türen des geräumigen Restaurants für sie öffneten. In Räumen an der Liebfrauenstraße, wo einst eine kleine Espressobar und ein Ferrari-Store logierten, haben die Ables einen größeren Wurf gelandet. Rotes Ziegelwerk mäandert durch Bögen, wunderbar petrolblaue, breite Samtbänke ziehen sich an den Längsseiten entlang. Deckenhohe Fenster zeigen auf die Fußgängerzone und die Tische im Freien.

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Das österreichische Büro "Innenraumdesign" hat hier Sehenswertes kreiert, der große, steinerne Bartresen ist eine Zierde. Wenn es voll ist und der Münchner Sommer sich von seiner schönsten Seite zeigt, können hier 120 Gäste drinnen und weitere 100 draußen mit Blick auf die Frauenkirche essen und feiern. Von 22 Uhr an wird das Licht gedimmt, der Clubsound dreht leicht auf, alles im angenehmen Bereich. Das Publikum spricht viele Sprachen, es mischen sich Touristen mit Münchner Cliquen. Das Ambiente ist gehoben, die Preise sind es durchweg auch.

Schon mittags ist hier ein Kommen und Gehen. Das Mittagsmenü gibt es von 11.30 bis 15 Uhr, zwei Gänge kosten 13,50 Euro. Täglich wechseln Vorspeise und Hauptgericht oder Hauptspeise und Dessert. Manchmal dauerte es etwas lange, bis der Kellner kommt, er ist dann aber von einnehmendem Wesen und stellt erst mal eine Flasche kalt gepresstes Florentiner Olivenöl auf den dunklen Holztisch, dazu eine Schale mit frischem Kümmel- und Weißbrot.

Der Business Lunch bestand aus einem wunderbaren, superfrischen Salat mit marinierten Karotten- und Paprikastreifen, danach kam eine feine Portion Risotto, von körniger Textur mit Biss. Statt der "Sexy Bowl" wählten wir wegen des bescheuerten Namens lieber die Marrakesch-Bowl (14,80 Euro) und waren begeistert von diesem Salat, der unter der Kategorie Superfood läuft. Kühl und frisch mit Granatapfel, Quinoa, Cashewkernen, Kichererbsen, Datteln und Edamame, aufs schönste vermischt mit Salatherzen. Sehr leicht und angenehm, ein tolles Mittagessen.

Abends begann Rosa Marín das Mahl mit einem Lavendel-Spritz (7,50), apart dekoriert mit lila Zweigen. Belebend auch der Leger Spritz (7,50) mit Aperol, Martini Bianco, Limettensaft, Soda, Minze und Orange. Die Cremesuppe von Abensberger Spargel mit gebratener Jakobsmuschel (9,50) wurde kunstvoll aufgetragen, die zarte, angebratene Muschel lag im weißen Rund, synchron gossen die Kellner am ganzen Tische aus Kännchen den angenehm gesäuerten Spargelsud darüber. Ohne Wumms, aber gut: das Beef-Tatar mit Senf-Mayonnaise, Wachtelei und Schwarzbrotchip (16), sehr fein von der Konsistenz, jedoch lasch gewürzt. Die Leger-Fischsuppe ist ein Hingucker, zurückhaltend die Brühe, damit der Fisch aus See und Meer, die Muscheln und Garnelen, gut zur Geltung kommen, dezent die Sauce Rouille am Rande (17,50).

Die Karte ist übersichtlich gehalten, dennoch fällt die weitere Entscheidung schwer. Black Tiger Spaghetti mit Tomaten und Garnelen (17,50)? Oder Kichererbsencurry mit Tahin-Joghurt (16,50)? Wir entschieden uns fürs 280-Gramm- Entrecote vom Black Angus Rind mit Grillgemüse, Speck-Kartoffeln und Dip, mit 34,50 Euro Spitzenreiter bei den Hauptspeisen, und lagen richtig: Der Teller war in jeder Hinsicht perfekt, das Fleisch kam mit toller Kruste, innen rosa.

Günstig sind die Gerichte im "Leger am Dom" nicht. Aber hier, im Herzen der Stadt, zahlt man für die Aussicht und den schönen Flair mit. (Foto: Stephan Rumpf)

Das geschmorte Lammhaxerl (26,50) mit weißem Bohnenpüree und einer kräftigen Tapenade aus getrockneten Tomate, Oliven und Kapernblüten geriet ebenfalls butterweich, die ansprechende Portion löste sich leicht vom Knochen. Zu Mäkeln gab es lediglich etwas beim Leger Backhendl (23) mit Kartoffel-Feldsalat, Kürbiskern-Pesto und Preiselbeeren. Es kamen drei trockene Stücke aus der Brust unter dicker Panade, die an Fastfood-Chicken Nuggets erinnerten.

Rosa Maríns Laune hob sich erst wieder, als ein fruchtiger Chiapudding (11) erschien. Leicht salzige Knusperblätter, Kokosschaum, Chiasamen und Erdbeerpuree türmten sich zu einem mächtigen Dessert auf, das sich dann aber als fruchtig, cremig und leicht erwies. Köstlich. Die Käseauswahl mit Trauben, Nüssen und Feigensenf (15) war für den Preis sehr klein geraten. Aber hier, im Herzen der Stadt, zahlt man ja auch für die Aussicht und den schönen Flair mit.

© SZ vom 18.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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