Im Fall der Vorwürfe um sexuellen Missbrauch im Österreichischen Skiverband (ÖSV) in den 1970er Jahren wird ein von Ex-Cheftrainer Charly Kahr angestrengter Prozess nicht erneut verhandelt. Kahr hatte eine ehemalige Skirennläuferin und ihren Ehemann wegen übler Nachrede verklagt und nach dem Freispruch im Januar am Bezirksgericht Bludenz Berufung angekündigt. Wie der Anwalt des Ehepaars nun der österreichischen Nachrichtenagentur APA mitteilte, wurde die Berufung zurückgezogen.
Kahr hatte dem Ehepaar üble Nachrede vorgeworfen, weil sie in zwei Whatsapp-Nachrichten an Ex-Skirennfahrerin Annemarie Moser-Pröll Missbrauchsvorwürfe gegen Kahr erhoben hatten. Moser-Pröll leitete die Nachrichten damals an Kahr weiter, der reagierte mit der Klage. Das Gericht sprach das angeklagte Ehepaar frei, weil die Nachrichten nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Die zunächst angekündigte Berufung zog Kahr nun seines hohen Alters und seiner Gesundheit wegen sowie aus Rücksicht auf seine Familie zurück, wie die APA aus dem Antrag zitiert.
Die frühere Rennläuferin Nicola Werdenigg, die in ihrer aktiven Zeit unter ihrem Mädchennamen Spieß gestartet war, hatte mit ihren Vorwürfen über sexuelle Übergriffe im Skisport im November 2017 die Diskussion ins Rollen gebracht. Anfang Februar 2018 erhoben zwei weitere frühere ÖSV-Fahrerinnen schwere Vorwürfe gegen Kahr.