30 Jahre Gameboy:Level up

30 Jahre Game Boy - Ein Wiedersehen mit Super Mario

1996 kam das erste Pokémon-Spiel für den Gameboy heraus, von da an eroberten die bunten Monster die Kinderzimmer.

(Foto: Andrea Warnecke/dpa)

Der Nintendo Gameboy holte vor 30 Jahren die Videospiele aus den düsteren Hallen und wurde zum Symbol einer neuen Gaming-Kultur. Doch was machte ihn so erfolgreich?

Von Mirjam Hauck und Caspar von Au

Mit einem Klicken rastet der Schalter ein. Auf dem Bildschirm schiebt sich in Pixelschrift das Wort "Nintendo" langsam ins Zentrum, ein kurzer Piepton erklingt. Schon dieses kurze Vorspiel ruft Erinnerungen wach. Erinnerungen an die Abenteuer als Pokémon-Trainer, an die Insel Cocolint als heldenhafter Link und an die zahllosen Abstürze als Klempner Mario.

30 Jahre ist der Gameboy nun schon alt: Am 21. April 1989 kam er auf den Markt, zunächst in Japan. Die tragbare Spielekonsole von Nintendo hat eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Der Gameboy in der Modellvariante Classic und in den Weiterentwicklungen als Pocket oder Color wurde bis zum Jahr 2003 etwa 119 Millionen Mal verkauft und gab der "Generation Gameboy" einen einprägsamen Namen. Doch nicht nur Kinder spielten damit, Nintendo bewarb die kleine Konsole zum Beispiel auch in Bordmagazinen, die sich an erwachsene Fluggäste richteten. Der Gameboy holte die Videogames aus den Spielhallen und sorgte dafür, dass es heute ganz normal ist, auch unterwegs und in der Öffentlichkeit zu spielen.

Der erste Gameboy war der Konkurrenz unterlegen. Doch die Spiele waren extrem beliebt

Auf den ersten Gameboy und seine kleineren Weiterentwicklungen wie den Gameboy Color folgte 2001 der Gameboy Advance, der sich optisch deutlich vom Ursprungsmodell unterschied: Die Steuerungsknöpfe waren nun neben dem Display angebracht. Bis heute leben Idee und Gestalt der mobilen Konsole in Form des Nintendo 3DS bis heute weiter.

Doch was machte den Gameboy so erfolgreich? Schließlich war das Kästchen nicht die erste mobile Konsole auf dem sich gerade entwickelnden Markt der elektronischen Videospiele. Mit dem Lynx von Atari und dem Game Gear von Sega gab es zu dieser Zeit durchaus schon Konkurrenz bei den Handheld-Konsolen. Und die hatte sogar Features, die dem ersten Gameboy fehlten, zum Beispiel einen Farbbildschirm. Das LCD-Display der ersten Gameboys war schwarz-weiß und hatte keine Hintergrund-Beleuchtung. Die Auflösung lag gerade mal bei 160 zu 144 Pixeln.

René Meyer, Autor zahlreicher Videospielbücher und Sammler alter Konsolen, weiß, warum der Gameboy sich trotzdem durchsetzen konnte. Denn trotz der eher einfachen Ausstattung hatte er auch Vorteile - zum Beispiel die Batterielaufzeit. "Mit ihm konnte man einfach länger spielen als mit den anderen tragbaren Konsolen", sagt Meyer. Zudem konnten zwei Spieler ihre Gameboys per Kabel miteinander verbinden und so gegeneinander antreten. Aber am wichtigsten, sagt Meyer, waren die Spiele - allen voran Tetris.

Das Spiel, bei dem unterschiedlich geformte Klötzchen herabfallen und möglichst effizient aufeinandergestapelt werden müssen, hatte ein Moskauer Wissenschaftler entwickelt. Tetris wurde auch schnell im Westen populär, vor allem in der Version, die an Münzautomaten gespielt werden konnte. Nach längerem Hin und Her und mit einem Millionenangebot sicherte sich schließlich Nintendo die Rechte an Tetris für Handheld-Konsolen.

Neben dem elektronischen Puzzlespiel begeisterten auch die sogenannten Adventures und Jump-and-runs die Nutzer. Darunter viele Spiele, die es bis heute gibt. Die Figur begibt sich auf eine Heldenreise, besteht Abenteuer, muss laufend und hüpfend Hindernisse überwinden und ab und an Gegenstände einsammeln.

Dazu gehören die Spielereihen "The Legend of Zelda", "Pokémon" und "Mario". Gerade einmal zwölf Pixel misst zum Beispiel der Klempner Mario in "Super Mario Land", der Gameboy-Adaption des erfolgreichen Jump-and-runs-Spiels "Super Mario Bros." (1985). Vom Prinzip her ähnelt es stark dem Vorbild, doch der Gameboy ermöglichte es den Fans erstmals, solche Spiele unterwegs zu spielen. Super Mario Land wurde schnell zu einem großen Erfolg. Spiele wie "The Legend of Zelda: Link's Awakening" und "Pokémon Blaue Edition" und "Rote Edition" prägten zudem eine ganz neue Ästhetik. Gerade das Pokémon-Universum mit seiner populären Anime-Serie, den Sammelkarten und Kinofilmen hat seinen Erfolg insbesondere dem Gameboy zu verdanken.

Gamer in Deutschland konnten ein Ottifanten-Spiel kaufen, mit den berühmten Figuren des Komikers Otto

Neben diesen weltweit beliebten Spielen gab es von Nintendo auch auf eher regionale Märkte zugeschnittene Produkte. So konnten Gamer in Deutschland beispielsweise ein Ottifanten-Spiel kaufen, mit den berühmten Figuren des Komikers Otto.

Die Geschichte des Gameboys ist eng mit dem Namen Gunpei Yokoi verknüpft. Er arbeitete bereits seit den 1960er-Jahren bei Nintendo, und gleich eine seiner ersten Erfindungen, der ausstreckbare Greifarm "Ultra Arm" - wurde ein kommerzieller Erfolg. Der Japaner entwickelte auch den Vorgänger des Gameboy, den Game & Watch. Das Gerät enthielt einfache Spiele, die man nicht wechseln konnte. Dennoch verkaufte Nintendo mehr als 40 Millionen Stück davon.

Doch nicht alles, was Gunpei Yokoi sich ausdachte, war kommerziell so erfolgreich wie der Gameboy und sein Vorgänger. Als großer Flop der Nintendo-Geschichte gilt sein "Virtual Boy" von 1995. Das Gerät war eine Art unförmige 3-D-Brille, allerdings verursachte es schnell Kopfschmerzen. Diesen Warnhinweis hatte Nintendo sogar auf die Verpackung des Geräts gedruckt. Insgesamt wirkte das Gerät also eher abschreckend auf Spieler. Dem Andenken Yokois schadete das aber überhaupt nicht - der Gameboy mit seinem Status als Symbol der Spielekultur überstrahlt auch 30 Jahre nach seiner Erfindung noch alles.

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30 Jahre Gameboy
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