Paris:Mehr als 100 Festnahmen bei Gelbwesten-Demo

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Auch am Osterwochende gingen die Proteste der Gelbwesten in Paris wieder mit Brandstiftungen einher. (Foto: AFP)
  • Fünf Tage nach dem verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame ist es bei Protesten der Gelbwesten erneut zu Ausschreitungen gekommen.
  • Mehr als hundert Menschen wurden festgenommen.
  • Allerdings gingen deutlich weniger Menschen auf die Straße als zuvor erwartet.

"Wir wollen leben, nicht nur überleben", das steht auf den Transparenten, die die Vertreter der Gelbwesten-Bewegung an diesem Samstag durch die Straßen von Paris tragen. Es ist das 23. Mal, dass die Regierungsgegner auf die Straße gehen, und erneut kommt es zu Auseinandersetzungen. Demonstranten errichten an mehreren Stellen brennende Barrikaden und werfen Steine auf Polizisten. In der Nähe der Place de la République im Osten der Pariser Innenstadt gehen mehrere Fahrzeuge in Flammen auf. Die Polizei setzt Tränengas und Blendgranaten ein.

Bis zum frühen Nachmittag seien in der Hauptstadt mehr als 100 Menschen festgenommen worden, berichtete der Sender Franceinfo unter Berufung auf Behörden. Außerdem habe es mehr als 11 000 präventive Kontrollen gegeben.

Die Bewegung protestiert seit Mitte November gegen die Reformpolitik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. In Paris sind rund um die bei einem Brand schwer beschädigte Kathedrale Notre-Dame und die Champs-Élysées keine Proteste erlaubt. Auf der Champs-Élysées war es in der Vergangenheit immer wieder zu heftigen Ausschreitungen gekommen.

Es ist das 23. Wochenende in Serie, an dem Anhänger der Bewegung in Frankreich demonstrieren. (Foto: REUTERS)

"Millionen für Notre-Dame, aber was ist mit uns Armen?"

Für das Osterwochenende hatten einige Führungsfiguren der zersplitterten Bewegung bereits vor Wochen zu Protesten aufgerufen. Die Polizei in Frankreich hatte sich daher erneut auf schwere Ausschreitungen vorbereitet - der Innenminister hatte ein großes Sicherheitsaufgebot angekündigt. Große Teile der Pariser U-Bahn sind daher außer Betrieb und mehr als 60 000 Polizisten in ganz Frankreich im Einsatz. Ärger gibt es unter einigen Anhängern der Bewegung über die hohen Spenden, die in kurzer Zeit für den Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame zusammenkamen. "Millionen für Notre-Dame, aber was ist mit uns Armen?" stand etwa auf dem Schild eines Demonstranten.

Dennoch fallen die Demonstrationen am Samstag deutlich kleiner aus als noch vor einer Woche. Gegen 14 Uhr haben sich in Paris etwa 6700 Menschen versammelt, im ganzen Land sind es knapp 10 000, schreibt die französische Zeitung Le Figaro. Am vergangenen Wochenende waren noch 30 000 Gelbwesten auf der Straße, Mitte November sogar mehr als 280 000.

© SZ.de/dpa/cku - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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